Ein Pilotprojekt zum Transport von Windkraft-Anlagenteilen auf Wasserstraßen ist Anfang März angelaufen.
30.000 Fahrten für Windkraft-AusbauNRW will Schwertransporte von der Straße auf Schiene und Wasserstraßen verlagern

Ein Konvoi von Schwertransportern mit Windradflügeln quält sich über eine Landstraße.
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Um die Straßen und vor allem die Brücken von Schwer- und Großraumtransporten in Nordrhein-Westfalen zu entlasten, wollen die Landtagsfraktionen von CDU und Grünen die Bedingungen verbessern, damit möglichst viele dieser Transporte die Wasserstraßen und die Schiene nutzen können. Im Idealfall soll nur die letzte Meile auf der Straße zurückgelegt werden.
Deshalb sollen im bevölkerungsreichsten Bundesland modellhaft Mikrokorridore von Häfen und Güterbahnhöfen zum übergeordneten Straßennetz entwickelt werden. Festgelegte Routen für die Transporte also, die nur einmal genehmigt werden müssen. Einen entsprechenden Antrag werden die beiden Regierungsfraktionen in der kommenden Woche in den Landtag einbringen.
Marode Brücken und Baustellen zwingen zu langen Umwegen
Das Problem der Schwertransportbranche ist bundesweit ähnlich, potenziert sich aber im Transitland NRW. Weil viele Brücken auf Autobahnen und Bundesstraßen wegen ihres schlechten Zustands nicht mehr genutzt werden können, sind zum Teil erhebliche Umwege erforderlich. Das könnte auf Dauer sogar die Energiewende gefährden. Allein für den Transport der Bauteile von Windkraftanlagen zu ihrem Zielort werden bundesweit in diesem Jahr rund 30.000 Fahrten erforderlich sein.
„Wir wollen die Erlaubnis- und Genehmigungsverfahren verbessern und ein praxistaugliches Konzept für die Verlagerung von Großraum- und Schwertransporten von der Straße auf die Wasserwege und Schiene entwickeln“, sagt Ina Besche-Krastl, Sprecherin für Schienenverkehr der grünen Landtagsfraktion.
90 Prozent aller Fahrten von Speditionen werden inzwischen bundesweit über das Digitalportal VEMAGS beantragt. Die Wasserstraßen sind an dieses System schon angeschlossen, die Güterbahn noch nicht. Das müsse bundesweit geregelt werden, so Besche-Krastl. „Unsere Straßen und vor allem die Brücken in NRW leiden unter dem starken Güterverkehr. Umso wichtiger ist es, dass besonders schwere Fahrzeuge nur auf Routen fahren, die dafür geeignet sind und bei denen sie die Infrastruktur nicht schädigen.“
Um die Wasserstraßen für Groß- und Schwertransporte attraktiver zu machen, müssen wir den bürokratischen Aufwand weiter abbauen
Der Vorschlag von CDU und Grünen scheint durchaus Erfolgsaussichten zu haben. Am 1. März haben das Bundesverkehrsministerium und das Land im Hochsauerlandkreis ein Pilotprojekt gestartet. Sie wollen beim Bau eines neuen Windparks prüfen, ob sich Flüsse und Kanäle für den Transport von Bauteilen für Windräder eignen. Dabei geht es um schnellere Genehmigungsverfahren.
„Um die Wasserstraßen für Groß- und Schwertransporte attraktiver zu machen, müssen wir den bürokratischen Aufwand für die Logistiker weiter abbauen“, sagte Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär und Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik, bei der Vorstellung des Projekts. Das geschehe zum einen durch vereinfachte Genehmigungen für klar definierte Strecken, zum anderen durch die Berücksichtigung des Gütertransports mit mehr als einem Verkehrsmittel bei der digitalen Planung. „Damit entlasten wir Logistiker und unsere Straßeninfrastruktur deutlich.“
CDU und Grüne im Land wollen es nicht beim Binnenschiff belassen, sondern auch die Schiene in die Transportkette einbeziehen. „Das schont nicht nur unsere Straßeninfrastruktur und Umwelt, sondern vermeidet auch Staus und entlastet unsere Behörden, weil Transporte auf der Wasserstraße und Schiene genehmigungsfrei abgewickelt werden können“, sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Ralf Schwarzkopf. „Dem Verschleiß unserer Straßeninfrastruktur wirken wir entschieden entgegen – mit der Verlagerung von Schwerlastverkehren auf Wasser und Schiene können wir einen wesentlichen Beitrag dazu leisten.“