Kommentar zum Tarif-StreitDeutsche Bahn muss sich einen Ruck geben, tut auch nicht mehr weh!

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Verhandlungen mit der EVG: DB-Personalvorstand Martin Seiler spricht gegenüber Journalistinnen und Journalisten. (Archivbild)

Verhandlungen mit der EVG: DB-Personalvorstand Martin Seiler spricht gegenüber Journalistinnen und Journalisten. (Archivbild)

Die EVG hat im monatelangen Streit Einigungen erzielt – jetzt liegt es an der Deutschen Bahn.

Unter den Spieltheoretikern und den Verhandlungsökonomen gibt es den martialischen Begriff des Abnutzungskampfs. Beide Seite beharken sich gegenseitig so lange, bis sie erschöpft darnieder sinken. Dann ist der Moment für einen Kompromiss gekommen. Bei den Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag für die Eisenbahner ist die Angelegenheit höchst komplex, das Hin und Her könnte theoretisch ad infinitum weitergehen.

Seit Februar wird verhandelt, es wurde mehrfach gestreikt. Aus Verhandlungskreisen ist zu hören, dass die Gespräche Ende voriger Woche besonders zermürbend gewesen sein sollen. Man vertagte sich.

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Doch jetzt wurden die ersten Einigungen erzielt. Nicht mit dem mit Abstand größten Unternehmen, der staatlichen Deutschen Bahn, sondern mit einer Reihe von kleineren Eisenbahnbetreibern, unter anderem der hiesigen Nummer zwei: Transdev. Dabei sind schon beinahe mustergültige Kompromisse herausgekommen. Die Eisenbahnergewerkschaft EVG hat bekommen, was sie unbedingt wollte: Gehaltserhöhungen in einer fixen Höhe für alle.

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Auch die Arbeitgeber konnten eine ihrer zentralen Forderungen durchsetzen: eine einmalige Zahlung als Inflationsausgleich. Beide Seiten mussten Abstriche von ihren ursprünglichen Forderungen machen – so wie es sich bei Tarifverhandlungen gehört. Die Aufschläge für die Eisenbahner fallen relativ hoch aus, dafür müssen sie eine längere Laufzeit in Kauf nehmen. Beide Seiten können das Ergebnis als Erfolg darstellen. Damit ist auch die wichtigste Voraussetzung für eine Einigung gegeben.

Jetzt braucht es nur noch eins: Auch die Verhandler der Bahn müssen sich einen finalen Ruck geben und sich einfach den nun erreichten Einigungen anschließen. Das tut jetzt nicht mehr weh. Der Abnutzungskampf ist ausgefochten. Auch die Vertreter der Bahn können nun sagen, dass sie das maximal Mögliche erreicht haben. Und darüber hinaus stehen die Chancen gut, dass das Management einem wichtigen strategischen Ziel etwas näher kommt: Jobs bei der Bahn werden attraktiver, der gravierende Arbeitskräftemangel könnte zumindest teilweise gelindert werden.

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