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Neue KonkurrenzStudie: Autobauer aus Asien fahren deutschen Konzernen davon

Lesezeit 3 Minuten
Deutsche Hersteller wie VW leiden unter schwacher Nachfrage und hohen Kosten. (Archivfoto)

Deutsche Hersteller wie VW leiden unter schwacher Nachfrage und hohen Kosten. (Archivfoto)

Die Autoindustrie steckt in der Krise. Doch eine Analyse zeigt: Probleme gibt es vor allem in Deutschland und den USA. Anderswo läuft es deutlich besser.

Die deutschen Autokonzerne geraten gegenüber der Konkurrenz aus Asien immer mehr ins Hintertreffen. Das zeigt eine Analyse, für die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY die Zahlen der 20 weltweit führenden Hersteller ausgewertet hat. Während die deutschen Konzerne im ersten Quartal dieses Jahres Umsatz und Gewinn einbüßten, konnten vor allem die neuen Konkurrenten aus China deutlich Boden gutmachen.

So nahm der Umsatz der drei deutschen Autobauer zusammengenommen um 2,3 Prozent ab. Nur VW schaffte noch ein leichtes Plus, BMW und Mercedes dagegen rutschten deutlich ab. Der Gewinn brach sogar bei allen dreien ein, zusammengenommen um rund ein Drittel. Ähnlich sah es bei den US-Herstellern aus, die zusammen 2,9 Prozent Umsatz einbüßten und ebenfalls fast ein Drittel beim Gewinn.

Deutlich besser lief es in Asien, vor allem in China. Hersteller aus der Volksrepublik legten beim Umsatz um knapp 15 Prozent zu, beim Gewinn sogar um 66 Prozent. Allen voran BYD und die Volvo-Mutter Geely legten kräftig zu. Auch Hersteller aus Japan und Südkorea schlugen sich besser als Europäer und Amerikaner. Am Ende kamen fünf der sechs profitabelsten Autobauer der Welt aus Asien. Nur BMW schaffte mit 9,3 Prozent Umsatzrendite noch den Sprung auf Platz drei.

Autoindustrie in der Krise

Eine Trendwende ist nach Einschätzung des EY-Marktbeobachters Constantin Gall nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Krise dürfte sich im Laufe des Jahres weiter zuspitzen. „Die Autoindustrie muss gerade an vielen Fronten kämpfen, für einige etablierte Hersteller steht das komplette Geschäftsmodell auf dem Spiel“, so der EY-Experte. „Wenn die Gewinne weiter erodieren, wird sich bei einigen Herstellern die Existenzfrage stellen, denn der Wettbewerbsdruck in der Autobranche ist derzeit brutal.“

Die etablierten Autobauer - allen voran die deutschen - hätten derzeit mit einer Vielzahl an Problemen zu kämpfen: Die schwache Konjunktur bremse die Nachfrage, hohe Kosten und der schleppende Hochlauf der E-Mobilität drückten aufs Ergebnis. „Hinzu kommt das Wegbrechen des chinesischen Marktes, auf dem einheimische Player zunehmend die bisherigen westlichen Marktführer verdrängen“, erklärte Gall.

US-Zölle belasten

Verschärfend wirken die neuen Zölle von 25 Prozent, die US-Präsident Donald Trump seit April beim Auto-Import erhebt. „Im schlimmsten Fall werden die angedrohten hohen Zölle Milliarden-Einbußen nicht nur bei den europäischen, sondern auch bei den US-Herstellern zur Folge haben“, befürchtet Gall. Das werde die Renditen weiter nach unten treiben. „Der Abstand zu den chinesischen Herstellern, die nicht in den USA vertreten sind, wird sich weiter vergrößern.“

Mehrere Hersteller und Zulieferer kündigten in den vergangenen Monaten bereits Sparprogramme mit Stellenabbau an. Allein Volkswagen will bei seiner Kernmarke bis 2030 jeden vierten Job in Deutschland streichen. Nur mit Sparen sei es aber nicht getan, sagt Gall. „Die westlichen Autokonzerne müssen sich komplett neu erfinden.“ Dazu gehöre auch eine konsequente Digitalisierung, mehr Tempo bei der Fahrzeugentwicklung und schnellere Entscheidungen.

China als Vorbild

Dabei könnten die Hersteller von den neuen Herausforderern aus Fernost lernen. „Gerade der Erfolg der chinesischen Anbieter hat gezeigt: Es geht nicht darum, einfach viel Geld zu investieren“, sagt Gall. „Mindestens ebenso wichtig sind Schnelligkeit, Flexibilität und eine klarere Fokussierung aller Investitionen.“

Immerhin: Einen Achtungserfolg kann VW im ersten Quartal verbuchen. Beim Umsatz lagen die Wolfsburger laut der EY-Analyse hauchdünn vor Toyota auf dem weltweiten Spitzenplatz. Beim Absatz und beim operativen Gewinn lagen dagegen die Japaner klar vorn. VW hatte zuletzt 2019 mehr Autos als Toyota verkauft, musste die Position als weltgrößter Autobauer dann an die Japaner abgeben. (dpa)