Der Kölner Unternehmer verdient sein Geld mit Künstlicher Intelligenz und Investments in Firmen. Auch in der Claudius-Therme stecken seine Millionen.
Kölner Karl-Heinz Land„Ich hatte schon ein paar Mal eine Million auf dem Konto – aber nie für lange“

Karl-Heinz Land steht im Büro seiner Firma Neuland.ai in Köln.
Copyright: Dirk Borm
Wenn sich Karl-Heinz Land vorstellt, klingt das wie ein Eintrag im Freundebuch, das bei Kindern beliebt ist: Name Karl-Heinz Land, Alter 63, verheiratet, vier Kinder, zwei Enkel. Hobbys: Musik, lesen, schreiben. Neugierig, kunstinteressiert. Beim Beruf dürfte die Erklärung schwieriger werden. Kindern würde man wahrscheinlich sagen: Der Karl-Heinz gründet Firmen, lässt sie wachsen und verkauft sie dann. Und mit dem Geld, das er dadurch verdient, kauft er neue Firmen. Und damals, in den 80er-Jahren, als noch niemand hier das Internet kannte, war der Karl-Heinz schon voll dabei.
„Das Dorf hat mich sehr gut behütet. 200 Seelen, 400 Kühe, kurz vorm Westerwald, so beschreibe ich meine Kindheit gerne. Ich konnte kreativ sein, alles denken und machen. Mit 18 wurde es mir zu eng, dann bin ich erstmal in die Stadt. Erst Bonn, dann Köln. Ich bin versehentlich in die IT gekommen, 1982, nach einer Ausbildung im kaufmännischen Bereich. Auf einmal habe ich als Vertriebler für Oracle gearbeitet, damals noch ein junges Start-up aus Kalifornien. Ich habe erst in Deutschland für die Firma gearbeitet, bin später in die USA gegangen. Damals hatten die keine 300 Leute, heute sind es mehr als 160.000.“
Zur Serie
„Der Weg zur Million“ erzählt die Geschichten erfolgreicher Menschen aus der Wirtschaft in Köln und dem Rheinland. Eine Million Euro sind für Unternehmerinnen und Unternehmer meist eine bedeutende Erfolgsmarke. Während manche der Protagonisten der Serie schon lange eine oder viele Millionen Euro auf dem Konto haben, haben andere die Umsatzgrenze von einer Million Euro geknackt. Sagen Sie uns, von welchen erfolgreichen Menschen aus der Region Sie gerne an dieser Stelle lesen würden: ksta-wirtschaft@kstamedien.de
Karl-Heinz Land steuert für Oracle bis 1994 den internationalen Vertrieb für Großkunden, wechselt dann zum französischen Technologie-Start-up Business Objects. Er führt die Firma an die Börse und verantwortet die Partnerschaft mit SAP – später übernimmt der deutsche Konzern das französische Jungunternehmen. Wie schon bei Oracle startet Land in einer kleinen Firma – bei Business Objects arbeiten zu Beginn 50 Mitarbeiter – und er verlässt sie, wenn sie mehrere tausend haben. Der deutsche Manager zeigt, dass er auch mit US-Großkonzernen mithalten kann und heuert bei US-Firmen an.
„Ich bin in manchen Jahren so viel gependelt, dass ich die schwarze Vielfliegerkarte hatte, die Damen der Lufthansa kannten meinen Namen. Online machte man damals noch nicht. Das muss man sich mal vorstellen: Ich bin für zwei Stunden Meeting nach Washington geflogen. Auf dem Rückweg saß ich in derselben Maschine mit derselben Crew, die mit mir hingeflogen war. Die sagten: Sie sind doch grade mit uns hingeflogen?! Ich habe bei den Amerikanern sehr viel von dem gelernt, was ich heute tue. Denke groß. Alles ist möglich. Nur weil es noch niemand gemacht hat, heißt es nicht, dass es nicht geht. Für mich war es ein entscheidender Punkt, in den USA gelebt zu haben.“
Von seiner ersten Millionen gründete er die Claudius-Therme in Köln
Land ist verheiratet, seine Frau und drei Kinder leben in Köln. Der Unternehmer pendelt zwischen den Kontinenten. 2001 gründet er seine erste eigene Firma: Voiceobjects, ein IT-Unternehmen, mit Sitz in Bensberg. Kurze Zeit später verlegt er die Firmenzentrale ins Silicon Valley.
