Erneut werden wohl 1000 Jobs beim Autohersteller abgebaut. Wie Angestellte nun mit der Unsicherheit um ihren Job umgehen. Und was sie von der Politik fordern.
„Es geht um Existenzen“So reagiert die Ford-Belegschaft auf die nächste Entlassungswelle

Jenni Maikath (30) ist Elektrikerin und bildet Azubis bei Ford aus.
Copyright: Arton Krasniqi
Als um 14.45 Uhr ihre Schicht endet und viele Ford-Mitarbeiter aus den Werktoren in den Feierabend strömen, ist ihnen die Verunsicherung und der Ärger über das, was vier Stunden zuvor vom Automobilunternehmen verkündet worden ist, deutlich anzusehen. Viele stecken auf dem Heimweg die Köpfe zusammen und diskutieren darüber, wie es für sie weitergeht, andere telefonieren mit Angehörigen. „Wie es uns geht, kann man sich vorstellen“, sagt ein Fordler auf Nachfrage. „Hier geht es um Existenzen, teilweise von ganzen Familien.“
Gerüchte über Abbaupläne kursieren schon lange
Jenni Maikath bringt es stellvertretend für viele aus der Belegschaft trotzdem nochmal auf den Punkt: „Beschissen geht es uns“, sagt die 30-jährige Elektrikerin. „Gerüchte über einen weiteren Stellenabbau gab es schon länger. Aber dass er jetzt tatsächlich so schnell kommt, hat mich schockiert.“ Mit 16 fing Maikath ihre Ausbildung bei Ford an, mittlerweile bildet sie selber Azubis aus. „Aber dass ich hier noch bis zu meiner Rente arbeiten werde, das glaube ich nicht mehr.“ So gehe es auch vielen ihrer Azubis: „Früher galt Ford als sicherer Arbeitgeber. Heute sehen die jungen Leute hier keine Zukunft mehr.“

Der Autobauer Ford streicht die zweite Schicht.
Copyright: Arton Krasniqi
Auch Betriebsratschef Benjamin Gruschka berichtet von einer „bedrückenden Stimmung“ in der Belegschaft. „Wir haben viele junge Menschen in der Produktion, teilweise junge Väter und Mütter. Die haben jetzt Angst um ihre Zukunft und brauchen schnell Klarheit.“ Übermäßig überrascht sei er aber nicht von der erneuten Hiobsbotschaft: „Uns wurde die Entscheidung gestern mitgeteilt. Persönlich habe ich nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht. Aber auch wir beobachten natürlich den Automobilmarkt und die schlechten Absatzzahlen bei der E-Mobilität.“
Von Gerüchten über das Ende des Zwei-Schicht-Betriebs und Abbaupläne, die seit Wochen in der Belegschaft kursieren, berichten viele Ford-Mitarbeiter. Der Schock sitzt trotzdem tief. Ein Mitarbeiter erzählt von einer „lauten und emotionalen Reaktion“ der Belegschaft auf die Verkündung der Abbaupläne. „In einem Video des Unternehmens an die Belegschaft ist uns noch vor wenigen Wochen erzählt worden, dass die Zukunft des Werks sicher ist“, sagt ein Mitarbeiter. „Und dann kommt so etwas.“

Benjamin Gruschka ist der Betriebsratsvorsitzende von Ford.
Copyright: Arton Krasniqi
Die schlechten Absatzzahlen, so Betriebsratschef Gruschka, seien ein branchenweites Problem. Deswegen werbe die Branche seit Monaten bei der Bundesregierung für eine E-Auto-Förderung. Bisher ohne Erfolg. „Wenn nun wirklich, wie berichtet, das EU-weite Verbrenner-Aus aufgeweicht wird, ist das fatal. Damit stehen wir als Elektromobil-Standort vor dem Aus.“
Jenni Maikath ist überzeugt: „Die Fehlentscheidungen wurden in den USA getroffen – wir tragen hier die Konsequenzen.“ Große und teure Elektro-SUVs, wie sie in Köln produziert werden, „verkaufen sich nun einmal nicht“. Auch andere Beschäftigte teilen diesen Eindruck. „Das Auto ist einfach zu teuer“, sagt einer. „Und wenn man sich dann auch noch zum Beispiel die Ladeinfrastruktur in Deutschland anschaut, fragt man sich: Wer soll unter solchen Bedingungen ein E-Auto kaufen?“
Jenni Maikath fordert eine schnelle Reaktion der Politik: „Es braucht endlich eine Förderung von E-Mobilität.“ Dass eine solche Förderung auch wirklich kommt und der Stellenabbau bei Ford endlich ein Ende findet, daran hat Maikath zwar erhebliche Zweifel. „Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.“