Leverkusener KonzernCovestro zahlt einbehaltene Gehälter in Millionenhöhe doch aus

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Covestro-Zentrale in Leverkusen

Covestro-Zentrale am Leverkusener Europaring

Leverkusen – Der Leverkusener Kunststoffkonzern Covestro blickt nach einer Berg- und Talfahrt im ersten Corona-Jahr 2020 optimistisch in die Zukunft. So ist zwar der operative Gewinn des Dax-Konzerns im vergangenen Jahr um 8,2 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro gesunken – soll aber schon 2021 das Vor-Pandemie-Niveau übertreffen. Covestro rechnet in diesem Jahr mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 1,7 bis 2,2 Milliarden Euro.

Im ersten Halbjahr 2020 war das Geschäft der Leverkusener wegen der Folgen des Coronavirus-Ausbruchs noch stark rückläufig: Die Umsätze gingen nach Produktionsunterbrechungen bei Covestro-Kunden um fast ein Viertel zurück, der operative Gewinn brach sogar um fast 60 Prozent ein. Covestro reagierte bereits im Februar mit einem Sparprogramm, das im Laufe der folgenden Monate weiter verschärft wurde. So fuhr der Konzern seine Investitionen stark zurück.

Nachzahlung im Dezember

Stellenstreichungen über das bereits 2018 verkündete Maß von 900 Jobs sah das Management zwar nicht vor, doch die Angestellten mussten rund ein halbes Jahr auf einen Teil ihrer Gehälter verzichten: Der Aufsichtsrat und der Vorstand um den Vorsitzenden Markus Steilemann bekam 15 Prozent weniger Lohn, andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sieben Prozent weniger.

Seit Dezember bekommen die Beschäftigten des Chemiekonzerns nach Aussage von Finanzvorstand Thomas Toepfer nun wieder ihr volles Gehalt. Doch nicht nur das: Der Gehaltsverzicht sei rückgängig gemacht worden, sagte Toepfer bei der Bilanz-Pressekonferenz am Dienstag. Covestro habe die Gehälter in voller Höhe nachgezahlt. Es soll um einen Millionenbetrag in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe gehen, den die Beschäftigten nun doch noch erhalten haben. Covestro-Chef Steilemann fügte hinzu, auch die üblichen Gehaltserhöhungen seien nun doch noch erfolgt.

Möglich wurde die Nachzahlung vor allem, weil es im zweiten Halbjahr 2020 bei Covestro stetig bergauf ging. Vor allem die wieder erstarkte Nachfrage aus China trug anfangs dazu bei, im vierten Quartal zogen dann auch weltweit die wichtige Automobilindustrie und andere zentrale Abnehmerbranchen wieder kräftig an.

„Wir sind sicher durch dieses außergewöhnliche Jahr gekommen und haben unsere Handlungsfähigkeit jederzeit bewahrt: Durch umfassende Maßnahmen haben wir unsere Beschäftigten geschützt, Lieferketten aufrechterhalten und unsere starke Liquiditätsposition ausgebaut", sagte Steilemann.

Weniger Reisekosten

Kräftig sparen konnte Covestro unterdessen bei Reisekosten, die laut Konzernchef Steilemann von einem mittleren zweistelligen auf einen hohen einstelligen Millionenbetrag zurückgegangen sind – und wohl auch nach der Pandemie nicht mehr auf das Vor-Krisen-Niveau zurückkehren werden.

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Die Aktionäre der Leverkusener sollen für das Geschäftsjahr 2020 eine Dividende von 1,30 Euro je Aktie erhalten. Der Vorschlag liegt zwar 10 Cent über dem Betrag des Vorjahrs, doch deutlich unter den 2,40 Euro, die Covestro noch für das Jahr 2018 ausgezahlt hatte. Der Konzern will sich nun bei seiner Dividendenpolitik stärker am Konzernergebnis orientieren: Die Ausschüttungsquote soll künftig bei 35 bis 55 Prozent des Nettogewinns liegen.

„Mit der neuen Dividendenpolitik schaffen wir einen stärkeren Bezug zur wirtschaftlichen Gesamtlage von Covestro und ermöglichen eine höhere Ausschüttung in Jahren mit einem Spitzenergebnis", sagte Finanzchef Toepfer. Basierend auf dem Nettogewinn für 2020 – 459 Millionen Euro – betrage die nun vorgeschlagene Ausschüttungsquote 55 Prozent.

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