„Irgendwann saß ich im Flieger, allein in der First Class. Da kam die Stewardess zu mir und fragte: Herr Land, ist irgendwas? Sie haben geheult. Ich hatte gerade einen Film geschaut und war emotional irgendwie so aufgeladen. Zehn Jahre lang hatte ich immer einen Jetlag, dauerhaft. Ich war zehn Tage in den USA, dann wieder ein paar Tage hier. Es war wild. An einem Sonntag lag ich auf der Couch und meine Tochter Sarah war ungefähr 13 und wollte etwas mit mir machen. Ich wollte aber einfach noch liegenbleiben. Da hat sie gesagt: Papa, am Wochenende kriegen wir immer nur die Reste von dir. Da hatte sie recht, das vergesse ich nie. Auf der anderen Seite konnte ich die komplette Familie mit in die USA nehmen, Florida, Disney World, New York – all das war eben auch möglich. Die Kinder wollten keine normale Limousine, sondern eine Stretchlimo, die uns vom Flughafen abgeholt hat. In New York wollten sie nur im Waldorf Astoria übernachten, sonst nichts sehen. Das war ein bisschen Wiedergutmachung für das, was oft gefehlt hat.“
Von seiner ersten Million gründet er mit acht anderen Unternehmern die Kölner Claudius-Therme - 50 Millionen D-Mark müssen sie irgendwie finanzieren. Lands Geld arbeitet, wie man so schön sagt. Er verdient es und investiert es direkt. Er gönnt sich eine Schweizer Uhr, kauft einen Porsche Cabrio – einen roten. Maßgeschneiderte Anzüge, hunderte Krawatten, die hängen im Schrank und werden nicht getragen.
„Ich hatte schon ein paar Mal eine Million auf dem Konto – aber nie für lange. Das erste Mal war, als ich ein Haus verkauft habe. Das hatte ich sehr günstig in einer Zwangsversteigerung gekauft und dann teuer weiter verkauft. Da war ich gerade junger Geschäftsführer bei Business Objects. Das war ein geiles Gefühl. Aber lange lag das Geld nicht auf dem Konto, ich habe davon dann meine Anteile an der Claudius-Therme gekauft. Da haben mich alle für verrückt erklärt. Das war wie beim Roulette: Setze auf Rot oder Schwarz. Wenn das Ding in die Hose gegangen wäre, wäre die Kohle weg gewesen. Danach kam das Neptunbad und brauchte auch Geld, als ich gerade dachte, ich kriege endlich mal wieder Geld auf mein Konto. Da hatte ich wieder fünf, sechs Jahre keine Ausschüttungen.“
Kölner Firma ist spezialisiert auf Künstliche Intelligenz
Zurück in Deutschland nimmt er eine Führungsposition beim Software-Anbieter Microstrategy an. Und: Er gründet wieder. Grandcentrix entsteht 2009, und wird 2019 an Vodafone verkauft. Nach zehn Jahren ist das Geschäft ausgereizt, Land will etwas Neues. Grandcentrix entwickelt für Miele die Hausgerätesteuerung, für Viessmann und Vaillant steuert sie die Heizungen. 2013 gründet Land die digitale Strategieberatung Neuland, 2023 das Spin-off Neuland.ai, das sich auf künstliche Intelligenz spezialisiert. Land entwickelt eine Software-Plattform, die KI-Anwendungen sicher, zuverlässig, vertrauenswürdig und rechtskonform machen soll.
„Als wir bei Microstrategy gesagt haben, wir werden ein weltweit führendes Unternehmen, dachten alle: Der hat sie nicht alle. Aber wir haben das einfach gemacht, weil uns egal war, was die anderen dachten. Heute hat der Konzern 2000 Mitarbeiter. So ist das jetzt auch. Da gibt es Leute, die sagen: Wie kommst du darauf, dass in Köln die Zukunft der KI entsteht? Weil Köln mindestens mal Platz für ein zweites Einhorn hätte, neben DeepL. Und das, was wir hier entwickeln, hat die Chance, Weltmarktführer zu werden.“
Neuland.ai hilft Firmen, nie mehr nach Wissen zu suchen. Ein KI-Assistent kennt alle Informationen, legt Wissenskataloge an, macht Zusammenfassungen.
