Galeria Kaufhof KarstadtWas das Schutzschirmverfahren der Kaufhauskette ermöglicht

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Geschlossene Galeria Karstadt Kaufhof-Filiale in Essen

Geschlossene Galeria Karstadt Kaufhof-Filiale in Essen

  • Erst wurde am Mittwoch bekannt, dass Galeria Karstadt Kaufhof keine Mieten mehr zahlen will. Am Abend wurde bestätigt, dass ein Schutzschirmverfahren eingeleitet wurde.
  • Doch was ist ein Schutzschirmverfahren eigentlich? Warum ist dieser Schritt notwendig? Warum wurden keine Staatshilfen gewährt? Was heißt das für die Mitarbeiter?
  • Die wichtigsten Fragen und Antworten lesen Sie hier.

Köln – Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will über ein Schutzschirmverfahren das Überleben des Unternehmens sichern. Was das für die Zukunft des Unternehmens und die Mitarbeiter bedeutet – die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist ein Schutzschirmverfahren?

Das Schutzschirmverfahren schützt in die Krise geratene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger, ohne dass die Betriebe direkt Insolvenz anmelden müssen. Hauptkriterien für eine Genehmigung durch das Amtsgericht sind die Liquidität des Unternehmens und die grundsätzliche Aussicht auf eine erfolgreiche Sanierung. Dem Antrag von Galeria ist bereits vom Amtsgericht Essen stattgegeben worden. Dies gilt auch für die Tochtergesellschaft Karstadt Sports. Nun kann der Warenhauskonzern versuchen, sich in Eigenregie zu sanieren.

Warum war der Schritt notwendig?

Die Lage des Handelsriesen mit mehr als 28 000 Mitarbeitern hatte sich seit den Warenhausschließungen aufgrund von Corona am 18. März dramatisch verschlechtert. Nur die Lebensmittel- und Drogerieabteilungen in einigen Häusern dürfen weiterhin öffnen. Die Umsätze brachen ein – pro Woche um 80 Millionen Euro.

Was hat Galeria getan, um gegenzusteuern?

Die Unternehmensführung unter Stephan Fanderl versuchte die Kosten drastisch zu senken. Der größte Teil der Mitarbeiter wurde in Kurzarbeit geschickt. Zudem wurden Zahlungsfristen an Lieferanten um 30 Tage verlängert. Außerdem hatte Galeria angekündigt, die Mietzahlungen für alle Immobilien auszusetzen.

Warum konnten keine Staatshilfen gewährt werden?

Man habe sich seit dem Tag des Shutdowns „mit aller Kraft auch um die versprochene staatliche Hilfe bemüht“, sagt der Finanzchef Miguel Müllenbach. Dem Vernehmen nach soll bis zuletzt mit den Hausbanken gerungen worden sein. Die waren aber offensichtlich nicht bereit, einen Teil des Kreditrisikos zu übernehmen. Galeria ist schon länger in einer schwierigen Lage. Rund 2000 Stellen in Filialen und Verwaltung wurden bereits gestrichen.

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Das Hilfsprogramm der Bundesregierung sieht nun vor, dass die Hausbanken bei Krediten der bundeseigenen KfW-Bank bis zu 20 Prozent des Ausfallrisikos tragen. In Rede stand ein Gesamtkredit von 800 Millionen Euro. Man hätte dann nicht länger warten können, heißt es von Galeria. Das Schutzschirmverfahren sei der richtige Schritt in die Zukunft, so Finanzchef Müllenbach. Ein Kredit hingegen hätte die ohnehin schwierige Sanierung des Warenhauskonzerns weiter schwer belastet.

Stützt René Benko das Unternehmen weiterhin?

In den vergangenen Monaten hatte die Galeria-Eignerin, die Signa Holding des österreichischen Eigentümers René Benko, schon 500 Millionen Euro investiert. Diese Woche hatte Signa noch mal 140 Millionen Euro überwiesen.

Was bedeutet die jetzige Situation für die Mitarbeiter?

Die Arbeitsverträge bleiben auch nach dem Antrag auf Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens gültig, mit allen Rechten und Pflichten, sagte der Kölner Arbeitsrechtsexperte Volker Görzel. Jeder Arbeitnehmer hat zudem Anspruch auf Insolvenzgeld. Das Insolvenzgeld ersetzt das monatliche Netto-Arbeitsentgelt. Anspruch bestehe grundsätzlich für die Monate April, Mai und Juni 2020, so Görzel. Die Gehaltseinschränkungen durch das Kurzarbeitergeld fallen also weg. Die Mitarbeiter stellen sich durch das Insolvenzgeld besser.

Wie steht es um die Zukunft von Galeria?

Branchenexperten fürchten nun, dass der Schutzschirm es dem Unternehmen ermöglicht, sehr viel brachialer als bislang zu sanieren. Weitere Stellen könnten gestrichen, Filialen vor allem in kleineren Städten sehr viel einfacher geschlossen werden – oder eben erst gar nicht mehr öffnen. „Die Geschäftsführung macht es sich nun einfach“, sagt Reinhard Houben, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Galeria könnte die Corona-Krise dazu benutzen, den erforderlichen Personalabbau ohne den Einfluss der Gewerkschaft zu bewerkstelligen.

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