Für den PrivatgebrauchHändler verkaufen Panzer bei Ebay und Co.

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Ein Panzer des Typs M1 Abrams der US Army.

Bei Ebay und auf anderen Onlineportalen verkaufen Händler Panzer an Sammler. (Symbolbild)

Bei Ebay und auf diversen Webseiten werden alte Panzer zum Verkauf angeboten. Auf Sammler üben sie eine Faszination aus – aus unterschiedlichen Gründen.

Man kann sich online alles kaufen – sogar schwere militärische Fahrzeuge für zu Hause, was angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der endlosen Diskussion über Panzerlieferungen für den Angegriffenen einen höchst seltsamen Beigeschmack hat. Bei Ebay ist trotzdem so einiges im Angebot. Zwischen Panzermodellen und Panzerfotografien bietet beispielsweise ein Zwischenhändler für seine Kunden einen M 578 an, einen „leichten Bergepanzer“ aus amerikanischer Fertigung.

Ein Kran auf Ketten – der M 578 ist für 65.000 Euro zu haben

Zum Preis von 65.000 Euro ist dieses 25 Tonnen schwere Kettenfahrzeug aus Zeiten des Kalten Krieges zu haben – gebaut, um leicht gepanzerte, beschädigte Fahrzeuge von einem Schlachtfeld zu bergen. Eine Funktion, die im durchschnittlichen deutschen Garten nicht benötigt wird.

Diverse polnische und tschechische Websites finden sich im Internet, die vornehmlich russische Panzermodelle einkaufen und anbieten – etwa den T 72 mit russischen oder polnischen Motoren oder die 257 Pion „Pivonka“ – eine Art selbstfahrende Kanone auf einem T-80-Kettenfahrgestell. „Das braucht man gar nicht erst zu probieren“, erklärt ein deutscher Sammler, der namentlich nicht genannt werden will, im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Sie bekommen als Sammler heutzutage keinen Kampfpanzer mehr ins Land.“

Der Fall eines Sammlers in Kiel schlug 2015 Wellen

Wenn ein solches Gefährt in Deutschland auftaucht, sorgt es für Aufsehen. Im Sommer 2015 etwa wurde – im Zuge von Ermittlungen zu von Nazis geraubter Kunst – im Kieler Vorort Heikendorf ein 40 Tonnen schwerer deutscher Panzerkampfwagen Panther aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmt. Die Ermittler bargen das Wrack in einem zweitägigen Einsatz aus einer Villa – dazu auch noch unter anderem eine Flugabwehrkanone (Flak), einen Torpedo und diverse Maschinen- und Sturmgewehre. Der Panzer wurde mithilfe von Bundeswehr-Bergepanzern aus dem Keller des 84‑jährigen Besitzers geholt.

Haus und Panther (angeblich in England gekauft) überstanden die Aktion nur mit massiven Schäden. Ortsansässige sprangen dem alten Herrn zur Seite, erinnerten sich an das große Schneechaos von 1978, bei dem sein Panzer als Räumfahrzeug im Einsatz war. Verurteilt wurde der Sammler 2021 in einem Prozess über einen möglichen Verstoß gegen das Kriegswaffengesetz am Ende nur wegen eines Maschinengewehrlaufs und zweier Patronen – zu einem Jahr und zwei Monaten Haft auf Bewährung sowie einer hohen Geldstrafe.

Der Panzer war nicht nur „demilitarisiert“ gewesen – also nicht mehr für einen militärischen Einsatz geeignet –, er hatte zudem weder einen Motor noch Ketten. Er wurde vom Besitzer anschließend als Leihgabe an ein Museum weitergegeben. „Hätte man doch auch einfach die Tür versiegeln können“, meint ein Kollege des Kieler Sammlers, der anonym bleiben wollte.

Sammler: Keine Rechten, nur historisch oder technisch interessiert

Ein anderer Sammler nimmt am Telefon die eigene Szene in Schutz. Auch er will seinen Namen, der der Redaktion bekannt ist, nicht genannt wissen. Man werde dann „automatisch in die rechte Schublade“ gesteckt, sagt er. „Ich will nicht ausschließen, dass es da auch Hurra!-Volk gibt, aber die meisten Sammler sind entweder technisch oder historisch interessiert. Oder beides“, versichert er.

