EinzelhandelScharfe Kritik nach Bericht über angebliche Kaufhof-Schließung in Siegburg

Lesezeit 3 Minuten
Die Siegburger Filiale von Galeria Kaufhof an der Kaiserstraße.

Die Siegburger Filiale von Galeria Kaufhof an der Kaiserstraße.

Die Kaufhof-Filiale in Siegburg soll vor der Schließung stehen. In Siegburg sprechen sich jetzt zahlreiche Stimmen für die Filiale aus.

Meldungen zu einer angeblich bevorstehenden Schließung von Galeria Kaufhof beunruhigen die Kreisstadt: Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte in der vergangenen Woche berichtet, 60 Standorte von Karstadt-Kaufhof sollten erhalten bleiben. Siegburg aber sei „stark bedroht“ und stehe laut einer Liste vor der Schließung.

„Die Leute sind schockiert“, sagt Sissis Vassiliadis, Vorsitzender des Verkehrsvereins, auf Anfrage, kritisiert die Berichterstattung aber als unseriös: „Meines Wissens stammt die Liste aus dem Jahr 2012.“ Eine aktuelle Übersicht gebe es noch gar nicht. Das bestätigt die Galeria-Unternehmenskommunikation: „Eine solche Liste gibt es nicht. Welche Filialen geschlossen werden, steht noch nicht fest. Darüber hinaus werden wir Spekulationen nicht kommentieren.“

Sissis Vassiliadis: „Aus rationaler Sicht“ keine Gründe für eine Schließung

Am 17. Januar hatte Galeria mitgeteilt, „dass die Filialen in der jetzigen Struktur und Anzahl nicht aufrechterhalten werden können. Insbesondere von den Verhandlungen mit den Vermietern hängt ab, welche Filialen von Galeria weiterbetrieben werden können oder geschlossen werden müssen“.

Alles zum Thema Einzelhandel Köln und Region

„Aus rationaler Sicht“ kann Vassiliadis keine Gründe für eine Schließung erkennen. „Der Standort ist hochfrequentiert, und die Kunden kommen seit Jahrzehnten aus einem riesigen Einzugsgebiet. Ich bin optimistisch, dass Galeria in Siegburg bleibt.“

Siegburger Kaufhof: Rund 80 Beschäftigte

Bürgermeister Stefan Rosemann nennt die Berichterstattung „spekulativ“. Die Stadtverwaltung habe ihre Kanäle genutzt, es habe weder eine Bestätigung noch ein Dementi für Schließungspläne gegeben. „Eher wurde uns bestätigt, dass der Standort Siegburg nach wie vor attraktiv ist.“ Jedoch frage man sich seit 20 Jahren , wie die Zukunft der Warenhäuser aussehe. „Das beschäftigt uns dauerhaft, nicht nur in Siegburg.“

Auch die Betriebsratsvorsitzende der Filiale, Marie-Laure Gabriel, kennt nach eigenem Bekunden keine belastbare Aussage zu einer Schließung. Durch den Bericht seien ihre Kolleginnen und Kollegen aber „berührt und beunruhigt“ und würden immer wieder von der Kundschaft angesprochen. „Wir können nur weiterhin alles geben und hoffen, dass im Hintergrund etwas passiert. Wir glauben an die Filiale Siegburg.“ Dort seien derzeit rund 80 Kolleginnen und Kollegen beschäftigt.

Welche Folgen hätte eine Schließung für die Einkaufsstadt Siegburg?

Ömer Kirli, Stadtverordneter und Mitglied des Kreistags (SPD), sieht einen „herben Einschnitt“ für die Einkaufsstadt Siegburg und für die Beschäftigten, sollte die Filiale tatsächlich geschlossen werden. Dann müssten konstruktiv und parteiübergreifend Konzepte erarbeitet werden, um die Innenstadt zu stärken und Beschäftigung zu sichern. „Wir sind solidarisch und stehen an der Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.“

„Die Mitarbeiter und auch die örtliche Geschäftsführung befinden sich in einer schwierigen Situation, da ist es wenig hilfreich, die Lage noch durch Aussagen, dass die Schließung bereits feststehe, anzuheizen“, stellt SPD-Fraktionschef Frank Sauerzweig fest. Siegburg sei nach wie vor ein guter Standort für den Einzelhandel.

Eine Lanze für den Standort Siegburg bricht auch der Einzelhandelsverband Bonn-Rhein-Sieg-Euskirchen: „Das Weihnachtsgeschäft, welches für viele Unternehmen im Vergleich zu den Vorjahren nicht gut verlief, verlief für Galeria in Siegburg sehr zufriedenstellend und zeigt erneut seine Wichtigkeit für Siegburg und die umliegende Region“, schreibt der Verbandsvorsitzende Jannis Vassiliou in einer Mitteilung. „Der Einzelhandelsverband würde eine Entscheidung zur Schließung der Siegburger Filiale als falsch betrachten.“

Die sozialen und wirtschaftlichen Aspekte eines solchen Hauses und seine Auswirkungen auf das Umland dürften nicht vergessen werden. Das Traditionskaufhaus, das unter der Leitung des Geschäftsführers Thorsten Außem erfolgreich geführt werde, gehöre „zu den gewinnbringenden Filialen des Konzerns und verdeutlicht so auch seinen wichtigen Stellenwert im Handelsstandort Siegburg“.

KStA abonnieren