MotorenbauDaimler steigt bei der Kölner Deutz AG ein

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Produktion bei der Deutz AG in Köln

Produktion bei der Deutz AG in Köln

Beide Unternehmen wollen im Segment der klassischen Verbrennungsmotoren im schweren und mittleren Bereich zusammenarbeiten. 

Der Kölner Motorenbauer Deutz hat einen neuen Partner. Die Daimler Truck AG steigt beim Traditionsunternehmen ein und beteiligt sich mit 4,19 Prozent der Anteile an der Deutz AG. Damit wird das Stuttgarter Unternehmen künftig zu einem der größten Einzelaktionäre des Kölner Unternehmens. Künftig wollen die beiden Unternehmen bei der Entwicklung und Vermarktung von Motoren im Schwerlastbereich zusammenarbeiten. Das passe genau in die neue Unternehmensstrategie, die Deutz kürzlich angekündigt hat, sagte Vorstandschef Sebastian Schulte am Montag.

Übernahme von Patenten und Lizenzen

Neben der verstärkten Entwicklung eines klimaneutralen Produktportfolios will der Kölner SDax-Konzern auch im klassischen Motorengeschäft weiter wachsen und ein Volumen von 200.000 Stück pro Jahr erreichen. Verbrenner würden auch in den kommenden Jahren Basis für Wachstum bleiben. Denn vor allem im Schwerlastbereich und in der Landwirtschaft werde die Technologie weiterhin notwendig bleiben. Eine Elektrifizierung sei in diesen Bereichen vorerst nicht möglich und umsetzbar, so Schulte. „Allerdings müssen die Verbrenner sauberer und effizienter werden und könnten durch den Einsatz synthetischer Kraftstoffe umweltfreundlich betrieben werden“, sagte der Vorstandschef.

Deutz will im Zuge der Kooperation in einigen Jahren die Produktion von mittelschweren konventionellen Nutzfahrzeugmotoren von Daimler Truck übernehmen und erhält dafür sämtliche Patentrechte und Lizenzen von den Stuttgartern. Diese Motorentechnologie, die etwa für Baumaschinen genutzt wird, soll von Deutz weiterentwickelt werden. Gebaut werden sollen die Antriebe dann entweder am Kölner Deutz-Standort in Porz-Eil oder im Werk in Ulm. Eine Entscheidung werde es erst zu einem späteren Zeitpunkt geben, sagte Schulte. Geplant seien im mittelschweren Bereich etwa 10.000 Stück pro Jahr.

Im zweiten Bereich der Kooperation, bei schweren Motoren zum Einsatz abseits der Straße wie Landmaschinen, wird Deutz nur Lizenzen von Daimler Truck übernehmen. Die Motoren werden weiterhin im Mercedes-Benz-Werk Mannheim von Daimler Truck gefertigt. Deutz wird nur die letzte Anpassung beim Einbau übernehmen, kann die Motoren aber eigenständig vertreiben. Hier ist ein Volumen von 5000 pro Jahr geplant. „Die Kooperation mit Daimler Truck verbessert unsere Ausgangsposition in einem sich konsolidierenden Markt signifikant, da wir Zugriff auf hochentwickelte Motoren erhalten“, sagte Sebastian Schulte. Zudem erschließe sich Deutz damit neue Kundengruppen und spare Entwicklungskosten. Das Unternehmen wolle sich bis 2030 unter den Top 3 der unabhängigen Motorenhersteller etablieren. Derzeit rangiere das Kölner Unternehmen auf den Plätzen 4 oder 5, je nach Zählweise. 

Jobs gefährdet?

Daimler hingegen habe im vergangenen Jahr entschieden, angesichts der Umstellung auf Elektroantriebe keine eigenen Mittel mehr in die Weiterentwicklung mittelschwerer Verbrennungsmotoren zu investieren, erklärte Daimler-Technologiechef Andreas Gorbach.

Auf die Frage, ob mit der Zusammenarbeit Arbeitsplätze in der Produktion oder der Entwicklung gefährdet seien, sagte Schulte, dass er dies nicht sehe. Die Kooperation sei ein positives Signal. Beide Transaktionen belaufen sich insgesamt auf einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Für die Rechte an den schweren Motoren zahlt Deutz demnach in bar, für die an mittelschweren Motoren erhält Daimler Truck im Zuge einer Kapitalerhöhung Deutz-Aktien und wird mit gut vier Prozent an dem Kölner Unternehmen beteiligt sein. 

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