Gewerbegebiet OssendorfIm Weltraum erprobte Innovationen

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Gewerbegebiet Ossendorf Luftaufnahme

Luftaufnahme des Gewerbegebiets Ossendorf

Köln-Ossendorf – In der Serie „Arbeitswelten“ stellen wir zehn Kölner Gewerbegebiete vor. In dieser Folge: das Gewerbegebiet Ossendorf.

Das Gewerbegebiet

Größe: Ca. 228 Hektar Eröffnet: ab 1960 Anzahl der Unternehmen: ca. 400 Vertretene Branchen: Software, IT, Telekommunikation, Medizintechnik, Handwerk, Medien, Möbel, Events, Unterhaltungselektronik Verkehrsanbindung: Autobahnen 1 und 57 (Anschluss-Stelle Longerich), Hugo-Eckener-Straße, Matthias-Brüggen-Straße, Von-Hünefeld-Straße, Stadtbahnlinie 5 Das ist das Gebiet: Das Gewerbegebiet Ossendorf hat eine große Ausstrahlung. Im wahrsten Sinne des Wortes. Im Medienzentrum Coloneum entstehen Shows, Serien und Filme. Comedy-Serien, Seifenopern oder Geschichts-Dokumentationen – wer den Fernseher einschaltet, bekommt nicht selten Ware „made in Ossendorf“ zu sehen.  Aber auf dem ehemaligen Gelände des Flugplatzes Butzweilerhof, der sich ab 1960 mehr und mehr zum Gewerbegebiet wandelte, tummeln sich auch viele kleine und mittelständische Betriebe von Weltrang. Hidden Champions sozusagen.

Unternehmen im Porträt

Courage + Khazaka electronic

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Diana Khazaka von C+K electronic

Sogar auf der Raumstation ISS wurden die Geräte von „Courage + Khazaka electronic“ mehrere Jahre lang von Astronauten angewendet, um die Auswirkung der Schwerelosigkeit auf die Haut zu erforschen. Insofern kann sich das mittelständische Unternehmen aus Ossendorf nicht nur Weltmarktführer in Sachen Hautanalysesysteme nennen, sondern sogar Weltallmarktführer. In der Regel werden Sonden oder Kameras auf die Haut aufgesetzt, um ihre Beschaffenheit zu testen. Elastizität, Fettgehalt, Faltentiefe, Feuchtigkeit, Farbe und PH-Wert sind nur einige Parameter, die die Geräte bestimmen können.

Eingesetzt werden sie bei der Vermarktung von Kosmetikprodukten in Apotheken oder Schönheitsinstituten beziehungsweise in der dermatologischen Forschung. Es war eine Nische, die die beiden Firmengründer Gabriel Khazaka und Wilfried Courage vor 32 Jahren besetzten. Heute sind neben Gabriel Khazaka auch seine Tochter Diana und sein Sohn Georg Geschäftsführer der Firma mit ihren aktuell 45 Mitarbeitern. Und noch immer gehört die Nische der C+K electronic GmbH. „Wir verkaufen weltweit, in 72 verschiedene Länder“, sagt Diana Khazaka: „Vor allem nach Frankreich, der Mutter der Kosmetik, nach Japan oder die USA.“ Die außerterrestrische Vermarktung begann 2006, als die hautphysiologischen Messungen auf der ISS starteten.

Oktalite Lichttechnik

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Hermann Bohse von Oktalite Lichttechnik

Das richtige Licht spielt eine große Rolle, wenn sich ein Kunde in einem Geschäft gern aufhalten soll. „Wo es zu hell ist oder zu dunkel, fühlt man sich nicht wohl“, sagt Hermann Bohse, Geschäftsführer der Firma Oktalite, die große Einzelhandelsketten weltweit mit Licht-Design versorgt. Insgesamt gehe der Trend im Einzelhandel zu kälterem Licht, sagt Bohse. Denn durch die intensive Handynutzung sei das menschliche Auge zunehmend daran gewöhnt. Geschäfte in südlichen Ländern würden wiederum anders illuminiert als in nördlichen: „In südlichen Ländern ist die Lichtfarbe kälter, weil es auch draußen viel heller ist“, verrät Bohse. Bei der Inszenierung bestimmter Waren gehen die Erwartungen an das Licht aber überall in dieselbe Richtung. „Wenn Sie Backwaren in kaltes Licht tauchen, wirken sie nicht mehr appetitlich, und Fisch, in warmes Licht getaucht, wirkt vergammelt“, erklärt Bohse.

