Kommentar zu HamsterkäufenWarum es nur in Deutschland leere Regale gibt

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Es wird wieder gehamstert in Deutschland

Es wird wieder gehamstert in Deutschland

Erinnern Sie sich noch an diese Zeit im Frühjahr 2020, als Toilettenpapier für zehn Euro die Packung in zwielichtigen Kiosk-Hinterzimmern gehandelt wurde? Als die wenigen Sorten, die in Supermärkten noch verfügbar waren, wahlweise mit kitschigen Motiven bedruckt oder mit Kamillen-Duft versetzt waren, weil alle anderen schon kurz nach Ladeneröffnung ausverkauft waren? Und als schließlich Menschen Schlagzeilen machten, die ihre gehamsterten Rollen wieder an der Supermarktkasse zurückgeben wollten – weil sie plötzlich merkten, dass niemand einen Kellerraum voller Klopapier benötigt?

Die Kornkammer Europas

Es scheint, als wären Sonnenblumenöl und Mehl nun das Klopapier von damals. Berichte von leergekauften Regalen in Deutschlands Supermärkten machen die Runde. Die Umstände sind natürlich ungleich ernster. Während die Klopapier-Hamsterei von 2020 rein psychologische Ursachen hatte, erleben wir derzeit in der Ukraine einen Krieg mit furchtbaren Folgen. Und es stimmt: Die Ukraine ist so etwas wie die „Kornkammer Europas“. Sie ist ein wichtiger Exporteur von Getreide, Öl und Düngemitteln, genau wie Russland.

Dennoch drohen derzeit keine Versorgungsengpässe. Darauf weisen Expertinnen und Experten wie Bauernpräsident Joachim Rukwied zuletzt immer wieder hin. In der Europäischen Union ist der Selbstversorgungsgrad hoch, auch Deutschland ist eine sogenannte Gunstregion für den Getreideanbau. Es gibt ausreichend Alternativprodukte, mit denen Haushalte sich eindecken können. Andere Öle als Sonnenblumenöl, andere Lieferanten von Weizen. Die Regallücken in den Supermärkten sind derzeit vor allem wieder eins: das Ergebnis von Angst – nicht das Ergebnis von Engpässen. Sie sind eine selbsterfüllende Prophezeiung. Allein die Sorge vor dem Verzicht sorgt dafür, dass bestimmte Produkte kurzzeitig nicht mehr verfügbar sind.

Keine Spur von Hamsterkäufen im Ausland

Das belegt im Übrigen auch ein Blick in die europäische Nachbarschaft. In Ländern wie Italien, Frankreich, Schweden und Österreich sind die Regale gut gefüllt. Keine Spur von Engpässen, wie zum Beispiel die Kolleginnen und Kollegen bei der FAZ zusammengetragen haben.

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Wir müssen daraus lernen. Denn wenn erst das eigene Einkaufsverhalten Engpässe hervorruft, kann auch nur das eigene Einkaufsverhalten sie wieder beseitigen. Gerade deshalb ist eine Erinnerung an das Jahr 2020 gerade so hilfreich. Denn wissen Sie noch? Wir hatten am Ende doch immer genug Toilettenpapier zur Verfügung, um angemessen hygienisch durch den Lockdown zu kommen. Kein Grund zur Panik.

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