„Das System kann sogar Angebote schreiben. Das Institut der deutschen Wirtschaft beispielsweise hatte 10.000 Studien aus 25 Jahren. Da wusste niemand mehr, was da überall drinsteht. Das dauert 90 Minuten, das alles einzulesen. Danach weiß die KI, wer was wann gesagt hat und kann sogar selbst Zusammenhänge herstellen. Wir sind 46 Mitarbeiter und wachsen rasant. Bis Jahresende sind wir 70 Leute. Und wenn es nur halbwegs so läuft, wie wir uns das gerade ausmalen, sind wir in einem Jahr bei 200. Das physische Produkt ist seit dem ersten Quartal 2025 am Markt. Wir haben jetzt schon 70 Kunden aus 13 Industrien, vom Institut der deutschen Wirtschaft über Mittelständler und Handwerker bis zum Erzbistum Köln. Ich schätze, dass wir Ende nächsten Jahres an die 1000 Kunden haben werden.“
Topverdiener sagt: Ich war finanziell immer Oberkante Unterlippe
Wenn jemand wie Karl-Heinz Land etwas kaufen möchte – ob nun ein Kunstwerk, einen Porsche oder die Claudius-Therme – greift er in den Topf voll Geld und legt los. Oder nicht?
„Ganz so ist es nicht. Sicher ist immer Liquidität da. Aber ich war finanziell immer Oberkante Unterlippe, weil ich so viele Ideen hatte und immer mehr investieren konnte, als mir eigentlich lieb war. Ich habe in 15 Start-ups investiert, und bei dem ein oder anderen lief es nicht so wie erhofft. Dann kam die Pandemie – da musste ich einige Firmen zwei, drei Jahre durchfinanzieren. Ich habe allein in Köln sieben Beteiligungen mit insgesamt 600 bis 800 Mitarbeitern. Wenn man die jahrelang durchfinanzieren muss, sind das schmerzhafte Prozesse.“
Mutig sein, Risiken nehmen – all das geht gut, wenn man weich fällt, die richtigen Leute kennt, genügend Kapital hat. Ein Teil von Lands Vermögen steckt in Immobilien, einiges in Kunst.
„Deutschland braucht eine eigene KI-Plattform, die unabhängig von den USA oder China agiert. Eine Plattform, bei der Deutschland die Hoheit über die Daten hat. Das haben wir entwickelt. Wir reden über die große Staatsreform, wir haben einen Digitalminister. Wir hoffen, dass wir einen Teil der Plattform bauen dürfen, mit der Verwaltungen, Kommunen, Behörden ihre Dienstleistungen automatisieren und ihr Wissen digitalisieren können.“
Und wenn es nicht klappt?
„Ich bin ein Unternehmer, der den kölschen Zen, den rheinischen Buddhismus lebt. Et kütt wie et kütt. Et hätt noch immer jot jejange. Lehn dich nicht auf gegen Dinge, die du eh nicht ändern kannst. Warte doch mal ab, am Ende wird alles gut. Und wenn es mal blöd läuft, lernt man wenigstens etwas. Ich glaube, dass nicht immer Geld das Problem ist, sondern Mut, machen und gestalten zu wollen. Wie viele Unternehmer jammern – die würden einfach den Kopf in den Sand stecken. Ich sage dann: Kauf dir einen Strauß Blümchen, setz dich auf den Friedhof und warte, bis das Elend vorbei ist. Statt mal nach vorne zu gehen und zu sagen: Verdammt, ist nicht so gelaufen, wie es sollte. Aber ich nehme die Krise als Chance zur Veränderung.“
Karl-Heinz Land wurde 1962 in Hennef geboren und wuchs in einem Vorort auf. Mit 18 zog er erst nach Bonn, dann nach Köln. 1988 startete er im Vertrieb vom Tech-Konzern Oracle, damals ein kleines Start-up. Seitdem hatte er zahlreiche Führungspositionen bei international operierenden Unternehmen inne. Mit Neuland hat er 2013 eine Digital-, KI- und Strategieberatung mit Sitz in Köln gegründet.
Als Serienunternehmer und Investor setzt er auf Technologien wie die Blockchain, das Internet der Dinge und Künstliche Intelligenz. Das World Economic Forum (WEF) und das „Time Magazine“ haben Land 2006 mit dem „Technology Pioneer Award“ ausgezeichnet.
Mehr als 50 Start-ups hat Land gegründet, begleitet oder internationalisiert. Er hat sechs Bücher geschrieben.