„Die Zeiten sind vorbei“Reiseexperte sieht kaum Chancen auf günstige Last-Minute-Urlaube

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ARCHIV - 25.10.2020, Spanien, Los Cristianos: Touristen liegen am Strand La Playa de Las Vistas im Süden der Kanaren-Insel Teneriffa. Im Hintergrund sind Hotels zu sehen. (Zu dpa "Reiseveranstalter sehen keinen Billigboom wegen hoher Inflation") Foto: Andrés Gutiérrez/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Kanaren sind in diesem Jahr ein besonders beliebtes Reiseziel

Welche Reiseziele sind dieses Jahr gefragt? Gibt es noch freie Betten? Wie hart schlägt die Inflation durch? Ein Experte gibt Antworten. 

Wer noch keinen Sommerurlaub gebucht hat, dürfte es in diesem Jahr schwer haben, günstige Last-Minute-Urlaube zu ergattern. „Die Zeiten, in denen Reisende von Last-Minute-Angeboten profitieren konnten, sind vorbei“, sagt Sven Schikarsky, beim Reisekonzern DER Touristik unter anderem Produktchef des Reisebüros Dertour. „Mit der nötigen Flexibilität finden sich jedoch überall noch freie Betten. Wer sparen möchte, sollte hingegen früh buchen.“

Zuvor hatte bereits der Chef des Konkurrenten Tui, Sebastian Ebel, prognostiziert, die Preise würden im Sommer „kurz vor Abflug eher höher als günstiger sein, weil auch die Hoteliers und Fluggesellschaften wissen, dass kurzfristig immer noch viel gebucht wird“. Spontane Schnäppchen würden „die absolute Ausnahme sein“. Wie hoch fallen Preissteigerungen infolge der Inflation aus? Haben die Deutschen ihr Reiseverhalten durch die Krisenjahre verändert? Welche Ziele sind beliebt? Ein Überblick.

Wie hat sich das Reiseverhalten verändert?

Nachdem die vergangenen Reisesommer stark durch Krisen wie die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine geprägt waren, haben die Deutschen in diesem Jahr wieder sowohl früher als auch deutlich häufiger Urlaub gebucht. Das berichteten sowohl Tui als auch DER Touristik. Bei DER Touristik war der Januar 2023 sogar der buchungsstärkste Monat in der Unternehmensgeschichte. „Auch die Nachfrage nach Fernreisen und Städtetrips zieht spürbar an. Vor allem die Familienbuchungen entwickeln sich sehr positiv. Wir sehen, dass viele Familien die bessere Planbarkeit in diesem Jahr nutzen“, so Sven Schikarsky.

Die Unsicherheit der Pandemie-Jahre hat das Reiseverhalten der Menschen dennoch verändert: So beobachtet DER Touristik, eine Tochter der Kölner Rewe-Gruppe, auch bei jüngeren Kundengruppen einen verstärkten Trend hin zu organisierten Reisen. Auch All-Inclusive-Angebote seien beliebt. Nach wie vor buchen außerdem mehr als 40 Prozent der Reisenden Flex-Optionen, bei denen sie ihren Urlaub kurzfristig stornieren oder umbuchen können. Verfestigt habe sich laut Schikarsky darüber hinaus die Tendenz, eher höherwertige Reisen und Hotels zu buchen.

Welchen Einfluss hat die hohe Inflation?

„Ein Trend zu besonders preissensiblen Reiseentscheidungen ist in den Buchungen aktuell nicht zu erkennen“, so der Reiseexperte – und das, obwohl sich die hohe Inflation natürlich auch auf die Tourismusbranche auswirkt. Laut DER Touristik bewegt sich die Preisentwicklung für Veranstaltungsreisen „im Schnitt im Rahmen der aktuellen Inflationsrate“. Im April 2023 hatte die Inflationsrate in Deutschland beispielsweise bei 7,2 Prozent gelegen. Hotel- und Flugkapazitäten würden bei Pauschalreisen mit großem Vorlauf eingekauft, wodurch man einen Vorteil gegenüber Portalen mit tagesaktuellen Preisen habe.

Welche Urlaubsziele sind besonders beliebt?

Ein bisschen ans Geld denken die Buchenden dann aber doch: Bei der Wahl ihres Urlaubsziels zeigen sie bei DER Touristik eine Präferenz „für Urlaubsländer, die ein besonders attraktives Preis-Leistungsverhältnis bieten“. Das seien zum Beispiel Tunesien, die Türkei und Ägypten.

Ansonsten seien in diesem Jahr auf der Kurz- und Mittelstrecke besonders auch Spanien mit den Kanaren und Balearen, Griechenland und Reisen in Deutschland beliebt. „Auf der Fernstrecke werden die USA und Kanada, Thailand, die Karibik und der Indische Ozean sehr gut gebucht“, so Schikarsky. Auch die Vereinigten Emirate seien ein beliebtes Reiseziel, zumal die Hotels dort im Sommer „wesentlich günstiger“ seien als im Winter.

Welche Situation erwarten die Reiseveranstalter an den Flughäfen?

„Die Flughäfen haben sich, zusammen mit den Airlines, wesentlich besser auf den Peak in den Sommerferien vorbereitet als im Nach-Corona-Sommer 2022“, sagt Schikarsky. Prozesse seien überarbeitet und zusätzliches Personal eingestellt worden. Dennoch sei vor allem zu Stoßzeiten mit größeren Wartezeiten zu rechnen. DER Touristik empfiehlt Reisenden daher, in den Ferien lieber vier als drei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. „Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass es erneut ein Flugchaos wie im vergangenen Sommer geben wird.“

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