Oktalite wurde vor 35 Jahren in Ossendorf gegründet und gehört seit 2007 zur Trilux-Gruppe. 175 Mitarbeiter kümmern sich mittlerweile um das richtige Licht, das mit LED-Technik erzeugt wird. Die modernen Lichtanlagen sind vernetzt und können ferngesteuert werden. Auf diese Weise ist es kein Problem mehr, die Illuminierung der Ware auch der Tageszeit anzupassen: Denn abends etwa fühlt sich der Kunde in gedämpftem Licht wohler als morgens.

Hottgenroth Software

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Martina Stork von Hottgenroth Software

Mit einer Software zur Datenerfassung für Schornsteinfeger startete Karl-Heinz Hottgenroth 1985 sein Unternehmen. Heute können nicht nur Schornsteinfeger die Programme aus seinem Haus gebrauchen. Gibt etwa ein Architekt die Maße eines geplanten Gebäudes ein, berechnet ihm die entsprechende Software, wie die Heizungs-, Lüftungs- oder Abwasseranlage dimensioniert sein muss. In einer dreidimensionalen Ansicht kann der Anwender die einzelnen Bauelemente nach Lust und Laune verschieben oder mit einer App die Maße bestehender Gebäude blitzschnell erfassen. „Wir machen alles, was mit Gebäuden zusammenhängt“, sagt Mitarbeiterin Martina Stork, zuständig für Grafik und Werbung: „Allein 50 Prozent aller Energiepässe werden mit unserer Software erstellt.“

Schon ein Jahr nach der Gründung zog die Hottgenroth Software GmbH & Co. KG von Gladbeck nach Köln um, seit 2001 befindet sich der Firmensitz in Ossendorf. Mehr als 200 Mitarbeiter gehören zum Unternehmen mit Niederlassungen in Österreich und den Niederlanden. Karl-Heinz Hottgenroth würde gern am Kölner Standort expandieren, doch im Bebauungsplan sei die Fläche vor dem Gebäude noch immer für eine Straßenbahnlinie reserviert, die längst woanders gebaut wurde. Eine Nutzungsänderung würde ihm helfen, sagt Hottgenroth. Aber die städtischen Mitarbeiter seien derzeit überlastet.

Plexipeople

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Kristof Zander von Plexipeople

Das bestellte Fahrrad wurde nicht pünktlich zum Geburtstag seines Sohnes geliefert. Also überlegte Kristof Zander, wie er ihm mit einem originellen und anfassbaren Ersatz die Zeit bis zur Ankunft des Geschenks versüßen konnte. „In unsere Werkstatt fand ich einen Rest Acrylglas und ließ ein Foto des Fahrrads darauf drucken, so konnte ich meinem Sohn etwas Haptisches übergeben“, sagt der 48-jährige, der im Gewerbegebiet Ossendorf eine Grafikagentur mit eigener Produktion betreibt. Fotos auf Acrylglas sind mittlerweile zur Geschäftsidee des gelernten Fotografen und Start-up-Gründers geworden.

Das Verfahren ist schnell und einfach: Auf der Webseite des Unternehmens wird ein Foto hochgeladen, das gewünschte Motiv bestimmt und später von einem Grafiker für den Kunden freigestellt. Anschließend wird das Motiv in einem dreilagigen Druckverfahren so auf transparenten Kunststoff aufgebracht, dass das Bild von vorne und von hinten gut zu sehen ist. Ausgeliefert werden die figürlichen Fotos zusammen mit einem Aufsteller in einer Größe bis zu 30 mal 30 Zentimetern. Kosten: ab 39,90 Euro, je nach Größe. Ansonsten gibt es keine Grenzen: Die beste Freundin wird ebenso zur Acrylfigur wie das Hochzeitspaar oder die Enkelkinder.

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