Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

KonzernumbauBayer hat in Leverkusen schon fast 900 Jobs gestrichen

Lesezeit 3 Minuten
ARCHIV - 10.12.2024, Nordrhein-Westfalen, Leverkusen: Bill Anderson, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG, sitzt bei einem Fototermin in der Zentrale des Unternehmens. (zu dpa: «Chemiekonzern Bayer erneut vor schwierigem Jahr») Foto: Henning Kaiser/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Bayer-Vorstandschef Bill Anderson treibt den Umbau des Konzerns voran und hat weltweit 2000 Stellen gestrichen - alleine im ersten Quartal dieses Jahres.

Weltweit sind bereits 11.000 Stellen dem Konzernumbau von Vorstandschef Bill Anderson zum Opfer gefallen.

Bayer hat in den vergangenen zwei Jahren fast 900 Arbeitsplätze am Standort Leverkusen gestrichen. In der Heimat des Pharma- und Agrarchemiekonzerns gebe es derzeit noch rund 5800 Vollzeitstellen, sagte ein Bayer-Sprecher auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Dienstag. 2023 waren es noch 6675.

Kurz zuvor hatte Vorstandschef Bill Anderson von weltweit insgesamt 2000 Stellen berichtet, die das Leverkusener Unternehmen alleine im ersten Quartal dieses Jahres eingespart hat. Seit Beginn des Konzernumbaus im Januar 2024 hat Bayer nunmehr 11.000 Stellen abgebaut. Eine genaue Auskunft, wie sich der Stellenabbau auf die drei Sparten und die verschiedenen Ländergesellschaften aufteilt, erteilten Anderson und Bayer-Finanzvorstand Wolfgang Nickl bei der Vorlage des Finanzberichts zum ersten Quartal des Jahres am Dienstag nicht.

Bayer-Chef Anderson reagiert auf Kritik

Wohl aber reagierte Anderson auf die massive Kritik des Bayer-Gesamtbetriebsrats und der Chemie-Gewerkschaft IGBCE. Der Konzern hatte am Montag verkündet, im Zuge der Neuaufstellung des Agrarchemie-Geschäfts seinen Standort in Frankfurt mit rund 500 Mitarbeitenden zu schließen und dass in Dormagen 200 von aktuell 1270 Arbeitsplätzen gestrichen werden. Francesco Grioli aus dem Vorstand der IGBCE hatte am Montag von einer „Zäsur in der 162-jährigen Konzerngeschichte“ gesprochen. Heike Hausfeld, Chefin des Betriebsrats, hatte kritisiert, dass die Schließungspläne Vereinbarungen widersprechen würden, die zwischen dem Vorstand und Arbeitnehmervertretern getroffen worden seien.

Tatsächlich wurden im „Zukunftskonzept Deutschland“ im März 2022 umfangreiche Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe auch in Frankfurt vereinbart. Der damalige Vorsitzende des Betriebsrats, Oliver Zühlke, sprach von einer „Basis für eine wettbewerbsfähige, nachhaltige und wachsende Beschäftigung in Deutschland“. Doch diese Vereinbarung stammt aus einer anderen Zeit – als Werner Baumann Bayer-Chef war und die US-Amerikanerin Sarena Lin Arbeitsdirektorin und es noch keine Pläne zum umfassenden Konzernumbau gab.

Bayer schließt Standort in Frankfurt

Ob er mit dem Plan, den Frankfurter Standort zu schließen, nicht gegen Vereinbarungen verstoße, wurde Bill Anderson am Dienstag von einem Journalisten gefragt. Und er antwortete: „Es gibt keine Vereinbarung, die ich getroffen habe, die ich nicht eingehalten habe.“ Sprich: Was damals galt, gilt nicht mehr.

In Frankfurt werde an generischen Pflanzenschutzmitteln gearbeitet, die asiatische Hersteller inzwischen in Massen produzierten. Und weil die Kosten für Strom und Gas in Deutschland zwei- bis dreimal höher seien als in den Heimatstandorten der Konkurrenz, sei Bayer nicht konkurrenzfähig. Die Entscheidung, den Standort Frankfurt zu schließen, spiegele die wirtschaftliche Realität wider, sagte Anderson. Bayer wolle sich in Deutschland lieber auf innovative Produkte konzentrieren, statt hier Generika herzustellen.

Bayer: Bei Crop Science läuft es schlecht

Im ersten Quartal des Jahres verdiente Bayer vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereinflüssen mit 4,1 Milliarden Euro rund 7,4 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Der Umsatz stagnierte annähernd bei 13,7 Milliarden Euro.

Vor allem in der Agrarchemie-Sparte Crop Science lief es schlechter: Minus 3,3 Prozent Umsatz auf 7,6 Milliarden Euro und minus zehn Prozent operativer Gewinn auf 2,6 Milliarden Euro standen zu Buche. Eine Ursache war die ausgesetzte Zulassung für das Pflanzengift Dicamba in den USA. Zudem war das Geschäft mit glyphosathaltigen Produkten deutlich rückläufig.

Die Pharmageschäfte mit verschreibungspflichtigen Medikamenten legten beim Umsatz um 4,1 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro zu, der operative Gewinn wuchs um 12,4 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Mit rezeptfreien Medikamenten erlöste Bayer mit 1,5 Milliarden Euro etwa 2,5 Prozent mehr und verdiente operativ 342 Millionen Euro – plus 3,3 Prozent.

Weil die Zahlen von Bayer zwar insgesamt schlecht ausfielen, aber nicht so schlecht wie von Analysten erwartet, und die Leverkusener trotz Unsicherheiten durch mögliche US-Zölle auf Pharmaprodukte an ihrer Prognose festhielten, legte die Aktie am Dienstag deutlich zu. Zwischenzeitlich ging es für das in jüngerer Vergangenheit gebeutelte Wertpapier um zwölf Prozent rauf, am frühen Abend betrug das Plus noch immer vier Prozent.