Welcher Fonds ist der richtige?Experten geben Tipps zur Geldanlage in Zeiten der Inflation

Lesezeit 7 Minuten
Geld sparen (Symbolbild)

Geld sparen (Symbolbild)

In welche Fonds lohnt es sich derzeit zu investieren? Experten vom deutschen Fondsverband BVI beantworteten zahlreiche Leserfragen am Telefon und gaben Tipps für Sparer und Anleger in unsicheren Zeiten.

Viele Sparer investieren in Fonds. Was ist dabei zu beachten? Wie kann man mit Fondssparplänen Vermögen für den Ruhestand aufbauen? Aktien-, Misch-, Renten- oder Immobilienfonds – welche Anlageprodukte sind jetzt für mich die richtigen? Diese und viele weitere Fragen rund um Investmentfonds haben drei Experten des deutschen Fondsverbands BVI – Rudolf Bleimling, David Krahnenfeld und Frank Schöndorf – Leserinnen und Lesern des „Kölner Stadt-Anzeiger“ im Rahmen einer Telefonaktion beantwortet. Ein Auszug zum Nachlesen.

Seit einigen Jahren spare ich monatlich 150 Euro in einen Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland für meine zusätzliche Altersvorsorge. Nun möchte ich weitere 150 Euro monatlich anlegen. Soll ich einfach die Sparsumme in meinen bisherigen Fonds verdoppeln?

Investieren Sie nicht einseitig. Besser ist es, sein Vermögen breit zu streuen, das mindert Verlustrisiken. Statt den Sparbeitrag im bisherigen Fondssparplan zu verdoppeln, ist daher eher ein neuer, zusätzlicher Sparplan zum Beispiel mit einem global anlegenden Aktienfonds für die zusätzlichen 150 Euro zu empfehlen.

Was bedeutet ESG?

E steht für Environmental, d.h. Umwelt, S für Social, also Soziales, und G für Governance, d.h. verantwortungsvolle Unternehmensführung. Diese drei Kriterien stehen im Fokus bei nachhaltigen Fonds. Nachhaltigkeit wird bei der Geldanlage immer wichtiger, und nachhaltige Fonds gibt es immer mehr.

Welche Ertragsverwendungen gibt es bei Fonds?

Es gibt thesaurierende Fonds, die Erträge also nicht ausschütten, sondern automatisch wiederanlagen. Und es gibt ausschüttende Fonds, bei denen Fondsanleger Erträge aus Zinsen, Dividenden oder Mieteinnahmen in der Regel einmal im Jahr ausgeschüttet bekommen.

Ich bin 55 Jahre alt und möchte 200 Euro monatlich in einen Aktienfonds anlegen. Lohnt sich das für mich?

Offene Publikumsfonds eignen sich grundsätzlich für jedes Alter. Fürs monatliche Ansparen gibt es Fondssparpläne. Am besten eignen sie sich dafür Mischfonds und Aktienfonds, die das Vermögen breit gestreut anlegen. Bei einem Fondssparplan erwerben Sie Fondsanteile zu unterschiedlichen Preisen: bei hohen Börsenkursen weniger Anteile, bei niedrigen Börsenkursen mehr Anteile.

Ich möchte einen Sparplan für meinen Enkel anlegen? Was raten Sie mir?

Ein Aktienfondssparplan eignet sich für einen langfristigen Vermögensaufbau am besten. Dabei profitiert man infolge der schwankenden Kurse vom Cost-Average-Effekt, d.h. der Anleger erhält auf längere Sicht die Fondsanteile zu einem günstigen Durchschnittspreis.

Wir haben über 100.000 Euro auf Tages- und Festgeldkonten. Das Geld wird auf absehbare Zeit nicht gebraucht. Nun wird es durch die hohe Inflation immer weniger wert. Wie können wir mehr aus unserem Ersparten machen, mit Fonds?

