Der Ostfriese Wilke Stroman ist bei der Wahl zum FC-Präsidenten gescheitert. Doch als Unternehmer ist er außerordentlich erfolgreich. Das ist seine Geschichte.
Kölner Unternehmer Wilke Stroman„Ich würde mich nie Selfmade-Millionär nennen“

Wilke Stroman hat schon als Jugendlicher Handyverträge verkauft. Mit Sparhandy.de ist er reich geworden.
Copyright: Arton Krasniqi
Wilke Stroman wollte Präsident des 1. FC Köln werden. Der Ostfriese hat es nicht geschafft – vieles andere aber schon. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erzählt der 45-Jährige jetzt die Geschichte seines unternehmerischen Erfolgs. Reich geworden ist Wilke Stroman mit dem Verkauf von Handyverträgen. Schon zu Schulzeiten startete er damit.
„Ich komme aus Ostfriesland, ländliche Region, 25.000 Einwohner, direkt an der Nordküste. Ich wollte immer Geld verdienen, auch schon als Kind. Ich habe an der Tankstelle unseres Nachbarn gearbeitet, habe das Lager eingeräumt, die Waschanlage nachgefüllt, Autos geputzt. Es kamen viele Touristen, im Sommer war viel los. Dann hatten auch viele Schüler einen Job. Aber im Winter, wenn nur wenig los war, haben sie immer mich angerufen. Weil ich im Sommer zuverlässig war. Die anderen sind bei 30 Grad lieber an den Strand gefahren, ich bin zuerst zur Tankstelle und habe gearbeitet. Dranbleiben, fleißig sein, das habe ich damals für mein Unternehmertum gelernt.“
Der erste auf dem Schulhof mit Handy
Der Tankstellenpächter ist einer der ersten im Ort, der ein Handy hat. Er nutzt es, um Wilke Stroman von unterwegs die aktuellen Spritpreise durchzugeben. Als der Chef sich ein neues Gerät kauft, bekommt Stroman das alte, und ist damit der erste auf dem Schulhof, der ein Handy hat. 1998 oder 1999 sei das gewesen. Wenig später wollen immer mehr Leute Handys kaufen, und sie fragen Wilke Stroman, woher sie eins bekommen.
„Am Anfang habe ich ihnen einfach den Handyladen genannt, habe aber schnell gedacht: Wie bescheuert! Warum empfehle ich das einfach so? Es muss doch möglich sein, davon irgendwie zu profitieren. In der Zeit habe ich mit den Händlern eine Kooperation abgeschlossen: Für jeden, den ich ihnen als Kunden gebracht habe, bekam ich eine Provision. 20 Mark, das war viel zu wenig, aber ich hatte keine Ahnung. Zehn bis 20 Kunden habe ich im Monat vermittelt, das war ein gutes Taschengeld, mehr nicht. Ich habe aber ganz schnell gemerkt, dass da mehr drin ist. Also ließ ich mir von einem Freund eine Internetseite bauen: sparhandy.de. Über die Seite habe ich Handys verkauft und Handyverträge vermittelt. Am Anfang war das ein Nebenberuf, nach dem Abi habe ich auch erstmal eine Bankausbildung in Friesland gemacht. Da haben sich die Postkisten mit den Handyverträgen in meinem Kinderzimmer gestapelt. Ich hatte schon Mitarbeiter. In Teilzeit kümmerten die sich um die Buchhaltung und bearbeiteten die Verträge – aber alles von Zuhause aus. Und das war lange vor der Zeit von Homeoffice. Mit 22 bin ich nach Köln gekommen. Mein bester Freund hat damals Zivildienst in Köln gemacht. Mir hat die Stadt gefallen, also bin ich hiergeblieben. Dann hat sich das Geschäft auch professionalisiert. Ich habe ein Büro in der Lindenstraße gemietet, habe Schreibtische reingestellt – und dann ging es los.“
Zur Serie
„Der Weg zur Million“ erzählt die Geschichten erfolgreicher Menschen aus der Wirtschaft in Köln und dem Rheinland. Eine Million Euro sind für Unternehmerinnen und Unternehmer meist eine bedeutende Erfolgsmarke. Während manche der Protagonisten der Serie schon lange eine oder viele Millionen Euro auf dem Konto haben, haben andere die Umsatzgrenze von einer Million Euro geknackt. Sagen Sie uns, von welchen erfolgreichen Menschen aus der Region Sie gerne an dieser Stelle lesen würden: ksta-wirtschaft@kstamedien.de
Zu Beginn studiert Wilke Stroman in Köln ein paar Semester BWL, denkt aber schon bald: Zeitverschwendung! Er macht doch längst das, worauf ihn die Uni vorbereiten soll. Also schmeißt er das Studium hin. Er ist jetzt Unternehmer in Vollzeit.
