100 Jahre GoldbärenWie Haribos Erfindung zum Welterfolg wurde

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Haribo-Mitarbeiterinnen bei der Verpackung der Produkte – Unternehmensangaben zufolge nach 1935

Bonn – Selbst auf dem Mount Everest gibt es heutzutage Goldbären zu kaufen. In den South und North Base Camps in Nepal können Bergsteiger die Fruchtgummis von Haribo erstehen, bevor sie den höchsten Gipfel der Welt erklimmen. Was wohl mehr ein Marketing-Gag ist, zeigt dennoch: Die Bonner Gummibärchen sind einer der bekanntesten deutschen Exporte – und 2022 werden sie 100 Jahre alt.

Erfunden hat sie Hans Riegel. Der Legende nach nahm der Bonner 1920 in einer Hinterhof-Waschküche die Arbeit auf, und zwar bloß mit Zucker, Marmorplatte, Walze, Kessel und Herd. 1922 entwickelte Riegel dann, angelehnt an die Jahrmarkttradition des 19. Jahrhunderts, zunächst einen „Tanzbären“ aus Gummi arabicum.

Bereits 1930 wurde er mit einem der hartnäckigsten Ohrwürmer der heutigen Werbewelt angepriesen: „Haribo macht Kinder froh“. 1960 wird der Bär schließlich noch verkleinert, runder geformt und Goldbär getauft – das Traditionsprodukt ist geboren.

Weltweit Marktanteile von bis zu 60 Prozent

Mittlerweile werden davon täglich 160 Millionen Stück produziert, die in mehr als 100 Ländern verkauft werden. Aus der Bonner Hinterhofküche ist längst ein weltweit tätiges Unternehmen geworden, was in Deutschland, den USA und Frankreich zuletzt zwischen 56 und knapp über 60 Prozent Marktanteile im Fruchtgummi-Geschäft erreichte. Auch in Südkorea liegt der Marktanteil bei 28 Prozent. Einer eigenen Auswertung zufolge erkennt jeder vierte Mensch auf der Welt den Goldbären.

Zu Umsatzzahlen äußert sich das Unternehmen, das heute recht verschwiegen in dritter Generation von Hans Guido Riegel geführt wird, nicht. Die Frankfurter Rundschau schätzt ihn unter Berufung auf Fachleute auf mehr als drei Milliarden Euro. Auf Anfrage des Kölner Stadt-Anzeiger teilt Haribo lediglich mit, dass das vergangene Jahr „trotz Pandemie durchaus erfolgreich“ verlaufen sei.

Schwieriges Jahr 2020

2020 war für Haribo noch ein in vielerlei Hinsicht kompliziertes Jahr gewesen. Ausgerechnet zum 100-jährigen Firmenjubiläum bremsten die ersten Lockdowns der Corona-Pandemie das Geschäft noch spürbar aus: Da eigene Läden, Duty Frees und Bahnhofsgeschäfte geschlossen wurden, brach der Absatz ein.

Für laute, öffentliche Proteste sorgte außerdem die Entscheidung des Unternehmens, das Werk in Wilkau-Haßlau in Sachsen zu schließen. Rund 16.000 Menschen unterzeichneten eine Petition gegen das Vorhaben, Werbegesicht Thomas Gottschalk und führende Politiker und Politikerinnen meldeten sich zu Wort. Das Land Sachsen beendete seine Zusammenarbeit mit dem Süßwarenhersteller. Hinzu kamen Preisstreitigkeiten mit Lidl, der Discounter listete Haribo-Produkte in der Folge aus. Erst seit Mitte 2021 sind die Goldbären dort wieder zu kaufen.

Mehr vegetarische Produkte

2022 will das Unternehmen, das seinen Firmensitz 2019 von Bonn nach Rheinland-Pfalz verlegte, sein Angebot an vegetarischen und veganen Produkten weiter ausbauen. „Aktuell haben wir circa 50 vegetarische und vegane Artikel im Sortiment“, sagt ein Sprecher. „Wir betrachten das als ergänzendes Angebot und nicht als Selbstzweck.“

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Zu Beginn des Jahres wurden außerdem alte Geschmacksrichtungen aus nostalgischen Zwecken wiederbelebt: zum Beispiel Kirschlolli, Zuckerwatte und Brause. Auch der Tanzbär soll vorübergehend zurückkehren.

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