Lassen Sie nur den Notgroschen auf dem Konto, also das Geld, dass Sie für Notfälle schnell verfügbar halten müssen oder wollen. Das Übrige kann in Fonds investiert werden. Hier gibt es eine breite Auswahl, über Aktienfonds, Mischfonds und offene Immobilienfonds bis hin zu ETFs (Exchange Traded Funds). Was am besten zu Ihnen und Ihren Anlagezielen passt, sollten Sie in einem Gespräch mit Ihrem Berater klären. Wichtig: Fonds sind mittel- bis langfristige Anlagen, der Anlagehorizont sollte wenigstens fünf Jahre betragen. Mit Fonds bestehen langfristig auch bessere Chancen, das Ersparte vor Inflation zu schützen, als mit Kontensparen.

Was unterscheidet einen ETF von einem anderen Fonds? Und was ist für wen interessant?

ETF ist die Abkürzung für „Exchange Traded Funds“. Das sind an den Börsen gehandelte Investmentfonds, die einen Index nachbilden. So bildet ein ETF auf den DAX genau den deutschen Aktienindex DAX nach. Die Wertentwicklung von so einem ETF ist also ebenso wie die Wertentwicklung des DAX. Bei einem ETF ist daher kein aktives Fondsmanagement notwendig, um Anlageentscheidungen zu treffen. Dementsprechend haben die ETFs günstigere Kostenstrukturen als bei den sogenannten aktiven Fonds. Anleger machen bei Anlagen in ETFs aber auch alle Höhen und Tiefen der Wertentwicklung des betreffenden Index mit. Der Fondsmanager eines aktiven Fonds kann im Gegensatz dazu entsprechend der Marktsituation handeln und gegensteuern. Was für wen interessant ist, muss jeder Anleger selbst entscheiden.

Ich habe einen ETF im IT-Bereich. Bin ich damit gut aufgestellt?

Bei einem Branchenfonds müssen Sie mit stärkeren Schwankungen rechnen als bei einem breit anlegenden Fonds oder einem ETF auf den MSCI World. Letzterer investiert in über 1.500 Aktien weltweit. Das mindert das Verlustrisiko. Branchenfonds haben ein höheres Risiko und sollten daher nur eine Beimischung sein.

Ich bin 70 Jahre alt, habe 3.500 Euro Rente und 800.000 Euro aus einem Hausverkauf. Wie lege ich am besten an?

Das hängt von Ihren Anlagezielen und Ihren Vorstellungen ab. Ein Teil des Geldes sollte als Liquidität für Notfälle und Anschaffungen schnell verfügbar auf einem Konto bleiben. Ein Teil könnte längerfristig in Fonds angelegt werden, je nach persönlichen Risikovorstellungen verteilt auf Aktien- und Mischfonds. Möchten Sie zusätzliche regelmäßige „Einnahmen“ aus den Fondsanlagen, könnte eine Entnahmeplan in Betracht kommen. Einzelheiten bitte mit Ihrem Berater besprechen.

Wie unterscheiden sich die verschiedenen Fondstypen hinsichtlich ihrer Renditen und Risiken?

Im Schnitt wiesen Aktienfonds in der Vergangenheit langfristig die höchste Wertsteigerung auf; allerdings sind hier die Wertschwankungen auch am größten. Deshalb sollte der Anlagehorizont möglichst lang sein. Gemischte Fonds haben in der Regel eine geringere Rendite, allerdings auch geringere Schwankungen. Ähnlich ist es bei offenen Immobilienfonds. Die Wertschwankungen sind hier meist äußerst gering. Die Rendite liegt über 10 Jahre momentan bei etwa zwei bis drei Prozent jährlich. Mit Aktienfonds sind langfristig wesentlich höhere Renditen möglich. Schauen Sie dazu in die Statistiken des deutschen Fondsverbandes (www.bvi.de), wo Sie ausführliche Informationen zur Wertentwicklung von einzelnen Fonds und den verschiedenen Fondstypen finden.