„Meine Eltern sind Lehrer, das Gegenteil von Unternehmern. Ein Opa war Landwirt, der andere Reeder, das war schon einen Tick unternehmerischer. Mit fünf Jahren bin ich auf Flohmärkte, manchmal habe ich auch einfach bei uns vor der Haustür einen Tisch aufgestellt. Mein Problem war meine Schwester, die drei Jahre jünger ist und alles, was ich nicht mehr wollte, bekommen hat. Ich hatte also keine Ware, nichts, was ich verkaufen konnte. Im Herbst sammelte ich dann Kastanien und pflanzte die in Schälchen an. Im nächsten Sommer waren die Bäumchen dann einen halben Meter groß und ansehnlich. Die habe ich dann verkauft, und es lief super. Wenn so etwas funktioniert hat – das hat mir einfach Spaß gemacht.“
Wie Stroman die Marke Sparhandy.de aufbaute
Vor 25 Jahren gibt es viele windige Anbieter, Internethändler sind wenig angesehen. Wilke Stroman steckt deshalb viel Geld in den Aufbau der Marke Sparhandy.de, will sie bekannt machen, Vertrauen wecken. Er schaltet Plakatwerbung, Zeitungswerbung, Fernsehwerbung, wird Sponsor beim 1. FC Köln. Er sagt, er habe in dieser Zeit im Grunde kein Geld verdient, so viel sei in die Außenwirkung geflossen. Ausgezahlt hat sich der Aufwand aber.
„Ich habe in drei Schritten mein Unternehmen abgegeben. Zweimal habe ich Anteile an die Familie Haubrich, der die EP-Fachmärkte gehören, verkauft, erst 30, dann nochmal 20 Prozent. Ihnen gehört Medimax mit damals 150 Märkten. In einer Zeit, in der Online-Händler noch immer Händler zweiter Klasse waren, war das ein toller Partner für uns. Dazu gehörte, dass wir ihre Telekommunikation-Sparte mit 60 Mitarbeitern übernahmen. Wir verdienten bei jedem Handyvertrag mit, aber auch bei jedem Handy, das bei Medimax verkauft wurde.“
Ein paar Hunderttausend Euro aus den beiden Verkäufen, so erzählt es Stroman heute, investiert er in den Kauf der Sülzer Wohnung, in der er damals wohnt. Der Großteil aber, etwa 15 Millionen Euro, seien in die Firma geflossen. Sie wächst dadurch rasant, hat 2015 schon 200 Mitarbeiter.
„Vor sechs Jahren kam dann die Mobilezone, eine Schweizer Börsengesellschaft, auf mich zu. Sie hatte in Deutschland eine kleine Beteiligung an einem Unternehmen, das auch online Handyverträge verkaufte. Der Vorstand hat mit mir einen Termin gemacht und wollte mich eigentlich nur kennenlernen. Wir haben denen ja ständig das Leben schwer gemacht, wir waren viel größer. Bei unserem Gespräch hat er mir spontan unterbreitet, mein Unternehmen zu kaufen und in Mobilezone zu integrieren. Das war für mich sofort interessant. Sie sind in der Schweiz Marktführer, haben dort 140 Läden. Ich wollte dazugehören. Also habe ich Sparhandy verkauft. Sie haben meine Anteile gekauft und auch die 50 Prozent der Familie Haubrich, und ich wurde Deutschlandchef der Mobilezone. Und dann ist auch Geld geflossen. Für 80 Millionen Euro wurde das Unternehmen verkauft. Mir gehörte die Hälfte – und davon habe ich wiederum die Hälfte in Aktien bekommen und die andere Hälfte bar. Plötzlich war ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag auf meinem Konto. Der Moment, in dem das Finanzamt seinen Teil abbuchte, war allerdings weniger erfreulich.“

Als Wilke Stroman die Marke Sparhandy.de aufbauen muss in einem Markt, auf dem sich viele windige Anbieter tummelten, investierte er viel Geld in Werbung und wurde auch Sponsor beim 1. FC Köln.
