Kölner Wohnungsmarkt für Studenten„Preise wahnsinnig hoch, Angebot wahnsinnig knapp“

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Haus im Studierendendorf in Hürth-Efferen 

Köln – Vermieter mögen Studenten. Zumindest manche. Das hat Katharina erlebt. Die Musikwissen-schafts-Studentin schreibt gerade ihre Bachelor-Arbeit und ist während ihres Studiums schon mehrfach in Köln umgezogen. Freilich kennt auch sie die üblichen Vorurteile – Studenten feiern laute Partys, zahlen unregelmäßig Miete und scheren sich nicht allzu sehr um die Hausordnung. Deshalb haben sie es oft schwer, zumal als Wohngemeinschaft, einen Mietvertrag zu bekommen.

„Aber“, sagt die 23-Jährige, „es gibt auch viele Vermieter, die ganz anders denken. Die wissen genau, die Fluktuation bei Studenten ist groß und bei jeder Neuvermietung ist es einfacher, den Preis hochzuschrauben.“

Lukratives Geschäft

Sie ist die gerade ein weiteres Mal umgezogen – nun zusammen mit ihrem Freund. Gemeinsam zahlen sie 800 Euro warm für die Zwei-Zimmer-Wohnung. „Und das ist noch günstig“, meint sie. „Viele in Wohngemeinschaften zahlen 500 Euro pro Zimmer. So viel Geld bekämen Vermieter von einer Familie nicht.“

Da hat sie recht. Große Wohnungen, bestätigt Hans Jörg Depel, Pressesprecher des Mietervereins Köln, sind an Studenten oft lukrativ zu vermieten. Einfach ist es dennoch nicht für sie, eine Wohnung zu finden. „Der Markt ist sehr angespannt und daran hat sich auch durch Corona nichts geändert“, sagt Thomas Tewes, Hauptgeschäftsführer des Kölner Haus und Grundbesitzervereins.

„Preise wahnsinnig hoch, Angebot wahnsinnig knapp“, auf diesen Nenner bringt es Klaus Wilsberg, Sprecher des Kölner Studierendenwerks. Rund 5000 Plätze bietet die Anstalt des Öffentlichen Rechts in ihren Häusern an – darunter „Flurzimmer“ mit Gemeinschafts-Bad und -Küche für zum Beispiel 152 Euro, WG-Zimmer für 282 Euro oder Ein-Personen-Apartments für 382 Euro. In dieser „Warmendmiete“ sind alle Nebenkosten inklusive Strom und Internet enthalten.

Studierendenwerk will mehr Zimmer anbieten

Preislich ist das zwar nicht zu toppen, doch bei 89.000 Studenten, die das Studierendenwerk betreut, und insgesamt mehr als 105.000 Studenten in Köln ist das Studierendenwerk freilich „kein marktbestimmender Faktor“, wie Wilsberg sagt. Dennoch plant es, in den nächsten fünf bis zehn Jahren die Zahl der Wohnheimplätze um 1000 auf dann rund 6000 zu erhöhen.

Gleichzeitig wächst schließlich auch die Zahl der Studenten. „Köln wirkt wie ein Magnet“, hat Hans Jörg Depel vom Mieterverein beobachtet. „Für Studenten ist das ganz klar eine Schwarmstadt“.

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Das haben auch private Investoren festgestellt, die darauf mit dem Bau von Mikroapartments reagierten. Diese sind meist möbliert, 30 bis 40 Quadratmeter groß und „da ist man dann schnell bei 20 Euro pro Quadratmeter Miete“, sagt Depel. Für viele Studenten kommt das schon wegen des Preises nicht in Frage. „Dennoch entlastet es den Markt, wenn Wohlhabendere dieses Angebot nutzen“, sagt Klaus Wilsberg. „Dann nehmen sie den anderen nicht die Wohnheimplätze weg.“

Bewerberliste ist lang

Denn die Bewerberliste für die günstigen Unterkünfte des Studierendenwerks ist – trotz der Pandemie – lang. Zwar habe es im vergangenen Jahr coronabedingt so etwas wie eine Delle bei der Nachfrage gegeben, hat Wilsberg beobachtet, aber die Bewerberzahl sei immer noch viel größer als das Angebot. „Wir haben keinen Leerstand.“

Grund für die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt ist vor allem die Tatsache, dass zu wenige neue Wohnungen in Köln entstehen – vor allem „im bezahlbaren Bereich“, so Klaus Wilsberg.

Mindestens 6000 neue Wohnungen würden jährlich gebraucht, rechnet Hans Jörg Depel vor. Doch diese Zahl wurde in den letzten Jahren nicht mal zur Hälfte erreicht. Außerdem würden ältere, verwitwete Menschen häufig ihre große Wohnung nicht frei machen und gegen eine kleinere „tauschen“, sagt Hans Jörg Depel. Das liege daran, dass eine kleinere Immobilie erstens kaum zu bekommen sei im angestammten Viertel und zweitens dann auch nicht billiger wäre.

Großer Nachfragedruck

Der „große Nachfragedruck“, den Thomas Tewes beobachtet, führt dazu, dass Studenten es oft schwer haben, wenn sie nicht gerade wie von Katharina erlebt auf „studentenfreundliche Vermieter“ treffen. „Wenn ein Vermieter auf die Bonität schaut und ein langes Mietverhältnis bevorzugt, nimmt er vielleicht dann doch lieber das doppelverdienende Ehepaar“, sagt Thomas Tewes.

Die Studentinnen und Studenten, die in Wohngemeinschaften leben – immerhin fast 30 Prozent – rückten oft enger zusammen, hat er beobachtet: „Wenn man sich als Zweier-WG vielleicht früher eine Drei-Zimmer-Wohnung und ein gemeinsames Wohnzimmer leistete, so wird dieses nun auch an einen dritten vermietet.“

Bürgschaft ist Pflicht

Und für Studenten ohne gute Bürgschaft der Eltern, erzählt Katharina, sei es auf dem Mietmarkt derzeit kaum möglich, eine Wohnung zu bekommen. „Trotzdem findet jeder ein Plätzchen“, sagt Studierendenwerks-Sprecher Klaus Wilsberg. „Unter der Brücke schlafen muss keiner.“

Aber es verlängerten sich eben die „Suchzeiten“, manch einer müsse länger bei einem Kumpel wohnen und viele Studenten, die eigentlich eher hippe Innenstadtlagen wie Südstadt, Ehrenfeld, Agnes- oder Severinsviertel bevorzugen, würden nun schon rechtsrheinisch suchen, sagt Wilsberg. Und manche, weiß er, ziehe sogar nach Wuppertal und pendele dann von dort zur Universität nach Köln.

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