Bei ihm selbst ist es Nostalgie – am Anfang seines Interesses standen Kindheitserlebnisse. „Die amerikanischen Soldaten haben im Kalten Krieg bei uns ihre Frühjahrs- und Herbstmanöver abgehalten. Und wenn man als Kind etwas erleben wollte, ist man in den Wald gegangen. Da standen immer irgendwo Panzer herum und Amerikaner. Die amerikanischen Soldaten waren freundlich, das war immer ein tolles Abenteuer. Irgendwann kam dann der Wunsch: So etwas hätte ich auch gern.“

Versicherungen können Panzer nicht tariflich einstufen

Waffensysteme von Panzern werden vor dem Wechsel in private Hände immer untauglich gemacht. Auch bei der Handvoll Leopard 1, die in den Neunzigerjahren angeblich in private Hände gelangten, wurde der Verschluss verschweißt, das Rohr wurde zusätzlich zubetoniert. Man braucht für seinen Panzer zudem ein TÜV-Gutachten und ein Oldtimer-Gutachten der Dekra.

Eine Versicherung, die die Deckung übernimmt, gibt es praktisch nicht. Da Kfz-Versicherungen einen Panzer nicht tariflich einstufen können, ist die Ablehnung vorprogrammiert. Und man benötigt ein internationales Importzertifikat vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.

Kein schweres Kriegsgerät bei Bundeswehrauktionen

Von der Bundeswehr kann man keine Panzer mehr erwerben, wie das laut alten Zeitungsberichten – etwa im „Münchner Merkur“ – offenbar noch 2010, zu Zeiten des Bundesamts für Wehrtechnik und Beschaffung, möglich gewesen ist. Die Nachfolgebehörde seit 2012, das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, versteigert nach eigenen Worten über die 1951 gegründete Treuhandgesellschaft Vebeg nur ausgemusterte Ausrüstungsgegenstände der Bundeswehr – Pumpen oder Stromaggregate.

„Wie unsere Vorgänger das gehandhabt haben, weiß ich nicht“, sagt ein Sprecher des Amts gegenüber dem RND, „aber Waffensysteme, die dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegen, gehen niemals in solche Auktionen. Die Panzer werden ausgeschlachtet, die brauchbaren Ersatzteile in Depots gelagert, und der Rest wird dann mit Schweißbrennern in kleinste Teile zerschweißt.“

Der Privatpanzer darf sich nur auf Privatgelände bewegen

Können motorisierte Fahrzeuge nach einer TÜV-Freigabe normalerweise umgehend auf öffentlichen Straßen bewegt werden, so kann man als Privatperson selbst mit einem vom Prüfer „abgenommenen“ Panzer nicht einfach zum Supermarkt fahren. Selbst wenn der neue Besitzer bei der Bundeswehr den Umgang mit den Kettenkolossen gelernt und dort die Panzerführerschein-Prüfung bestanden hat, darf er sein Sammlerstück nur auf privatem Gelände bewegen.

Fahrten mit Panzern bei bestimmten Anbietern möglich

Wem es also in erster Linie darum geht, mal eines der stählernen Ungetüme zu steuern, der kann über Websites wie panzer-fahren.net auch Fahrten und Mitfahrten buchen. Erstaunlicherweise reicht ein Pkw-Führerschein, um an verschiedenen Standorten Leopard, Marder und andere Panzer steuern zu können. „Sie absolvieren da als Kunde ja keine komplizierten Manöver, kein Drehen auf der Stelle. Und sie bewegen die Panzer auch nicht mit maximaler Geschwindigkeit“, relativiert panzer-fahren.net-Vermittler André Hess im Gespräch. „Das ist eher so ein gemütliches Tuckern durchs Gelände im ersten und zweiten Gang – so ähnlich, wie wenn man mal ‚just for fun‘ eine Planierraupe steuert.“

Passieren könne da eigentlich nichts. „Es ist für den Notfall immer ein ausgebildeter Panzerfahrlehrer mit an Bord“, sagt Hess. „Und wenn der den Knopf drückt, steht der Panzer sofort still.“ Das wäre dann ein guter Moment, sich darauf zu besinnen, dass diese Fahrzeuge nicht zu Unterhaltungszwecken gebaut wurden.

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