Leverkusener Konzern„Verzicht auf russisches Öl ist stemmbar“

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Covestro dpa

Covestro-Logo in Leverkusen 

Köln/Leverkusen – Covestro hat seine Prognose für das laufende Jahr heruntergesetzt. Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ spricht Covestro-Chef Markus Steilemann darüber, und über seine Einschätzung zu einem Öl-Embargo.

Herr Steilemann, Deutschland dringt auf ein Embargo russischen Öls. Wie sehr trifft das Unternehmen wie Covestro?

Markus Steilemann: Langfristig wollen wir von fossilen Rohstoffen weg, insofern ist das ein Impuls, der den Prozess zur Kreislaufwirtschaft beschleunigen kann. Aus der russischen Kohle sind wir raus. Ein Verzicht auf russisches Öl ist für uns stemmbar.

Das hört sich überraschend einfach an...

Das ist es nicht. Solch ein Embargo will gut überlegt sein. Denn es führt zu weiter steigenden Preisen für Öl, auch bei Gas und Kohle ist das so. Das wiederum kann dazu führen, dass der Boykott gar nicht sein Ziel erreicht. Denn das Embargo führt zu steigenden Ölpreisen und schlicht dazu, dass Russland mit einer geringeren Menge Öl die gleichen Erlöse erziehen kann.

Was hielten Sie von einem Gasembargo?

Ich warne vor schweren Konsequenzen für die Versorgungssicherheit, die das ganze System umfasst. Ein Gasembargo hätte mittelbar auch Einfluss auf die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Medizinprodukten.

Wofür verwenden Sie denn Öl?

Als Rohstoff für Produkte, nicht als Energiequelle. Wir haben ausreichend Möglichkeiten, uns mit nicht-russischem Öl zu versorgen. Allerdings: Es hört sich immer so niedrig an, wenn es heißt, nur noch zwölf Prozent unseres Öls ist aus Russland. Verzichten wir auf diese, verteilt sich die Last ja nicht gleichmäßig übers ganze Land, sondern trifft einige Bereiche besonders stark. Ich sehe ein Öl-Embargo zwar gelassen, unsere Öl-Versorgung ist sicher, aber es wird massive Preissteigerungen geben. Habecks Aussage, dass es rumpelig wird, ist also vollkommen richtig.

steilemann

Covestro-Vorstandsvorsitzender Markus Steilemann

Wie deutlich spüren Sie denn die steigenden Energiepreise schon?

Im Jahr 2020 haben wir für Energie 600 Millionen Euro ausgegeben. 2021 waren es schon 1,2 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 15,9 Milliarden Euro. Für dieses Jahr erwarten wir einen Anstieg auf 1,7 bis 2,0 Milliarden Euro.

Können Sie die Preise am Markt durchsetzen?

Bislang ja. Deswegen stieg unser Gewinn (Ebitda) im ersten Quartal ja auch um 8,5 Prozent auf 806 Millionen Euro. Wenn aber der Bedarf sinkt, dann wird es schwierig.

Sie haben ihre Gewinnprognose von 2,5 bis 3,0 Milliarden auf 2,0 bis 2,5 Milliarden Euro gesenkt, die Aktie war Schlusslicht im Dax, warum?

Hauptursache ist der Corona-Lockdown in China. An unserem Hauptproduktionsstandort in Shanghai sind Lieferungen an unsere Kunden kaum noch möglich. Die Lager sind voll, die Produkte gehen nicht raus.

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Sie haben ein Aktienrückkaufprogramm aufgelegt und wollen für eine halbe Milliarde Euro eigene Aktien erwerben. Warum, können Sie mit dem Geld nicht besser akquirieren?

Unser Ziel ist es, Wert für unsere Aktionäre zu schaffen. Übernahmen müssen sich rechnen. Man muss sie nicht nur machen, weil man es kann. Und aktuell sind die Übernahmepreise so hoch, dass eine größere Übernahme wirtschaftlich keinen Sinn ergibt. Außerdem investieren wir in den kommenden Jahren im Schnitt rund eine Milliarde Euro in unsere Anlagen und Produkte.

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