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Von der Kasse zur KonzernspitzeSouque übernimmt das Ruder bei Rewe

Lesezeit 3 Minuten

Lionel Souque

Köln – Wenn an diesem Montag die Rewe-Generalversammlung am Tegernsee tagt, klingt auch die Ära Caparros bei Rewe aus. In der Kölner Zentrale hat man den Manager, der die Geschicke der Gruppe elf Jahre lenkte, zuletzt ohnehin immer seltener gesehen. Der Deutsch-Franzose hat ein neues Projekt vor Augen: Er will wie berichtet von August an C&A Europa auf die Erfolgsspur führen.

Wie funktioniert ein Wechsel in der Führungsspitze?

Zum 1. Juli geht die Rewe-Führung auch formal auf den derzeitigen Lebensmittel-Vorstand Lionel Souque über, der die Geschäfte de facto schon führt. Wie ein solcher Wechsel rein praktisch funktioniert? Gibt es ein Atomköfferchen mit geheimen Codes? Eine offizielle Übergabe?

Souque lacht. Nein, nichts davon. „Ich mache einfach weiter.“ Das Abschiedsgeschenk der Führungsmannschaft hat Caparros bereits bekommen: ein von den Managern vorgetragenes Abschiedsständchen ("Bye bye Alain, mach et jot") und ein Buch mit persönlichen Wünschen.

Souque ist über die Jahre ein enger Vertrauter von Caparros gewesen - und übernimmt ein gut aufgestelltes Haus: Rekordumsatz, Rekordergebnis, der Streit mit Tengelmann ist beigelegt.

Wer ist der Neue an der Rewe-Spitze?

Der 45-jährige Franzose wurde in Paris geboren und hat sein ganzes Berufsleben bei Rewe verbracht. Der Absolvent der französischen Kaderschmiede Essec Business School, der auch eine Weile BWL in Reutlingen studiert hat, wurde 1996 bei einer Recruiting-Messe als Trainee von Rewe angeworben. Ihn lockte angesichts der Expansion von Penny die Chance auf eine internationale Karriere.

Eine harte Schule: Die meisten Trainees, die mit ihm anfingen, erzählt er heute, hätten die ersten Monate nicht überstanden. Souque aber bewies Kampfgeist: Als an seinem ersten Tag in einer Münchner Filiale kein einziger Mitarbeiter erschien, schmiss er den Laden klaglos alleine - inklusive Ware einräumen und Kassendienst.

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Im Anschluss an die Trainee-Zeit folgte eine steile Karriere, die sich Souque auch damit erklärt, dass viele Manager der Rewe-Zentrale damals wenig Lust hatten, zeitweise ins Ausland zu gehen. Souque dagegen reizte die Aufgabe. In den vergangenen 20 Jahren habe er in allen 19 Rewe-Ländern gearbeitet, sagt er.

Die größten Herausforderungen

Zurücklehnen kann sich Souque nicht - und das will der ehrgeizige Manager auch mitnichten. Denn der Wettbewerb verschärft sich weiter. Die größte Herausforderung seien die starken Discounter Aldi und Lidl , die massiv investieren, sich immer mehr den Supermärkten annähern.

Und: Amazon. Der US-Konzern ist gerade in Berlin mit seinem Online-Lieferservice für frische Lebensmittel gestartet und will expandieren. Rewe hat mit seinem eigenen Lieferdienst einen Vorsprung, profitabel wird das Online-Geschäft allerdings auch über Jahre nicht sein, meint Souque.

Seine Strategie

Das Online-Geschäft wird ausgebaut, im Filialgeschäft soll die Kundenzufriedenheit weiter steigen. "Die Kunden sollen am liebsten bei Rewe einkaufen - mehr will ich nicht", sagt Souque. Große Zukäufe seien nicht geplant, am ehesten vielleicht in der Tourismussparte. "Wir wollen hauptsächlich organisch wachsen."

Was er an Köln mag

Der Vater dreier Kinder - „es wäre toll, wenn eines davon Kaufmann würde“ - wohnt seit Jahren mit seiner Familie in Köln und mag die rheinische Mentalität, die Leidenschaft für Fußball und Karneval. Im Job ist er der Chef, zu Hause regiert seit neuestem ein Parson Russell Terrier. „Auch eine starke Persönlichkeit“, sagt Souque schmunzelnd. FC-Fan ist er nicht erst, seit er zum Aufsichtsratschef des FC gewählt wurde. In seiner Freizeit trainiert der sportliche Manager hin und wieder mit früheren FC-Spielern.