Anzeige für erneuerbare EnergienWuppertal macht den Ökostrom sichtbar

Bestes Ökostrom-Herbstwetter auf dem Skywalk im Wuppertaler Nordpark.
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Wuppertal – Die Idee ist einfach und genial zugleich. Die Wuppertaler Stadtwerke zeigen seit ein paar Wochen auf ihrer Internetseite in einer Drei-Tages-Prognose auf die Stunde genau an, wenn besonders viel umweltfreundlicher, also regenerativer Strom im Netz verfügbar ist und in den Haushalten verbraucht werden kann. Energiewetter heißt das neue Angebot und soll den Ökostrom sichtbar machen.
„Wenn wir wollen, dass die Menschen ihren Stromverbrauch danach ausrichten, müssen sie auch die Informationen darüber rechtzeitig erhalten“, sagt Sören Högel, Leiter der Abteilung „Digitale Lösungen“ bei den Stadtwerken. „Wir machen aus der Wetter- unsere Erzeugungsprognose, die sich automatisch anpasst, wenn sich das Wetter verändert.“
Wuppertal: Energiewetter-Uhr zeigt erneuerbare Energien an
Die Energiewetter-Uhr der Stadtwerke zeigt farblich den Anteil der lokal erneuerbaren Energien an: Rot bedeutet, dass nur wenig regenerierbarer Strom verfügbar ist, als man Stromverbraucher möglichst nicht einschalten sollte. Bei Gelb soll man Geräte nur laufen lassen, wenn es unbedingt nötig ist. Grün bedeutet, es ist viel Ökostrom im Netz, also ist Waschen, Spülen und Trocknen besonders umweltfreundlich.
Wer sich daran halte, erziele gleich drei positive Effekte. „Wir verringern den CO2-Ausstoß, entlasten das bundesweite Stromnetz, weil wir mehr lokalen Strom verbrauchen und unterstützen so die Energieerzeugung vor Ort. Je mehr grüner Strom verbraucht wird, desto weniger muss in Gas-, Kohle- oder Atomkraftwerken hergestellt werden, weil Strom aus erneuerbaren Energien bei der Einspeisung ins Netz Vorrang genießt", sagt Högel.
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Die regenerativen Energien speisen sich in Wuppertal bis auf ein kleines Windrad vor allem aus Photovoltaik-Anlagen, deren Zahl aber rasant steige.
Noch sind die Effekte nicht messbar, dafür ist der Zeitraum zu kurz. Und preiswerter wird der Strom dadurch auch nicht. Das könnte sich aber bald ändern. „Wir haben schon Überlegungen angestellt, finanzielle Anreize zu setzen, um die Verschiebung des Verbrauchs weg von den konventionellen Energien zu beschleunigen.“
Das könne durch eine Anpassung der Stromtarife geschehen. Die könnten sich in Zukunft auch an der besseren Auslastung der Netze und Anlagen orientieren. Immerhin sei es für jeden Wuppertaler jetzt schon machbar, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten, auch ohne selbst Strom aus Sonne oder Wind zu produzieren.

Ökostrom-Erzeuger in Wuppertal: die Herbringhauser Talsperre
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Vor sieben Jahren haben die Bergische Universität Wuppertal und die Stadtteilinitiative „Aufbruch Arrenberg“ schon einmal ein Forschungsprojekt gestartet, das in die gleiche Richtung ging. Unter dem Titel „Wuppertal spart was“ wollten die Wissenschaftler in einem Feldversuch herausfinden, ob die Menschen überhaupt bereit sind, ihren Stromverbrauch möglichst auf die Zeiten zu legen, in denen regional erzeugter Strom zur Verfügung steht.
„Das ist damals sehr gut gelaufen. Wir haben festgestellt, dass sich zwischen fünf und sieben Prozent in Richtung Ökostrom verschieben lassen“, sagt Högel.
Stadtwerke verkaufen auch "echten Grünstrom"
Man müsse davon ausgehen, dass dieses Potenzial in den kommenden Jahren stark wachsen werde. „Damals ging es bei den Haushalten vor allem um die weiße Ware, also Kühlschränke, Waschmaschinen und Gefriertruhen.“ Künftig werde man über Elektroautos und Wärmepumpen reden.

Wuppertals einziges Windrad auf der Höhe im Stadtteil Cronenberg
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Die Wuppertaler können bei den Stadtwerken bereits seit fünf Jahren einen Stromtarif wählen, der zu 100 Prozent aus Ökostrom besteht und unter dem Begriff „Tal-Markt“ verkauft wird. „Das ist echter Grünstrom, der nicht erst durch den Zertifikate-Handel eingegrünt wurde“, so Högel weiter. Bei diesem Tarif könne sich jeder Kunde nicht nur den eigenen Strommix aus lokalen Anlagen zusammenstellen, sondern auch seinen Verbrauch jederzeit genau kontrollieren.
Der Tal-Markt-Strom und das Energiewetter sollen im nächsten Schritt zusammengeführt werden. Dann wird es in Wuppertal die ersten Verbraucher geben, die genau wissen, wie viel Strom sie aus welcher Quelle verbraucht und was sie im Detail dafür bezahlt haben.