Der frühere FDP-Generalsekretär bietet mit der Versicherung Wertkauf jetzt Versicherungen auch für ältere Fernseher oder E-Bikes an.
Interview mit Patrick Döring„E-Bike ist so nah am Kfz, dass die Frage nach Versicherung fast automatisch kommt“

Eine junge Frau auf einem E-Bike
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Herr Döring, Sie verkaufen Versicherungen für Alltagsgegenstände. Wir reden über das zurückliegende Jahr, wie ist es im Geschäft bei der Versicherung Wertkauf gelaufen? Wie läuft es aktuell?
Döring: Wir sind schon ausgesprochen stabil aus 2022 gekommen und waren trotzdem für 2023 sehr zurückhaltend. Nach den Covid-19-Einschränkungen, insbesondere im Handel, und wir vermarkten ja als Wertgarantie 90 Prozent unseres Geschäftes über den Handel, waren wir nicht besonders optimistisch in einer Zeit der Inflation, der Konsumeintrübung, und überhaupt, wie sich unser Geschäft entwickeln wird. Wir sehen aber jetzt, dass sowohl die Konsumelektronik als auch insbesondere das E-Bike-Geschäft sich extrem stabil entwickelt und wir, was unsere Neugeschäftsentwicklung angeht, mit herausragenden Rekorden das Jahr abschließen werden.
Was sind das für Kunden?
Also wir sehen nach wie vor im Elektronik-Fachhandel einen großen Wunsch der Kunden nach Service und Sicherheit. Wir haben anlässlich unseres 60. Geburtstags in diesem Jahr die Prämien für gebrauchte Elektrogeräte gesenkt von acht Euro auf fünf Euro im Monat, egal wie alt, um unserem Nachhaltigkeitsgedanken „reparieren statt wegwerfen“ noch mal einen Push zu geben. Und dieses Produkt wird außerordentlich positiv im Markt angenommen. Wir haben so viele Gebrauchtgeräte versichert wie noch nie und können damit einen Beitrag dazu leisten, dass mehr repariert wird, weniger Elektroschrott entsteht und gleichzeitig diejenigen, die diese Service-Stationen unterhalten, nämlich der mittelständische Elektrofachhandel, auch ein Stück weit eine Auslastungsgarantie bekommen. Denn es wird immer schwerer, Servicepunkte zu haben. Wir haben in unserer App eine Händler- und Werkstattsuche etabliert, dort sieht der Kunde, egal ob er bei uns versichert ist oder nicht, kostenfrei, wo er die nächstgelegene Werkstatt finden kann. Das heißt, wir leben diesen Nachhaltigkeitsgedanken „reparieren statt wegwerfen“ auch in unserem Produkt.

Patrick Döring ist Vorstandsvorsitzender der Versicherung Wertgarantie
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Ihre Kunden, die Versicherungsnehmer, sind Privatleute. Wie kommen die Kunden zu Ihnen? Wie kommt man auf die Idee, sein Elektrogerät versichern zu müssen?
Durch Ansprache im Markt. Wir investieren sehr viel Kreativität und auch didaktisches Know-how über unsere Akademie oder durch Präsenztrainings, die Mitarbeitenden im Elektrofachhandel oder im Fahrradfachhandel zu ertüchtigen, das Gespräch mit ihren Kunden zu führen und auch zu erkennen, dass das eine Kundenbindung erzeugt, die eben außerordentlich ist. Im Fahrradbereich ist es so, gerade beim E-Bike, dass hier auch Nachfrage vom Kunden kommt. Die Deutschen sind dann bei einem E-Bike, das 4000 bis 5000 Euro kostet. Das ist dann schon so dicht gedanklich am Kfz, dass die Frage nach einer Versicherung fast automatisch kommt. Da möchte natürlich der profilierte Händler eine Antwort geben.
Auch Verschleiß ist abgedeckt
Was ist denn durch so eine Versicherung abgedeckt? Diebstahl, Schäden?
Diebstahl, unsachgemäße Handhabung, Verschleiß. Wir sind einer der wenigen Anbieter, der auch Verschleiß versichert. Und damit ist egal, wodurch der Defekt entsteht. Die Reparaturrechnung ist Aufgabe der Wertgarantie. Das wissen unsere Partner auch und wissen auch sehr genau, wie sie das dann abwickeln. Das heißt, der Kunde muss keinen Euro in die Hand nehmen. Vielleicht fürs Trinkgeld für den Techniker. Das machen wir alles im Hintergrund. Und beim E-Bike ist es eben genauso, natürlich inklusive Sturz. Ob mit Fremdverschulden oder ohne, oder eben auch die Verschleißteile oder die Defekte, die eben auch an so einem E-Bike entstehen, durch Gebrauch.
Nun ist ja das E-Bike ein Markt, den es ja im Grunde vor wenigen Jahren noch gar nicht gab. Können Sie mal erklären, wie das Wachstum ist für Sie? Also ich gehe mal davon aus, jedes E-Bike ist versichert.
Also wir wachsen zurzeit zum Vorjahr um die 30 Prozent bei den E-Bikes. Und wir werden dieses Jahr nach 120.000 versicherten E-Bikes im Jahr 2022 knapp 175.000 E-Bikes versichern. Also nochmal 30 Prozent mehr. Das ist schon außergewöhnlich. Der Markt hat eine unglaubliche Dynamik und verändert sich auch sehr stark. Wir freuen uns auch immer noch über das klassische Fahrrad. Aber ganz klar, das E-Bike in der Wahrnehmung der ganzen Branche ist das prägende Fahrzeug.
Jetzt hat ja der stationäre Handel bekanntermaßen schwierige Zeiten gerade. Ich glaube, wenn ich jetzt im Internet einen Gegenstand kaufe, komme ich gar nicht auf die Idee, den bei Ihnen zu versichern. Müssten Sie nicht spüren, dass der stationäre Einzelhandel Frequenz und Kunden verliert?
Also zunächst mal bekommen wir das von unseren Partnern natürlich auch zurückgespiegelt, dass das so ist. Wir sind aber natürlich auch in Online-Shops, wie man so schön sagt, Embedded Insurance. Und auch dort sehen wir, dass der Kunde die Servicefragen beantwortet haben möchte und Sicherheit haben möchte, Zugriff zu haben auf Reparaturkapazitäten und sich Sicherheit vor Reparaturkosten wünscht.
Wie kann ich Ihre Versicherungen denn am einfachsten wieder kündigen?
Durch eine einfache E-Mail.
Was haben die denn für Laufzeiten?
Ein Jahr.
Immer ein Jahr? Und kann ich zum Jahresende kündigen? Ja. Also wenn ich 13 Monate verpennt habe, dann muss ich noch elf bei Ihnen bleiben, oder?
Wenn Sie ganz normal kündigen wollen, ist das so. Wenn es das Gerät nicht mehr gibt, ist der Vertrag ja ohnehin zu Ende, weil das versicherte Risiko ja weggefallen ist. Das heißt, wenn das Gerät einen Totalschaden hat oder verkauft wird oder verschenkt wird oder was auch immer, ist die Versicherung natürlich immer zu Ende.
Aber das ist Treu und Glauben, oder? Weil ein Fahrrad hat ja keinen Fahrzeugbrief.
Nein, wir haben uns an der Stelle eine sehr, sehr kundenfreundliche Haltung zugelegt. Sodass wir da gar keine Probleme haben. Wir sehen, dass der Kunde extrem dankbar ist, dass er mit uns eben vor der Frage, was kostet eine Reparatur überhaupt, ein Stück weit geschützt ist.
Elektro-Fahrräder boomen
Wo machen Sie am meisten Geschäft?
Wir sind sehr, sehr stark im südlichen Teil Deutschlands und natürlich auch in touristischen Regionen. Und wir sehen insbesondere auch, dass die berufliche Nutzung des Fahrrads durch die vielen Fahrrad-Leasing-Anbieter, die es in Deutschland gibt, das Geschäft antreibt. Überall dort wo die Leute entdecken, dass Fahrrad-Mobilität ihren Weg zur Arbeit positiv beeinflussen kann, läuft es rund bei uns. Wir erleben natürlich immer dort, wo das Thema Fahrrad auch in der städtischen Infrastruktur sich abbildet, dass sehr schnell auch die Zahlen nach oben.
Wo steht Köln?
Ganz gut – im Rheinland haben wir bald 100.000 Kunden.
Wie viel Prozent hat dieser E-Bike-Anteil an Ihrem Geschäft?
Konsumelektronik ist unser Kern- und Brot- und Buttergeschäft, sage ich mal. Wir werden in Deutschland und Österreich am Ende des Jahres deutlich mehr als vier Millionen Kunden zeigen. Davon sind dann knapp 600.000 E-Bike-Kunden.
Wagen Sie eine Prognose, wie sich der E-Bike-Markt weiterentwickelt?
Ich kann ich mir nicht vorstellen, dass es in dieser Geschwindigkeit wächst. Aber wir werden weiterhin ein deutlich breiteres Nutzerfeld für E-Bikes sehen. Es ist eben heute Bestandteil der Alltags-Mobilität für viele Menschen, die zur Arbeitsstätte das Fahrrad nutzen. Gesunderhaltung und Alternative zum ÖPNV gehen da Hand in Hand. Gleichzeitig nimmt die Frage, wie gestalte ich meine Freizeit mehr Raum ein. Fahrradmobilität bleibt ganz klar ein Wachstumsmarkt. Aber sicher nicht mehr mit zweistelligen Prozentzahlen, wie wir das in der Pandemie gesehen haben. Das glaube ich jetzt nicht.
Was gibt es an Neuigkeiten?
Eine Neuigkeit war eben der Komplettschutz mit den günstigen Prämien für gebrauchte Elektrogeräte und übrigens auch für E-Bikes. Das ist schon eine wesentliche Innovation für den Markt.