Mehr Flüge und viele ProblemeSo will Eurowings endlich pünktlicher werden

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Ein Eurowings-Flieger vor dem Flughafen Köln/Bonn

Ein Eurowings-Flieger vor dem Flughafen Köln/Bonn

Köln – Was die Verspätungen angeht, war der Sommer 2018 in Mitteleuropa eine Katastrophe. Die von den diversen nationalen Flugsicherungen verursachten Verspätungen haben sich 2018 nach Angaben der Behörde Eurocontrol mehr als verdoppelt. Nach den Statistiken haben damit ein knappes Viertel der Verspätungen ihre Ursache in der Flugsicherung. An vielen weiteren Verzögerungen sind die Fluggesellschaften selbst schuld. Laut Eurowings-Manager Michael Klee können die Fluggesellschaften mögliche Verspätungen aber nur zu maximal einem Drittel selbst beeinflussen. Der Rest sei verursacht durch Schnee, Gewitter und etwa durch Streiks beim Kabinen- und Bodenpersonal, den Piloten oder der Flugsicherung. Am Mittwoch etwa fielen hunderte Flüge in Europa aus, weil es in Belgien einen Generalstreik gab. Auch die Kölner Lufthansa-Tochter Eurowings war davon betroffen. Sechs Flüge mussten gestrichen werden.

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Insgesamt gehörte Eurowings im Sommer 2018 zu den größeren Sorgenkindern in Sachen Verspätung. Das weiß man im Management des Billigfliegers. „Wir haben 77 Flieger zusätzlich in Betrieb genommen, und das ist sicher nicht immer reibungslos verlaufen“, sagt Michael Knitter, für den Flugbetrieb zuständiger Geschäftsführer der Eurowings. Weil dieses Jahr noch drei Prozent mehr Flüge bei weniger Fluglotsen erwartet werden, sind neue Verspätungen in den flugreichen Sommermonaten eigentlich programmiert. Damit das nach Möglichkeit in Grenzen gehalten wird, hat der Lufthansa-Ableger nun ein Maßnahmenpaket gegen Flugverspätungen aufgelegt. Ein Überblick über Pläne und Entwicklungen. 

Was plant Eurowings gegen Verspätungen?

„Scope“ nennt die Fluggesellschaft ihr Programm zur Reduktion von Verspätungen. Laut Eurowings-Manager Knitter hat die Gesellschaft dafür 50 Millionen Euro in die Hand genommen. Um Möglichkeiten zur Verringerung von Verspätungen und Flugausfällen zu eruieren, hat Eurowings in ihrer Zentrale am Köln/Bonner Flughafen eine Art Lagezentrum eingerichtet. Dort arbeiten zurzeit mehr als 40 Mitarbeiter daran, die Probleme in den Griff zu bekommen. Das Team ist bunt zusammengesetzt aus Spezialisten für Flug, Kabine, Technik, Kundenservice und Bodenabfertigung. Ende März beginnt der verkehrsreiche Sommerflugplan bei Eurowings. Dann soll die Projektgruppe fertig und Scope abgeschlossen sein, um künftig pünktlicher zu fliegen.

Was bringen Zeitpuffer?

Im neuen Flugplan ab März bekommen die Reisezeiten je nach Airport und Route bis zu einer Viertelstunde mehr Puffer. Dadurch sinkt das Risiko, dass sich eine Verspätung über den Tag fortsetzt oder sich gar noch vergrößert, weil ein verspäteter Flug an einem besonders vollen Drehkreuz die zugewiesene Startzeit verpasst und nun warten muss, bis es ein neues Zeitfenster gibt.

Was bringen zusätzliche Maschinen?

Wellenbrecher nennt die Eurowings die Idee, Verspätungen durch Reserveflugzeuge zu reduzieren. Diese Jets werden als Reserve zur Tagesmitte vorgehalten. Die Maschinen bekommen um die Mittagszeit keine Verbindungen zugewiesen und können einspringen, falls bis dahin bei einem anderen Jet die Verzögerungen zu groß werden. Auf zwölf Flieger soll eine Reservemaschine kommen. Das kostet zwar Umsatz, doch es kann sich lohnen. Denn inklusive der Entschädigungen kostet ein um drei Stunden verspäteter Flug in Europa Branchenkennern zufolge rund 50 000 Euro.

Wie sollen die Dienstleister Verspätungen reduzieren?

Eurowings hat sich ein Bonus/Malus-System für externe Dienstleister ausgedacht. Will heißen, wenn etwa externe Firmen im Bodenpersonal oder Gepäckabfertiger Verspätungen reduzieren oder zu einer Reduktion beitragen, sollen sie dafür einen finanziellen Anreiz erhalten. Im Gegenzug werden Firmen, die Verspätungen verursachen, finanziell sanktioniert.

Was ändert sich für die Passagiere der Billig-Airline?

Ein großes Zeit-Problem entsteht durch das Handgepäck der Passagiere. Denn in einem Airbus A 320 mit 180 Sitzplätzen ist nur Raum für 60 echte Trolleys. Um das zu umgehen, haben Fluggäste, die den Basis-Tarif gebucht haben, bald nicht mehr in jedem Fall das Recht, das Handgepäck mit in den Jet zu nehmen. Sie sollen es, falls ein Flieger zu voll ist, künftig wie ein Gepäckstück aufgeben müssen. Gebühren sollen dafür aber anders als bei Ryanair nicht anfallen.

Wie werden Passagiere über Verspätungen informiert?

Eurowings bittet seine Kunden, der Airline ihre Handynummer mitzuteilen. Sie würde nicht zu Werbezwecken genutzt sondern dafür, Passagiere über Verspätungen und Flugausfälle automatisiert zu informieren. Außerdem gibt es eine App fürs Handy mit solchen Infos.

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