Nach nicht einmal drei JahrenMarelli schließt Kölner Werk für E-Motoren – 140 Mitarbeiter betroffen

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Köln, 12.10.2021 – Marelli Elektromotorenwerk in Köln. Roboter vor dem Lamellenpaket für Statoren. --- Foto Copyright: Marelli/Friedrich Stark --- Verwendung honorarfrei

Das Marelli-Elektromotorenwerk in Köln.

Seit 2021 lief die Produktion auf dem Gelände der Kölner Ford-Werke. Jetzt ist schon wieder Schluss, auch für eine große Zahl von Fachkräften.

Als Marelli, einer der weltweit führenden Automobilzulieferer, Ende 2020 ankündigte, in Köln auf dem Gelände der Ford-Werke eine neue Produktionsstätte für Elektro-Antriebe aufzubauen, war die Freude über und die Erwartung an die prominente Neuansiedlung groß. Kein halbes Jahr später lief bereits die Produktion in der Halle der ehemaligen Getriebefertigung von Ford an. Einen zweistelligen Millionenbetrag habe das japanisch-italienische Unternehmen, dessen Wurzeln unter anderem bei Nissan und Fiat liegen, investiert, hieß es damals.

Verschlechterung der Auftragslage in Köln

Der damalige Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sprach von einem „ermutigenden Zeichen“ für die Perspektive des Standorts und betonte erneut die traditionelle Bedeutung der Autoindustrie für NRW und für Köln. Aus den zu Beginn 125 Mitarbeitenden sollte auf den 18.000 Quadratmetern ein Vielfaches werden. Der Zulieferer sagte damals, Köln habe sich wegen der guten geografischen Lage im Zentrum Europas, guten Fachkräften, aber auch der Nähe zu einer weitreichenden Forschungslandschaft wie etwa der RWTH Aachen gegen andere potenzielle Standorte durchgesetzt. Insgesamt zehn Städte seien europaweit im Rennen gewesen, drei davon in Deutschland.

Nun, nicht mal drei Jahre nach der ersten Ankündigung, macht Marelli schon wieder Schluss in Köln. Auf Anfrage teilte das Unternehmen mit, dass „die Herausforderungen, mit denen unser Sektor seit dem Ausbruch von Covid-19 konfrontiert ist, im vergangenen Jahr durch weitere externe Ereignisse verstärkt wurden.“ Diese Herausforderungen seien globaler, struktureller und langfristiger Natur. Insbesondere die Zulieferindustrie sei zunehmend der Unsicherheit ausgesetzt. Und weiter: „Speziell in unserem Werk in Köln waren wir mit einer unvorhergesehenen Verschlechterung der Auftragslage konfrontiert.“ Im März des kommenden Jahres will Marelli sein Kölner Werk schließen.

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Auch der Standort in Brotterode, in Thüringen, wo Fahrzeugscheinwerfer produziert werden, wird dichtgemacht. Darüber hinaus hat der Zulieferer noch kleinere Niederlassungen etwa in Hannover, Reutlingen oder Stuttgart. Zu den genauen Gründen macht Marelli keine Angaben. Das Unternehmen baute bislang in Köln Elektromotoren für das vollelektrische Modell Taycan S von Porsche. Ob Porsche die Zusammenarbeit beendet hat oder das Auftragsvolumen deutlich heruntergefahren hat, ist derzeit noch unklar. Fakt ist aber, dass sich Marelli wohl erhofft hatte, weitere Auftraggeber wie etwa Ford zu finden. Auch BMW sei im Gespräch gewesen, heißt es aus dem Umfeld.

Einigung über Sozialplan

Die derzeit rund 140 Mitarbeitenden erhalten in den kommenden Wochen ihre Kündigung. Marelli betont, dass man mit Betriebsrat und der Gewerkschaft in konstruktiven Gespräche zu einer Einigung über einen Sozialplan gekommen sei, der „eine faire und sozialverträgliche Lösung“ darstelle. Er gewährleiste auch den Betrieb in der nahen Zukunft bis zur Einstellung der Produktion im März 2024. Paul Hecker, Mitglied der Geschäftsführung der IG Metall Köln-Leverkusen, bedauert zwar die Entscheidung des Unternehmens, spricht aber auch davon, dass die Lösung insgesamt fair sei. So sei bei den Abfindungen ein hoher Sockel vereinbart worden, so Hecker. Wer bis zum Ende bleibt, bekomme auch eine Halteprämie.

Es habe von Anfang an eine hohe Fluktuation in der Belegschaft gegeben, einige Erwartungen an den neuen Arbeitgeber wurden aber wohl nicht erfüllt. „Viele gute Fachkräfte haben ihre Jobs gekündigt, um bei Marelli an einer Zukunftstechnologie mitzuarbeiten“, sagt auch Sandra Osterrieder von der IG Metall. Die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt seien aber insgesamt gut. Derartige Fachkräfte würden gesucht.

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