Flaschenmangel bei BierherstellernKölsch-Brauerei ruft zu Pfandrückgabe auf

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Abfüllanlage

Abfüllanlage in Köln

Köln – Vielen Brauereien gehen derzeit die Bierflaschen aus, das Problem hat nun auch Köln erreicht. „Speziell die Longneckflasche in der Größe von 0,33 Litern ist absolute Mangelware“, sagt Michael Rosenbaum, Geschäftsführer der Brauerei Malzmühle im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Flasche ist für Bier geeignet, die Malzmühle nutzt sie aber vor allem für ihre Limonade „Kölsches Wasser“. Grund für die Probleme ist der Ausfall einer großen Glashütte in der Ukraine, die durch den Krieg zerstört wurde.

Klare 0,33-Liter-Flaschen sind Mangelware

Die Hütte soll geschlossen sein, das Glas in der Fabrikation erkaltet. Damit ist die Industrieanlage im Grunde Schrott. „Ich möchte die Kunden aufrufen, ihre leeren Flaschen und Kästen so schnell wie möglich zurückzubringen, um einem Lieferengpass entgegenzuwirken“, sagt Co-Brauereichef Rosenbaum.

Dass Flaschen mal etwas knapper werden, ist grundsätzlich nichts Neues: Der Verband Private Brauereien Bayern spricht von einem Phänomen, das „in der Regel jährlich auftritt, weil in den Sommermonaten mehr Bier getrunken wird“. Erschwerend kämen in diesem Jahr aber die stark gestiegenen Energiepreise und ein mögliches Gas-Embargo oder ein Gas-Lieferstopp aus Russland hinzu, sagte Verbandssprecher Benedikt Meier der Bild-Zeitung.

Flaschen durch Energiepreisanstieg deutlich teurer

Glasflaschen würden unter Einsatz von Gas hergestellt, der Preis sei stark gestiegen. Eine neue Glasflasche sei etwa doppelt so teuer wie das Pfand, den die Brauerei dafür verlangen könne. Es sei zu befürchten, dass die eine oder andere Brauerei Leergutprobleme bekommen könnte, sagte Meier.

Dabei spielten auch die Vertriebswege eine Rolle. Die kleinen und mittelständischen Brauereien, die im Radius von 50 Kilometern um den Standort ihr Bier vertrieben, erhielten in der Regel schneller Leergut zurück. Eichele sagte der Zeitung: „Wer keine langfristigen Verträge hat, muss für neue Glasflaschen zurzeit 80 Prozent mehr bezahlen als noch vor einem Jahr.“ Einigen Brauereien drohe der Leerlauf, „sie stehen vielleicht bald ohne Flaschen da“. Auch er sagt: Verbraucher sollten Leergut möglichst schnell im Handel zurückgeben, um die Situation zu entspannen.

Trend zur Individualflasche verschärft Probleme

Laut Malzmühlen-Chef Rosenbaum verschärft auch der Trend zu Individualflaschen der Brauereien die Knappheit beim Glas. Denn immer mehr Bierhersteller greifen nicht auf die Poolflaschen zurück, die von nahezu allen großen Brauereien verwendet werden, sondern auf eigene Kreationen, etwa mit der Prägung des Biernamens im Glas. Die jeweiligen Pools sind dann sehr klein.

„Beim Aussortieren in den Getränkemärkten werden dann oft eigentlich noch intakte Flaschen weggeworfen“, sagt Rosenbaum. Neben der Malzmühle finden sich im Handel auch Flaschen der Brauerei Reissdorf, die durch eine Prägung des Firmennamens unterhalb des Flaschenhalses individualisiert sind und damit nicht von anderen Brauereien genutzt werden können.

Auch Schnapsflaschen von Gaffel knapp

Die Brauerei Gaffel, einer der größten Hersteller von Kölsch, setzt beim Bier fast ausschließlich auf Pool-Flaschen. „Für Fassbrause nutzen wir auch die inzwischen rare 0,33-Liter-Flasche aus Klarglas, allerdings haben wir uns vor der Sommersaison großzügig eingedeckt“, sagt Gaffel-Marketingchef Thomas Deloy. Um einem Mangel an Bierflaschen vorzubeugen rät er trotzdem zur Achtsamkeit.

„Die Kunden sollten insbesondere keine Kronkorken in die Flaschen werfen. Außerdem ist es gut, die Flaschen rechtzeitig in den Handel zurückzubringen um Engpässe zu vermeiden und aus Gründen der Nachhaltigkeit mit den Flaschen sorgsam umzugehen“, sagt Deloy. Gaffel hat aber noch ein anderes Glasproblem: Die Spirituosen-Reihe namens „Spirit“ wird in Klarglasflaschen abgefüllt. „Hier gibt es Engpässe wegen des Wegfalls der ukrainischen Glasbrennerei, die praktisch weggebombt wurde“, sagt Deloy.

Bedarf dürfte dieses Jahr noch höher sein

Auch die Großbrauerei Veltins im Sauerland setzt auf eine Individualflasche, bei der das Wort „Veltins“ eingeprägt ist. „Aktuell gibt es keine Erkenntnisse, dass es schon eng ist, die Märkte sind voll mit Ware“, sagt ein Unternehmenssprecher. Allerdings stehe die Saisonspitze im Sommer noch bevor. Der Bedarf dürfte in diesem Jahr höher ausfallen als in den zurückliegenden Pandemiejahren. Zudem könnte es einen Urlaubseffekt beim Leergut geben: Weil mehr Familien wieder in den Urlaub fahren, könnten mehr leere Bierflaschen einen längeren Zeitraum im Keller stehen bleiben.

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Der Kölner Brauerei-Verband sieht den potenziellen Flaschenmangel insgesamt weniger drastisch als einzelne Brauer oder die Kollegen in Bayern. „Wir bewegen uns auf einem regionalen Markt und haben den Vorteil, dass der Rückfluss an Flaschen zügig erfolgt“, sagt Verbands-Geschäftsführer Christian Kerner. Außerdem setze die Mehrheit der Kölschbrauer auf Flaschen aus dem Mehrwegpool mit anderen Herstellern. (mit dpa)

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