Kölner UnternehmenWie Steffens Kirchen mit modernen Akustikanlagen ausstattet

Firmengründer Hans Steffens (links) und Andreas Steffens
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Köln – Eine Lautsprecheransage auf dem Bahnhof. „Der verspätete Intercity ... Bahnsteig ... Anschlüsse...“ Mehr versteht man nicht angesichts des Lärms quietschender Bremsen, grummelnder Motoren und rufender Menschen. Sprache verständlich zu reproduzieren, ist eine Wissenschaft.
Dem hat sich die Firma Steffens Systems GmbH in Köln-Ossendorf verschrieben. Das 1961 gegründete Familienunternehmen baut in zweiter Generation Lautsprecheranlagen für die Räume, die es Akustikern besonders schwer machen: Theater, Schulen, Empfangshallen und vor allem Kirchen. Verwinkelte Grundrisse, reflektierende Flächen und dazu oft Aspekte des Denkmalschutzes stellen hohe Anforderungen an die Planer.
Denn Sprachansagen sollen überall verständlich sein, ohne Nachhall oder Echo. Bisher konnte man diese Anforderungen nur durch Anbringen vieler kleiner Lautsprecher erfüllen. Diese störten aber besonders im Kirchenraum das Gesamtbild, nicht zuletzt wegen der Stromkabel, die auf historischem Mauerwerk oft sichtbar blieben.
Innovative Technik wird genutzt
Das Ossendorfer Unternehmen setzt bei seinen Akustikanlagen auf eine innovative Technik: das so genannte Beamforming. Dies bedeutet, dass Lautsprecher individuell auf spezielle Bereiche im Raum ausgerichtet werden. Aber nicht durch Neigung des Gehäuses, sondern durch einen physikalischen Kunstgriff: Interferenz.
Diese Technik wird auch in hochwertigen Kopfhörern beim sogenannten Noise Cancelling eingesetzt. Denn Schallwellen löschen sich aus, wenn an einer Stelle Wellenberg und Wellental exakt zur selben Zeit eintreffen. So wird Umgebungsschall neutralisiert.
Ein Algorithmus ist notwendig
Beim Beamforming werden Schallwellen von Lautsprecher-Paaren mit minimaler Zeitverschiebung und in unterschiedlicher Stärke losgeschickt. Je nach Größe dieser Differenz liegt der optimale Hörbereich einmal näher, einmal weiter entfernt, etwas höher oder etwas tiefer. „Der Vorteil besteht darin, dass wir alle Lautsprecher in ein Gehäuse einbauen und trotzdem den ganzen Kirchenraum gezielt beschallen können“, erläutert Geschäftsführer Andreas Steffens.

Lautsprecher in der Kirche St. Maria im Kapitol
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Erschwert wird dieses Verfahren dadurch, dass sich die tiefen und hohen Frequenzen unterschiedlich ausbreiten. All das zu berücksichtigen, schafft nur eine ausgeklügelte Software – sprich: ein Algorithmus. „Das ist unsere Kompetenz, die uns im Bereich Kirchenakustik zum Marktführer macht“, sagt Steffens, Sohn des Firmengründers Hans Steffens. Bis zu sechs Richtstrahlen – sogenannte Beams – können aus einem Lautsprechermodul herausgekitzelt werden. Und diese lassen sich je nach Nutzung des Raums aktivieren oder abschalten.
Technik ist sehr teuer
Ein prominentes Beispiel für den Einsatz dieser Technik ist die Romanische Kirche St. Maria im Kapitol in Köln. Dort wurde 2013 eine 30 Jahre alte Lautsprecheranlage durch Beamforming-Aggregate ersetzt. Mit nur sechs an das Mauerwerk angepassten Stelen können nun Langhaus, Seitenschiffe und der große Kleeblattchor gleichmäßig beschallt werden. Eine solche maßgeschneiderte Lösung – von der Planung über Einbau und Konfiguration bis hin zu Software-Updates – schlägt mit rund 30.000 Euro zu Buche.
Das 1961 gegründete Unternehmen mit gut 20 Beschäftigten sieht seine Kernkompetenz in der Technologie. Daher findet in Ossendorf lediglich die Endmontage der Module statt, bestehend aus Hochton- und Breitbandlautsprechern, Stromversorgung und Signalprozessor.
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Als ebenbürtige Konkurrenten lässt Andreas Steffens nur zwei Firmen gelten – eine in den USA und eine in Frankreich. Trotz des Hauptgeschäftsfelds Kirchen in Deutschland will das Unternehmen weltweit expandieren: „Wir haben schon das Parlament in Südkorea bestückt.“