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„Schwerer Schlag“Kaufhof-Filiale in Siegburg muss schließen – Wie es jetzt weitergeht

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Die Kaufhof-Filiale in der Siegburger Innenstadt.

Der insolvente Kaufhausgigant Galeria Karstadt Kaufhof steht vor dem Filial-Kahlschlag. Auch die Filiale in Siegburg könnte geschlossen werden. (Archivbild)

Galeria Karstadt Kaufhof will deutschlandweit 52 Filialen schließen. Betroffen ist auch der Standort an der Kaiserstraße in Siegburg.

Was seit Jahren befürchtet wurde, ist eingetreten: Galeria schließt nach fast 50 Jahren die Kaufhof-Filiale an der Kaiserstraße. Das geht aus einer Streichliste hervor, die die Warenhauskette gestern Nachmittag veröffentlichte.

Bereits am 17. Januar hatte der Konzern angekündigt, man könne Struktur und Anzahl der rund 120 Filialen nicht aufrechterhalten. In Siegburg hatten seitdem rund 80 Beschäftigte um ihre Arbeitsplätze gebangt. Das Kaufhof-Warenhaus in Siegburg gehört zu den 31 Filialen, die bis 31. Januar 2024 geschlossen werden sollen. 21 weitere sind bereits zum 30. Juni dieses Jahres an der Reihe.

Kaufhof-Aus: Siegburgs Bürgermeister steht mit Eigentümer der Immobilie in Kontakt

Wegen einer Betriebsversammlung hatte die Filiale gestern seit der Mittagszeit geschlossen. „Enttäuscht“ zeigte sich Bürgermeister Stefan Rosemann auf Anfrage, „Wir haben gehofft bis zum Schluss.“ Klar sei aber gewesen, dass Siegburg ein Kandidat für eine Schließung gewesen sei. Besonders für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei das eine schlimme Nachricht.

Schon zuvor habe die Stadt mit dem Eigentümer der Immobilie Kontakt aufgenommen und über alternative Nutzungen gesprochen. „Denkbar ist eine Menge“, sagte Rosemann, „etwa die Vermietung oder der Verkauf an die Stadt oder an einen privaten Investor.“ Leider habe der Konzern nicht Wort gehalten, als er 2021 versprach, den Standort innovativ weiterzuentwickeln. Das Ende eines Warenhauses könne aber auch „ein Startschuss“ für neue Projekte sein.

Während der Schließungswelle 2020 hatte es noch als Vorteil für Siegburg gegolten, dass die Immobile im Eigenbesitz war. Dem Vernehmen nach gehört sie mittlerweile aber der Firma RME GmbH mit Sitz in Oberhausen, die nach eigenen Angaben 23 innerstädtische Warenhäuser von Kaufhof/Karstadt im Portfolio hat.

Vorsitzender des Verkehrsvereins spricht von „schwerem Schlag“

Die Filialleitung äußerte sich auf Anfrage nicht zu der Schließung, auch nicht die Betriebsratsvorsitzende Marie-Laure Gabriel. Sie hatte noch vor zwei Monaten gesagt: „Wir können nur weiterhin alles geben und hoffen, dass im Hintergrund etwas passiert. Wir glauben an die Filiale Siegburg.“

Sissis Vassiliadis, Vorsitzender des Verkehrsvereins, spricht von einem „schweren Schlag, nicht nur für den Handel, sondern für ganz Siegburg. Er habe nicht damit gerechnet. Jetzt müsse man versuchen, neue Konzepte zu erfinden, mit der Wirtschaftsförderung und dem Gebäudeeigentümer. „Das kann auch die Chance für etwas Neues sein“, gab auch er zu bedenken. Planungen müssten sofort beginnen. „Man kann nicht warten, bis irgendetwas passiert.“

Der Siegburger Kaufhof tauchte bereits im Januar auf einer damals in den Medien verbreiteten Liste auf, deren Existenz das Unternehmen damals bestritt. Die Kreisverwaltung erklärte sich damals in der Frage der Standortsicherung für nicht zuständig:   „Ich bitte um Verständnis, dass der Landrat und die Wirtschaftsförderin sich zu dem Thema nicht äußern werden. Das ist in erster Linie die Angelegenheit der Stadt Siegburg und der regionalen Politik“, sagte Rita Lorenz, Leiterin der Pressestelle, auf Anfrage.

Blick zurück: Als die Kaufhof-Filiale in Siegburg 1974 eröffnete

Die Kaufhof-Filiale eröffnete 1974. Rolf Krieger, damals Vorsitzender des Liegenschaftsausschusses und seit 1989 ehrenamtlicher, von   1995 bis 2004 hauptamtlicher   Bürgermeister, berichtete in seinen Erinnerungen von der Vorarbeit, die die Kreisstadt geleistet habe. Bereits 1970 hatte in Troisdorf ein Warenhaus der Kette Hertie eröffnet, so dass man in Siegburg um die Zukunft als Einkaufsstadt habe fürchten müssen. Seitens der Kaufhof AG sei Interesse signalisiert worden, man brauche allerdings ein etwa einen Hektar großes Grundstück in zentraler Lage.

Krieger und zwei führende Verwaltungsbeamte hätten 16 bebaute Liegenschaften kaufen und entsprechend verhandeln müssen, darunter das alte Kino Metropol und die gerade erst dank eines privaten Stifters erbaute Stadtbücherei.

Schließlich habe die Kreisstadt für die Grundstücke vier Millionen Mark ausgegeben, von denen die Kaufhof AG „nur einen relativ geringen Teil“ erstattet habe. „Einem Kaufhauskonzern Millionen für die Ansiedlung zu schenken, würde man heute heute wohl nicht mehr akzeptieren“, so Krieger. Allerdings: „Wäre der Kaufhof nicht nach Siegburg gekommen, wäre Siegburg nicht der Einkaufsmittelpunkt für die gesamte Region geblieben.“

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