Rum ist ein männliches Getränk, sagen die Gründerinnen Tatjana Peters und Laura Walter. Mit ihrem Start-up Sheers Drinks wollen sie das ändern.
Zu Gast in der „Höhle der Löwen“Wie zwei Kölnerinnen die Rum-Branche entstauben wollen

Die Kölnerinnen Tatjana Peters (links) und Laura Walter haben „Sheers Drinks“, eine Rummarke für Frauen, gegründet.
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Schiffe, Anker, alte Siegel, Wappen, Totenköpfe, mystische Tiere, dunkle Farben – diese oder ähnliche Eindrücke schnappt man üblicherweise beim Blick ins Rumregal auf. Angesprochen fühlen sich davon insbesondere männliche Kunden.
Das hat zumindest eine von den Kölnerinnen Tatjana Peters (30) und Laura Walter (31) initiierte „kleine Marktforschung“ bestätigt. „Neun von zehn Frauen haben sich nicht angesprochen gefühlt. Viele sagten: Rum, den trinken sie eigentlich nicht“, erklärt Peters, die vor zwei Jahren eine Lücke im eingestaubten Markt witterte. Denn, auch das ist ein Ergebnis ihrer Untersuchung: Frauen trinken gerne Cocktails, in denen Rum enthalten ist. Mojito, Caipirinha und Piña Colada sind typische Frauengetränke. „Wir haben eine Diskrepanz gesehen zwischen dem Rumregal und dem Konsum und uns gefragt, was Frauen optisch und geschmacklich wohl eher ansprechen würde.“
Jamaica-Rum mit Aromen von Limette und Grapefruit
Also gründeten die Freundinnen die Rummarke „Sheers Drinks“ und entwickelten gemeinsam mit einer Destillerie im Süden Deutschlands ihren ersten Rum – gewonnen aus jamaikanischem Zuckerrohr, mit Aromen von Limette und Grapefruit, „der dem Ganzen Frische verleiht und das Getränk vielseitig einsetzbar macht“. Auch optisch unterscheidet sich ihr Produkt vom herkömmlichen Design, die Sheers-Flaschen sind pink und grün. 34,99 Euro kostet der halbe Liter, ein stolzer Preis. Zum Vergleich: Den in Massen produzierten Bacardi-Rum gibt es ab 14,95 Euro pro Liter.
Kaufen können Kundinnen und natürlich auch Kunden – „es ist nicht so, dass die Drinks nur Frauen schmecken“ – den Sheers-Rum im Online-Shop und in einigen Kölner Pop-up-Stores. Auch in der Gastronomie kommt er vereinzelt zum Einsatz. Das Ziel sei, langfristig im Einzelhandel zu landen, ein Business aufzubauen und davon leben zu können, so Peters. Doch sie ist auch realistisch: „90 Prozent der Start-ups gehen im ersten Jahr pleite.“
Diese Marke hat Sheers schon überwunden. Ein Jahr und einen Monat nach Launch des ersten Rums stecken die Frauen weiterhin in den Anfängen. Das zeigen die Absatzmengen: Der Umsatz liege im fünfstelligen Bereich, Tendenz steigend. Trotzdem: Bislang stemmen Peters und Walter das Geschäft neben ihren Hauptjobs in der Beratung und im Marketing.
Auch für Schwangere: Gründerinnen bringen Null-Prozent-Rum auf den Markt
Einen Push erhoffen sich die Unternehmerinnen von ihrem Auftritt in der Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“ am Montag, 29. September (20.15 Uhr auf Vox). Dort buhlen sie vor den prominenten Investoren um 100.000 Euro und bieten 15 Prozent der Firmenanteile.
Eine Erweiterung ihres Sortiments soll ebenfalls zur Marktpositionierung beitragen. Am Montag geht ihre 0,0-Prozent-Rum-Variante in den Verkauf. Während die Kennzeichnung „alkoholfrei“ in Deutschland erlaubt, dass 0,5 Prozent Restalkohol im Getränk enthalten sein dürfen, setzen Peters und Walter auf das Zero-Produkt. Den richtigen Geschmack zu treffen, sei mühsam gewesen. Doch „insbesondere Frauen sind alkoholfreie Alternativen wichtig“, so Peters. Gesundheit sei im Trend, der Alkoholkonsum gehe zurück. „Deshalb wollten wir einen gleichwertigen 0,0-Prozent-Rum herausbringen.“ Einen, den auch etwa Schwangere oder Menschen, die gesundheitliche Probleme haben, trinken können.
Ob sie damit die „männlich dominierte Rum-Branche“ wirklich „ordentlich aufmischen“ werden, wird sich zeigen.