Wanderung des EuroAus welchen Ländern die Münzen in deutschen Taschen am häufigsten stammen

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Euromünzen

Euromünzen aus Italien (links), Finnland (oben) und Belgien.

Etwa jede zweite Euro-Münze in Deutschland stammt ursprünglich aus einem anderen Euro-Land – die meisten davon aus beliebten Reisezielen. 

Als vor gut 21 Jahren der Euro eingeführt wurde, entstand bei vielen, die sonst mit Münzen wenig am Hut haben, eine ausgeprägte Sammelleidenschaft. Denn zunächst sahen die Geldbeutel der Deutschen recht eintönig aus. Zunächst erhielt jeder Deutsche einen Plastiksack mit je einer Münze jeder Größe. Darin waren natürlich ausdrücklich die in Deutschland geprägten Euros.

Um den damals skeptischen Deutschen den Umstieg von der D-Mark so einfach wie möglich zu machen, erinnerten die drei kleinsten Cent-Münzen an den Pfennig und sind mit dem vertrauten Eichenlaub verziert. Zehner, 20er und 50er ziert das Brandenburger Tor als eines der bekanntesten deutschen Bauwerke. Die Ein- und Zwei-Euromünzen der ersten Stunde trugen den Bundesadler, wie zuvor auch die D-Mark-Stücke verschiedensten Wertes.

Stichprobe analysiert die Geldbeutel

Dann aber, in den ersten Monaten des Jahres 2002, tauchten immer mal wieder exotische Euromünzen in den Portemonnaies der Deutschen auf. Meist brachten sie Urlauber aus anderen Euroländern mit. Und grade anfangs hoben die Besitzer die noch seltenen Stücke auf oder zeigten sie Freunden. 

Wie eng Europa und die Europäer zusammengewachsen sind, zeigt eine Erhebung, die die Bundesbank in regelmäßigen Abständen macht. Sie nimmt eine große Stichprobe, genauer gesagt 56.000 Münzen von jeder Stückelung, und analysiert, aus welchem Euroland das Geldstück stammt.

Denn: Der Euro wandert durch den ganzen Währungsraum. Zum Eurostart wurden in Deutschland exakt 1,7 Milliarden Münzen geprägt. Ein Großteil dürfte heute außerhalb der deutschen Grenzen in einem Portemonnaie oder einer Kasse liegen, oder in einem Sparschwein. Laut der Studie geht nämlich der Anteil deutscher Münzen im Land kontinuierlich zurück. 

Spanien vor Italien und Frankreich

Verlässliche Informationen zur Zusammensetzung des aktiven Münzumlaufs in Deutschland liegen laut Bundesbank durchgehend ab dem Jahr 2011 vor. Die deutschen Münzanteile gingen seit dem Jahr 2011 weiter zurück und zwar von 66,2 Prozent auf 57,5 Prozent bei der Zwei-Euro-Münze, von 60,2 Prozent auf 45,2 Prozent bei der Ein-Euro-Münze, von 67,3 Prozent auf 54,1 Prozent bei der 50-Cent-Münze und von 69,2 Prozent auf 62,4 Prozent bei der 20-Cent-Münze. Bei der Ein-Euro-Münze ist also schon jedes zweite Stück nicht mehr „Made in Germany“.

Der Rückgang des Anteils deutscher Münzen am aktiven Umlauf in Deutschland scheint sich jedoch laut der Studie zu verlangsamen. Beispielsweise betrugen die Rückgänge des deutschen Münzanteils bei der Zwei-Euro-Münze im Vergleich zum Vorjahr in den Jahren 2012 bis 2015 durchschnittlich minus 1,8 Prozentpunkte und in den Jahren 2016 bis 2019 durchschnittlich minus 0,4 Prozentpunkte. 

Aber woher kommen die Münzen, die heute in deutschen Geldbeuteln schlummern? Die Erhebung der Bundesbank sagt einiges darüber aus, wo die Deutschen ihren Urlaub verbringen: Betrachtet man nur die Ein-Euro-Münze, so ist nach dem deutschen das spanische Geldstück mit 15,62 Prozent am häufigsten in Deutschland. Dicht darauf folgt das beliebte Urlaubsland Italien mit 14,89 Prozent.

Münzen aus Andorra und dem Vatikan sind am seltensten 

Darauf folgen die Nachbarländer Frankreich mit 6,7 Prozent und Österreich mit 5,4 Prozent am deutschen Münzbestand. Erstaunlich selten in den deutschen Kassen finden sich dagegen die Münzen der direkten Nachbarn Belgien (3,33 Prozent) und Niederlande (1,91 Prozent). Noch seltener sind luxemburgische Euro-Münzen (0,71 Prozent) in Deutschland, was aber auch der Größe des Kleinstaats geschuldet sein könnte.

Die laut Bundesbank seltensten Münzen in Deutschland sind solche, die vom Vatikan oder dem Kleinstaat Andorra geprägt wurden (0,0 Prozent). Die Staaten gehören zwar nicht zur EU, hatten aber vor der Euro-Einführung eine Währungsunion mit ihren Nachbarn (Spanien, Italien) und sind daher bei der Gemeinschaftswährung dabei. Die Seltenheit ist nicht nur in der Größe der Ursprungsländer begründet, sondern auch darin, dass viele der Münzen bei Sammler liegen dürften.

Je nach Stückelung weicht die Münzverteilung in Deutschland übrigens ein wenig ab. Ein- und Zwei-Euro sowie die Cent-Münzen scheinen sich also etwas unterschiedlich schnell über den Kontinent zu verteilen.

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