Ford stoppt Produktion in EuropaKölner Werk wird auf unbestimmte Zeit geschlossen

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  • Die Coronakrise trifft den Kölner Autobauer Ford hart, ab Donnerstag macht der größte Arbeitgeber der Stadt seine Produktion dicht.
  • Das Unternehmen befindet sich mitten in einem Sparprogramm – das nun womöglich ausgeweitet werden muss.
  • Zum Zeitrahmen der Werksschließung gibt es nur vage Angaben.

Köln – Ford schließt aufgrund der Corona-Krise nahezu alle Werke in Europa. Ab Donnerstag wird bis auf Weiteres an den Standorten nicht mehr gearbeitet. Betroffen ist das Werk in Köln, wo der Fiesta gebaut wird.

Insgesamt 7000 Mitarbeiter werden die Arbeit in der Fertigung und den angrenzenden Bereichen niederlegen müssen. In Saarlouis, wo der Focus gebaut wird, müssen rund 5000 Ford-Mitarbeiter die Arbeit ruhen lassen. Bereits am Montag war der Fahrzeugbau von einem Zwei- auf einen Einschicht-Betrieb heruntergefahren worden.

Valencia bereits am Montag geschlossen

Ebenfalls am Montag war bereits das Werk im spanischen Valencia wegen Covid-19-Infektionen in der Belegschaft geschlossen worden. Am Standort, wo die größeren Modelle Mondeo, S-Max und Galaxy gebaut werden, arbeiten 7000 Mitarbeiter. Auch der rumänische Standort Craiova wird, wo unter anderem der Ford EcoSport produziert wird, schließt. Vorerst noch nicht betroffen sind die Werke in Großbritannien.

Ford hatte bereits vor einigen Tagen einen Großteil seiner Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Nach Unternehmensangaben arbeiten bereits rund 10.000 Menschen in Deutschland von zu Hause. Alle persönlichen Konferenzen und Meetings sind abgesagt und finden nur noch per Video- oder Audio-Schaltung statt. Lieferanten und Besucher werden nur mit Ausnahmegenehmigungen auf das Kölner Gelände gelassen. Und auch alle Werksführungen sind vorerst gestrichen.

„Produktion eingeschränkt getroffen“

„Das Coronavirus hat unsere Produktionskapazitäten glücklicherweise bislang nur sehr eingeschränkt getroffen“, sagt Ford-Europa-Chef Stuart Rowley. Die Effekte auf die Mitarbeiter, die Händler, die Kunden sowie die europäische Gesellschaft als Ganzes seien aber ohne Beispiel, so Rowley. Man werde den Verlauf der Pandemie abwarten und dann entscheiden, wann die Produktion wieder hochgefahren werde.

Wie hoch der Ausfall pro Tag sein wird, dazu gab es von Ford gestern keine Angaben. Dem Vernehmen nach werden neben Kurzarbeit auch Szenarien zur Inanspruchnahme von Staatshilfen diskutiert. Auch ob das im vergangen Jahr aufgesetzte Sparprogramm in seinem jetzigen Umfang aufrechterhalten werden kann oder ausgeweitet werden muss, ist noch unklar. Bislang sollen in Europa insgesamt 12.000 der mehr als 50.000 Stellen gestrichen werden. In Deutschland mit den Standorten Köln und Saarlouis entfallen 5400 der 24.000 Stellen.

Auch VW schließt seine Werke

Auch der weltgrößte Autobauer Volkswagen schließt wegen der Ausbreitung des Coronavirus für voraussichtlich zwei bis drei Wochen einen Großteil seiner Werke in Europa. Das kündigte VW-Chef Herbert Diess bei Vorlage der Jahresbilanz in Wolfsburg an. Produktionsunterbrechungen gibt es laut Diess bereits diese Woche in Werken in Spanien, Portugal, Italien und in der Slowakei. „Die meisten anderen deutschen und europäischen Werke des Konzerns“ bereiten sich demnach darauf vor. „Wir nehmen vorübergehende Kapazitätsreduzierungen vor und sichern Logistikketten“, sagte der VW-Chef.

In China dagegen, wo das Virus erstmals aufgetaucht war, wurde die Produktion laut Diess bereits wieder aufgenommen. Dort stiegen die Auslieferungszahlen im März wieder. „In Europa und global steht uns die Krise noch bevor“, warnte der VW-Chef. Es seien „nachhaltige Konjunktureinflüsse zu befürchten“.

Immerhin geht VW mit einer guten Geschäftsbilanz in die Krise. Der Autobauer steigerte seinen Umsatz 2019 nach eigenen Angaben um rund sieben Prozent auf 253 Milliarden Euro, das Ergebnis nach Steuern betrug 14 Milliarden Euro und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Inwiefern die Produktionseinschränkungen die Zahlen im laufenden Geschäftsjahr drücken, ist ungewiss.

Opel-Mutter schließt alle europäischen Werke

Auch andere Hersteller haben sich mittlerweile zum Produktionsstillstand entschlossen. Die Opel-Mutter PSA schloss wegen der Pandemie alle Werke in Europa bis zum 27. März. In den Opel-Werken in Eisenach und Rüsselsheim wird die Arbeit ab Dienstag ausgesetzt. In Mülhausen in Frankreich und in der spanischen Hauptstadt Madrid stehen die Bänder demnach bereits seit Montag still.

Seit gestern sollen neben den deutschen Werken auch drei weitere in Frankreich, ein weiteres in Spanien sowie die Fabriken in Polen und in Großbritannien folgen. Am Mittwoch schließen den Angaben zufolge drei Werke in Frankreich, Spanien und Portugal, am Donnerstag dann zwei in Großbritannien und in der Slowakei.

Renault kündigte am Montag die Schließung sämtlicher Fabriken in Frankreich an. Kurz zuvor hatte der Autobauer bereits angekündigt, dass in seinen vier Werken in Spanien die Bänder stillstehen sollen. In Frankreich sind nach Unternehmensangaben rund 18.000 Menschen an zehn Standorten betroffen, in Spanien rund 10.000 Beschäftigte.

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Fiat Chrysler teilte mit, der Autobauer reagiere mit der Schließung eines Großteils seiner Werke in Europa „effektiv“ auf die Unterbrechung der Nachfrage. Geschlossen werden vier Fabriken in Italien, eine in Polen und eine in Serbien. Auch der französische Reifenhersteller Michelin stellt seine Produktion zu einem großen Teil ein. Rund 20000 Mitarbeiter sind betroffen. (mit dpa)

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