Millionen Versicherten droht die nächste Beitragserhöhung ihrer gesetzlichen Krankenkasse.
Milliardendefizit Krankenkassen im Sturzflug – Beitragserhöhungen drohen erneut

Die Krankenkassenbeiträge könnten für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bald steigen. (Symbolbild)
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Die gesetzlichen Krankenkassen befinden sich weiterhin in einer schwierigen Lage. Laut der „Bild“-Zeitung sollen im Jahr 2027 mehr als zwölf Milliarden Euro in den Kassen fehlen. Als Gründe werden der demografische Wandel und steigende Behandlungskosten genannt. Nun droht Millionen Versicherten die nächste Beitragserhöhung ihrer gesetzlichen Krankenkasse.
Aufgrund der bedrohlichen Schieflage werden neue Reformideen diskutiert. Dabei wird auch über eine Erhöhung der Beiträge spekuliert. In einem solchen Szenario müssten die Beiträge der Versicherten deutlich steigen – von derzeit durchschnittlich 17,5 Prozent auf möglicherweise 18,3 Prozent im übernächsten Jahr.
Gesetzliche Krankenversicherungen erwarten erneut Verluste in Milliardenhöhe
Und es ist sehr wahrscheinlich, dass es in diese Richtung weitergeht. Denn seit ein paar Tagen bekommen viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Post von ihrer Krankenkasse: Die Zusatzbeiträge steigen, teilweise um bis zu 1,25 Prozentpunkte. Für Vollzeitkräfte mit durchschnittlichem Einkommen bedeutet das einen Nettoverlust von über 300 Euro jährlich – und das nur wenige Monate nach der letzten Erhöhung.
Mit den drohenden Erhöhungen wird diesmal auch die Mittelschicht schwer zu kämpfen haben. Die Sozialbeiträge, die heute bereits einen großen Teil der Steuern von Geringverdienern ausmachen, drohen auch die Mittelschicht zu überfordern.
Kommt die nächste Beitragserhöhung? Diese Schichten sind besonders betroffen
Unterdessen schlagen Experten Alarm. Allen voran Jens Baas, der Chef der Techniker Krankenkasse, der den Bericht der Boulevardzeitung indirekt bestätigte. „Liebes Bundesministerium für Gesundheit, kein Problem, ich bestätige diese Prognose gerne. Dafür muss man nämlich weder hellseherische Fähigkeiten haben noch ein Finanzgenie sein, sondern nur die aktuellen Zahlen anschauen: Die Ausgaben steigen um sechs bis acht Prozent pro Jahr. Wie genau soll das also ohne Beitragssatzerhöhung und grundlegende Reformen funktionieren? Und das ist auch kein Geheimnis, ich selbst und viele andere weisen seit Langem darauf hin“, kommentierte Baas auf LinkedID.
Gleichzeitig drängt Baas auf Reformen und macht Vorschläge: „Wir verzichten gerne auf ‚Zuschüsse‘, wenn Sie uns nur endlich die Gelder zukommen lassen, die uns zustehen. Damit könnte der Beitragssatzanstieg übrigens fast komplett vermieden und die gewonnene Zeit für echte Reformen genutzt werden.“
Die finanzielle Schieflage der gesetzlichen Krankenkassen ist nicht neu. Bereits 2024 betrug das Defizit rund sechs Milliarden Euro, obwohl rund 320 Milliarden Euro über die Versicherten eingenommen wurde. Und das Defizit wird laut der vorläufigen Ergebnis in den ersten drei Quartalen 2024 weiter vergrößern. (mbr)