Aus einer Erbschaft kann ich (40 Jahre alt) 30.000 Euro anlegen, das soll der Altersvorsorge dienen. Mein Berater empfahl einen global anlegenden Aktienfonds. Ist das sinnvoll, trotz der gegenwärtigen Kursturbulenzen?

Die Empfehlung Ihres Beraters ist grundsätzlich sinnvoll. Globale Aktienfonds empfehlen sich wegen ihrer breiten Streuung und haben langfristig meist eine gute Wertentwicklung aufzuweisen. Die momentan stark schwankenden Kurse ermöglichen einen günstigeren Einstieg. Wenn Sie Sorge haben, dass der Tiefpunkt an den Börsen noch bevorsteht, legen Sie nicht den gesamten Betrag auf einmal an. Stattdessen lieber Teilbeträge von beispielsweise 1.500 Euro jeden Monat, bis die gesamte Summe investiert ist.

Empfehlen Sie Rentenfonds für die Altersvorsorge?

Anders als es der Name vielleicht vermuten lässt, sind Rentenfonds für die zusätzliche Altersvorsorge nicht die erste Wahl. Rentenfonds investieren in festverzinsliche Wertpapiere, die auch Rentenpapiere genannt werden. Daher der Name. Seit einigen Monaten erleben wir einen allgemeinen Zinsanstieg, der bereits zu deutlichen Kursverlusten bei festverzinslichen Wertpapieren geführt hat. Dies kann sich bei weiter steigenden Zinsen fortsetzen. Aber auch von dieser aktuellen Entwicklung abgesehen: Für die Altersvorsorge sind die Erträge zu gering. Breit streuende Aktienfonds dagegen haben sich in der Regel als bessere Anlageform für die langfristige zusätzliche Altersvorsorge erwiesen.

Ich habe rund 60.000 Euro in einen gemischten Fonds angelegt. Im nächsten Jahr werde ich in Rente gehen. Dann benötige ich ab und zu Geld aus dem Fonds. Wie soll ich vorgehen?

Wenn Sie regelmäßig Geld benötigen, könnten Sie beispielsweise einen Auszahlplan vereinbaren. Dann wird Ihnen monatlich eine bestimmte Summe ausgezahlt. Die entsprechenden Fondsanteile werden von der Bank oder Fondsgesellschaft regelmäßig veräußert. Falls Sie jedoch in eher unregelmäßigen Abständen Geld benötigen, könnten Sie auch erst bei aktuellem Bedarf verkaufen.

Ich spare seit einigen Jahren monatlich 200 Euro in einen Aktienfonds. Nächstes Jahr gehe ich in Rente. Ich brauche dann zwar das Kapital nicht, kann aber die monatlichen 200 Euro nicht mehr aufbringen. Komme ich aus dem Sparplan raus?

Ja, das ist ohne Probleme möglich. Sie können den Sparplan komplett aussetzen oder auch nur den Sparbetrag reduzieren. Sie können außerdem täglich auf das angesparte Kapital oder Teile davon zugreifen. Fondssparpläne sind sehr flexibel.

Kann ich mit einer Aktienanlage der Inflation begegnen?

Mit Aktien investieren Sie in Sachwerte. Dahinter steht die Ertragskraft von Unternehmen, die in der Regel Preissteigerungen an ihre Kunden weitergeben können. Dennoch raten wir eher zu einer Anlage in Aktienfonds. Dadurch erreichen Sie eine breitere Risikostreuung. Bei einem Investment in Einzelaktien knüpfen Sie den Erfolg Ihrer Anlage an das Schicksal von einem oder wenigen Unternehmen. Das wird problematisch, wenn ein Unternehmen in eine wirtschaftliche Krise gerät. Bei einem Aktienfonds wirkt sich der Kursrückgang bei einem einzelnen Unternehmen dagegen angesichts der breiten Streuung auf viele Aktienunternehmen unter dem Strich kaum aus. (red)

KStA abonnieren