Kriselnder KonzernGaleria-Chef Fanderl muss gehen – Neue Details zur Sanierung

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Kaufhof Parkdeck

Blick auf das Logo auf dem Parkdeck der Galeria-Filiale in Köln.

  • Über die Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof wird zurzeit hart verhandelt.
  • Nun wurde bekannt, dass Konzernchef Fanderl offenbar kurz vor seiner Abberufung steht.
  • Außerdem gibt es neue Details zur Sanierung: Zwar äußert sich Galeria nicht dazu, welche Häuser geschlossen werden. Dem Vernehmen nach könnten aber auch Niederlassungen in der Region Köln betroffen sein.

Köln – Der Chef des schwer angeschlagenen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof, Stephan Fanderl, steht kurz vor seiner Abberufung. Wie aus dem Unternehmensumfeld bekannt wurde, soll die Personalie in den kommenden Tagen öffentlich gemacht werden.

Fanderl, dem offenbar keine glückliche Hand bei der Neuausrichtung des angeschlagenen Warenhauskonzerns vorgeworfen wird, soll eine Abfindung in Millionenhöhe erhalten. Aus dem Unternehmen hieß es bislang nur, dass sich der Konzernchefchef in einer „lange aufgeschobenen Reha-Maßnahme“ befinde.

Harte Verhandlungen

Derweil wird weiter hart über die Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof verhandelt. Die Verunsicherung war groß und die Stimmung gedrückt, als die Mitarbeiter sich am Montagmorgen bundesweit zu Betriebsversammlungen einfanden. Aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln wurde die Belegschaft in mehreren Gruppen je Standort informiert, so unter anderem auch im Kölner Kaufhof an der Schildergasse sowie bei Karstadt am Neumarkt.

Stephan Fanderl

Stephan Fanderl

Die Warenhausmitarbeiter erfuhren dabei erste Details aus den Verhandlungen mit der Konzernleitung über Stellenstreichungen und Sparmaßnahmen.

Lage dramatisch zugespitzt

Galeria Karstadt Kaufhof hatte im April ein Schutzschirm-Verfahren eingeleitet, eine mildere Form der Insolvenz. Die wirtschaftliche Lage des Handelsriesen mit mehr als 28.000 Mitarbeitern und 170 Filialen hatte sich seit der Komplett-Schließung aller Häuser im Zuge der Corona-Krise am 18. März dramatisch zugespitzt. Mit dem gesetzlich gesicherten Schutz vor seinen Gläubigern soll das Unternehmen in drei Monaten saniert werden.

Gut ein Drittel der Filialen ist nach Einschätzung der Sanierer nicht zu retten. Von den insgesamt 172 Warenhäusern könnten am Ende im Idealfall vielleicht fast zwei Drittel weitermachen, hatte der vorläufige Sachwalter Frank Kebekus in einem Interview angekündigt. Das würde die Schließung von mindestens 58 Häusern bedeuten. Insgesamt stünden 80 Häuser zur Disposition. Damit verbunden wäre voraussichtlich die Streichung mehrerer tausend Stellen.

Standorte in drei Gruppen sortiert

Welche Häuser konkret geschlossen werden sollen, dazu hat das Unternehmen noch keine Angaben gemacht. Allerdings gebe es eine Dreiteilung von profitablen Häusern, die es schaffen, verlustbringenden Filialen, die geschlossen werden sollen sowie Warenhäusern, die auf der Kippe stehen, sagte Jana Zorn von Verdi dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dem Vernehmen nach könnten dabei auch Niederlassungen in der Region Köln betroffen sein.

Bis Ende Juni muss Galeria beim Amtsgericht Essen einen Sanierungsplan vorlegen. Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern, Lieferanten und Vermietern müssen allerdings schon Mitte Juni abgeschlossen sein.

Flexiblere Arbeitszeiten gefordert

Neben Filialschließungen und Stellenstreichungen gibt es in den Verhandlungen mit dem Gesamtbetriebsrat weitere Punkte, bei denen sich bislang noch keine Lösung abzeichnet. So will die Unternehmensleitung flexiblere Arbeitszeiten einführen mit einheitlichen Regelungen für alle Filialen. Dagegen sperrt sich der Betriebsrat. Des Weiteren wollen die Sanierer einen Personalabbau von zehn Prozent zusätzlich zu den Entlassungen in den Filialen, die geschlossen werden. Auch dies lehnen die Arbeitnehmervertreter ab. Zumal der Jobverlust für die Betroffenen derzeit besonders bitter ist, denn die Abfindungen sind im Zuge des Schutzschirmverfahrens auf zweieinhalb Monatsgehälter begrenzt.

Darüber hinaus planten die Sanierer, die Mitarbeiter, die die Waren auf der Verkaufsfläche einräumen, in eine eigene Gesellschaft auszugliedern. Dies soll aber nun doch nicht geschehen, es gebe dazu eine mündliche Zusage der Konzernleitung, heißt es aus Gewerkschaftskreisen. Eine Auslagerung der Haustechnik ist weiterhin Gegenstand der Verhandlungen, Gleiches gilt für den Einkauf „Sports“.

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Auch in anderen Konzernteilen stehen wohl harte Einschnitte bevor. Viele der 30 Filialen von Karstadt-Sport stehen offenbar vor dem Aus. Geplant ist zudem offenbar die Schließung von bis zu 64 Reisebüros, auch in Häusern, die erhalten bleiben sollen. Von den 68 Karstadt-Restaurants „Le Buffet“ sollen 32 übrig bleiben, Kaufhofs „Dinea“ soll planmäßig 27 von 57 Restaurants schließen. Zudem sollen rund 180 Vollzeitbeschäftigte im „Service Center“ in Essen und Köln-Porz ihre Jobs verlieren.

Verhandlungen auch mit Verdi

Neben dem Betriebsrat verhandelt Galeria auch mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi über tarifvertragliche Regelungen im Zuge der Sanierung. Auch hier liegen die Positionen weit auseinander. Verdi fordert ein Zukunftskonzept für das Warenhaus, an dem die Beschäftigten beteiligt werden sollen sowie einen Gesundheitstarifvertrag. Die Folgen drohender Standortschließungen sollen sozial und finanziell so weit wie möglich abgefedert werden.

Die Gewerkschaft fordert eine Transfergesellschaft zur Qualifizierung betroffener Mitarbeiter, die von der Bundesanstalt für Arbeit gefördert werden soll. Eine weitere wichtige Tarifforderung ist die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes.

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