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Heute ist Stroman noch immer CEO von Mobilezone Deutschland, ihm gehören noch 0,5 Prozent an seiner Firma. Er sagt, er fühle sich noch immer verantwortlich, auch für die mittlerweile 300 Mitarbeiter. Geld zu verdienen, sei immer nur ein schöner, angenehmer Nebeneffekt gewesen. Der Wahl-Kölner sagt, es sei ihm immer darum gegangen, etwas zu erschaffen, Ziele zu erreichen, sein Unternehmen noch besser zu machen, zu sehen, dass ihm Sachen glücken.
„Wenn man etwas mit Herzblut und Begeisterung macht, wird es meistens gut. Und die Wahrscheinlichkeit ist höher, als wenn man verbohrt sagt, ich muss jetzt irgendwie Geld machen. Ich mag es nicht, wenn ich Selfmade-Millionär genannt werde. So würde ich mich niemals nennen. Wer mich kennt, weiß, dass es stimmt, aber das ist kein positiv besetztes Wort. Ich fände es arrogant und überheblich, mich so zu nennen.“
Dass Stroman ausgerechnet mit Handys Geld verdient hat, bezeichnet er als einen Zufall. Es hätte auch ein anderes Produkt sein können. Er könne eher unterdurchschnittlich mit Handys umgehen, habe gar keine große Liebe zum Produkt.
„Was mich davon abhält, nicht mehr zu arbeiten und mich einfach an den Strand zu legen? Die Vorstellung hat natürlich ihren Reiz. Aber nach zwei Stunden Sonne und Meeresrauschen kribbelt es mir schon wieder in den Fingern – ich brauche einfach Aufgaben, die mich fordern.“
Eine Million Handyverträge vermittelte Mobilezone Deutschland im vergangenen Jahr. Wilke Stroman führt das Unternehmen seit 2020. Zu Mobilezone Deutschland gehören unter anderem die von Stroman gegründete Marke sparhandy.de, deinhandy.de und der Mobilfunkanbieter High Mobile. 2024 betrug der Umsatz 779 Millionen Euro.
Stromans Unternehmen verdient Geld mit der Vermittlung von Handyverträgen und Mobiltelefonen an Privat- und Geschäftskunden. Netzbetreiber, an die über Sparhandy Verträge vermitteln werden, zahlen dafür Provisionen. 300 Mitarbeitende hat das Deutschland-Geschäft von Mobilezone heute. Neben Köln sitzen Mitarbeitende in Bochum und Münster.
Wilke Stroman ist als Investor an weiteren Unternehmen beteiligt. Dazu zählt unter anderem die Kölner Meme-Seite und Werbeagentur Köln ist kool. Beim Glücksgefühle-Festival ist Stroman Geschäftspartner von Eventmanager Markus Krampe und Lukas Podolski. Zuletzt eröffnete Stroman das Smashburger-Restaurant Grabz im Belgischen Viertel in Köln.

Wilke Stroman bei der Vorstandswahl des 1. FC Köln am 27. September mit seinem Team Tuğba Tekkal (l.) und Carsten Wettich. Stoman erhielt 25 Prozent der Stimmen.
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Bei der Vorstandswahl während der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln am 27. September erhielt Präsidentschaftskandidat Wilke Stroman gut ein Viertel der Stimmen.