Galeria-PleiteDiese 52 Filialen werden in Kürze dichtgemacht

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Kaufhof Siegburg Symbolbild Schließung

Die Fassade des Kaufhofs in Siegburg.

Mehr als 4000 Beschäftigte verlieren bei dem zweiten Kahlschlag ihre Jobs. Welche Häuser laut Streichliste in der Region schließen müssen. 

Monatelang wurde spekuliert, wie viele seiner 129 verbliebenen Warenhäuser die insolvente Kaufhauskette Galeria schließen würde. Und vor allem auch, welche Standorte. Nun ist offenbar klar, insgesamt 52 Filialen bundesweit werden dichtgemacht. Insgesamt werden somit weit über 4000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren“, heißt es vom Gesamtbetriebsrat des Essener Konzerns. „Dies ist ein rabenschwarzer Tag“, betonten die Arbeitnehmervertreter.

Vonseiten des Konzerns hieß es am Montagnachmittag: Für die 52 Filialen bestehe angesichts der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingen, der lokalen Bedingungen und auch nach intensiven Verhandlungen mit Vermietern und Städten keine positive Fortführungsperspektive. „Das ist zweifellos heute für uns alle ein schwerer Tag. Wir haben in den vergangenen Wochen intensiv um jeden einzelnen Standort gerungen und sind in harte interne wie externe Gespräche gegangen“, sagt Arndt Geiwitz, Generalbevollmächtigter von Galeria. Das Warenhaus-Unternehmen brauche insgesamt eine höhere Flächenproduktivität. Geiwitz: „Die verbleibenden 77 Filialen haben eine tragfähige wirtschaftliche Perspektive.“

Zweite Insolvenz in weniger als drei Jahren

Der Hintergrund: Ende Oktober 2022 hatte Galeria Karstadt Kaufhof zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Schon im Rahmen des ersten Schutzschirmverfahrens 2020 waren rund 40 Häuser geschlossen worden, 4000 Stellen abgebaut sowie mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden gestrichen worden. Das brachte aber nur kurzfristig Entlastung. Bereits Anfang 2021 und Anfang 2022 noch einmal musste der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme - ohne Erfolg. Die Sanierungsmaßnahmen seien zu einem großen Teil aufgebraucht worden, hieß es vonseiten des Managements.

Als Grund für die erneute bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Miguel Müllenbach im November die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland. Der Manager ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass die erneute Sanierung mit erheblichen Einschnitten in das Filialnetz und einem deutlichen Stellenabbau verbunden sein würde. Nun herrscht traurige Gewissheit.

Siegburg und Leverkusen müssen schließen

Bis zum 30. Juli dieses Jahres sollen folgende Standorte schließen: Celle, Coburg, Cottbus, Duisburg, Erlangen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamburg-Wandsbek, Hamburg-Harburg, Leipzig Neumarkt, Leverkusen, München Bahnhof, Neuss, Nürnberg, Nürnberg-Langwasser, Offenbach, Paderborn, Regensburg Neupfarrpfalz, Saarbrücken, Siegen, Wiesbaden.

Ab Januar 2024 kommen dann noch diese Standorte dazu: Bayreuth, Berlin-Charlottenburg, Berlin-Müllerstraße, Bielefeld, Braunschweig, Bremen, Darmstadt, Dortmund, Düsseldorf Schadowstraße, Essen, Esslingen, Frankfurt Zeil, Hanau, Heidelberg Bismarckplatz, Hildesheim, Kempten, Krefeld, Leonberg, Limburg, Lübeck, Mönchengladbach, Oldenburg, Pforzheim, Reutlingen, Rosenheim, Rostock, Schweinfurt, Siegburg, Stuttgart-Eberhardt-Straße, Viernheim, Wuppertal. Auch in der Essener Konzernzentrale von Galeria sowie den Servicefunktionen wie IT und Facility Management fallen 300 Stellen weg. Die betroffenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erhalten nach Unternehmensangaben das Angebot, in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Diese soll dabei helfen, sich weiter zu qualifizieren und eine neue Stelle zu finden.

In der Region trifft es also den Standort Siegburg, der nach fast 50 Jahren geschlossen wird. Rund 80 Beschäftigte verlieren hier ihre Jobs. Auch Leverkusen fällt dem Rotstift zum Opfer. Besser sieht es dagegen in Köln aus. Nach jetziger Planung bleiben die Häuser auf der Hohe Straße sowie der Breite Straße wohl erhalten. Auch der kleine Kaufhof in Nippes steht nicht auf der Liste. Den Niederrhein trifft es ebenfalls härter als Köln, so schließen die Galerias in Neuss, Krefeld, Mönchengladbach und der an der Düsseldorfer Schadowstraße.

Der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz, der auch schon das erste Schutzschirmverfahren als Sanierungsexperte begleitet hatte, zeigte sich jetzt trotzdem zuversichtlich, dass es dank des zweiten Schutzschirmverfahrens noch eine Perspektive für den Warenhauskonzern gebe. Der neue Sanierungsplan sieht vor, dass sich der Konzern dezentraler aufstellt und nicht mehr alles von der Führung in Essen vorgegeben wird. Dazu sollen künftig fünf neue Regionaleinheiten entstehen. Zudem soll das Angebot regionaler werden. Galeria werde sich künftig vor allem in den Segmenten Bekleidung, Beauty und Home eindeutiger positionieren, teilt das Unternehmen mit. Gastronomie-Angebote und Ergänzungen wie Versicherungen, Schneidereien, Reinigungen oder Bürger-Services sollen das Kaufhaus künftig zum Treffpunkt in der Innenstadt machen.

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