Abschied mit RekordergebnisAlain Caparros legt seine letzte Rewe-Bilanz vor

Alain Caparros (re.) und sein Nachfolger Lionel Souque. Im Hintergrund eine Bildergalerie mit den Vorgängern an der Konzernspitze.
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Köln – Hinter ihnen liegt das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte: Der Umsatz kletterte auf Rekordhöhe, das Ergebnis ebenfalls. Doch neben der Freude über das Erreichte schwingt in der Rewe-Zentrale an der Domstraße an diesem Tag auch Abschiedsstimmung mit: Es ist die letzte Bilanzvorlage von Konzernchef Alain Caparros, der sein Amt Ende Juni an Lionel Souque abgeben wird.
Caparros vertraut seinem Nachfolger Souque
Die Zeit bei Rewe war „die schönste Erfahrung, die ich in meiner Karriere gemacht habe“, sagt Caparros. Die Gruppe stehe exzellent da. „Bevor ich schlechter werde, gehe ich“. Gute Ratschläge wolle er seinem Nachfolger nicht mitgeben: Er hasse diese alten Chefs, die immer beraten wollen, sagt er. „Lionel Souque weiß genau, was er zu machen und was er zu lassen hat.“
Schließlich ist Souque schon lange im Geschäft und verantwortlich für die wichtigste Sparte: das Supermarktgeschäft. Dieses war im Inland 2016 größter Wachstumstreiber mit einem Umsatzplus von vier Prozent auf 18,4 Milliarden Euro. Die Anstrengungen der vergangenen Jahre mit hohen Investitionen in die Modernisierung der Filialen und in das Sortiment hätten sich bezahlt gemacht, sagt Caparros. Kein anderer Lebensmittelhändler in Deutschland ist laut Gesellschaft für Konsumforschung 2016 stärker gewachsen.
Insgesamt kletterte der Konzernumsatz 2016 um fünf Prozent auf 45,6 Milliarden (inklusive Umsätze selbstständiger Händler: 54 Milliarden). Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erhöhte sich um ein Drittel auf zwei Milliarden. Unter dem Strich blieben auch durch Steuererstattungen 463 Millionen Jahresüberschuss – das ist ein Fünftel mehr als im Vorjahr.
Weitere hohe Investitionen in neue Filialen und Modernisierung geplant
Das glänzende Ergebnis ermöglicht der Gruppe auch in diesem Jahr hohe Investitionen ins Filialnetz: 1,7 Milliarden Euro sollen in neue Filialen und in die Modernisierung alter Filialen gesteckt werden. 900 Millionen kommen Rewe und Penny im Inland zugute, 500 Millionen Filialen in Österreich und Osteuropa und 300 Millionen fließen ins internationale Discountgeschäft.
Da nicht nur neue Filialen eröffnet werden, sondern auch alte schließen, wächst das Filialnetz von Rewe im Inland unterm Strich um 40 Filialen. Zudem sollen 16 Penny-Märkte entstehen. Bis Jahresende soll auch entschieden werden, wie es mit der Expansion der Bio-Sparte Temma weitergeht. Nicht alle Filialen seien so profitabel wie die Kölner Märkte, sagt Souque.
Der Umsatz beim Lieferservice steigt schneller als die Verluste
In ihren Rewe-Supermärkten verdient die Gruppe ordentlich, aber mit dem eigenen Lieferdienst macht die Gruppe (Souque: „wie alle“) noch Verluste, auch wenn der Umsatz 2016 um 60 Prozent gestiegen ist. Es habe wenig Sinn, darüber zu klagen. „Uns fragt auch niemand, ob die Wursttheke im Supermarkt Verluste macht“, sagt Vorstand Jan Kunath. Das könne man nicht isoliert betrachten: Das Onlinegeschäft sei Teil des Gesamtgeschäfts. „Der Umsatz steigt aber schneller als die Verluste“, betont Kunath schmunzelnd. Man sei noch im Lernprozess, so Caparros.
Angst habe man nicht davor, wenn Amazon fresh in Kürze einen eigenen Lieferdienst mit frischen Lebensmittel starte, so Kunath. Aber: Respekt.
Die Bilanz der Rewe-Gruppe
2016 setzte der Rewe-Konzern 45,6 Milliarden Euro um – ein Plus von fünf Prozent. Inklusive der Erlöse selbstständiger Rewe-Kaufleute waren es 54,1 Milliarden. Der Überschuss stieg um ein Fünftel auf 463 Millionen.
Die Supermärkte setzten im Inland 18,4 Milliarden (plus 3,9 Prozent) und im Ausland 8,5 Milliarden um (plus 3,8 Prozent). Der Discounter Penny kam im Inland auf 7,2 Milliarden Euro (plus 2,3 Prozent) und im Ausland auf 4,2 Milliarden (plus 4,1 Prozent).
Die Toom-Baumärkte setzten zwei Milliarden um (minus 1,5 Prozent).
Die Touristiksparte steigerte den Erlös um 16,5 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro.