Vodafone und Telekom im PreiskampfVerbraucher können vom Unitymedia-Aus profitieren

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Unitymedia Vodafone

Vodafone hat für Unitymedia im vergangenen Jahr 18,4 Milliarden Euro gezahlt.

  • Vodafone Deutschland hat Unitymedia im vergangenen Jahr für 18,4 Milliarden Euro übernommen – jetzt verschwindet die Kölner Marke.
  • Weil Vodafone mit aggressiven Angeboten sein Kabelnetz bewirbt, könnten Verbraucher profitieren.
  • Das Urteil eines Telekommunikations-Experten: „Deutsche Telekom und Netcologne müssen mit den Preisen deutlich runtergehen.“

Köln/Düsseldorf – Unitymedia ist Geschichte – am Montag hat Vodafone Deutschland die Kölner Marke eingestellt. Nach der Übernahme des Kabelnetzbetreibers greift der Düsseldorfer Konzern mit günstigen Internet-Angeboten den Marktführer Deutsche Telekom an. Was heißt das für Kunden und Verbraucher? Wie können sie sparen? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was ändert sich für Unitymedia-Kunden?

Kaum etwas. Bestehende Verträge sind weiterhin gültig, daran ändert auch der neue Vertragspartner Vodafone nichts. Name und Marke Unitymedia verschwinden hingegen. Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter hatte diesen Schritt bereits im November im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ angekündigt. Die alte Unitymedia-Zentrale an der Aachener Straße trägt schon seit Wochen nicht mehr das gewohnte grün-blaue Logo, sondern das rote der Düsseldorfer Konzernmutter.

Wie können Verbraucher profitieren?

Vodafone greift den Marktführer Deutsche Telekom mit einem neuen Festnetz-Angebot mit Internet in Gigabit-Geschwindigkeit an: In dem neuen Tarif zahlen Kunden pro Monat 39,99 Euro und bekommen dafür Download-Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde – bisher kosteten entsprechende Angebote regulär 69,99 Euro.

Einen Gigabit-Tarif gibt es bei der Telekom aktuell erst ab 119,95 Euro monatlich. Der ist allerdings vielerorts nicht verfügbar – in der Kölner Innenstadt sind höchstens 250 Megabit möglich, die jedoch auch für Nutzer vollkommen ausreichen, die gleichzeitig mehrere Videos laufen lassen. Der Preis dafür liegt jedoch aktuell bei 19,95 Euro monatlich und steigt nach sechs Monaten sogar auf 54,95 Euro.

Netcologne verfügt im Kölner Stadtgebiet bereits über ein dichtes Glasfasernetz und bietet in weiten Teil der Stadt auch eine 1000-Megabit-Leitung. In den ersten sechs Monaten kostet der entsprechende Tarif allerdings 59,98 Euro, anschließend ebenfalls 119,95 Euro.

Der niedrige Vodafone-Preis ist nach Ansicht von Experten als Angriff auf die Telekom zu bewerten. Daraus könnte ein Preiskampf entstehen, von dem Verbraucher in Form von Niedrigpreis-Angeboten und anderen Rabatten profitieren könnten. So rechnet Torsten Gerpott, Professor der Universität Duisburg-Essen und Telekommunikations-Experte, damit, dass die Konkurrenz „ihre Monatspreise im zweistelligen Bereich senken“ muss: „Deutsche Telekom und Netcologne müssen mit den Preisen deutlich runtergehen. Auf diesem Niveau können sie nicht weitermachen.“

Gerpott zufolge profitieren bei einem Preiskampf vor allem Internetnutzer in den Ballungszentren, wo Unitymedia auch vor der Übernahme eine gute Marktposition hatte. Auf dem Land würden die Effekte geringer ausfallen.

Wo sind die neuen Gigabit-Geschwindigkeiten verfügbar?

Bislang hatten in NRW 800.000 Haushalte in Düsseldorf, Köln, Bochum und Hagen die Möglichkeit, über Vodafones Kabel-Netz in Gigabit-Geschwindigkeit zu surfen. Seit Montag sind es weitere 2,6 Millionen Haushalte in Neuss, Mönchengladbach, Aachen, Duisburg, Bielefeld, Münster, Dortmund und Bonn. Das Bonner Gigabit-Netz nannte ein Vodafone-Sprecher im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ „Liebesgrüße“ an die Konkurrenz der Deutschen Telekom – diese hat ihren Firmensitz in Bonn.

Warum bewirbt Vodafone so intensiv seine Kabelangebote?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Der offensichtlichste: Vodafone will Kunden der Konkurrenz abwerben. Weniger offensichtlich ist die Tatsache, dass Kabelkunden für den Düsseldorfer Konzern wesentlich profitabler sind als DSL-Kunden. Das liegt an den Durchleitungsgebühren, die Vodafone und andere Internet-Anbieter für die Nutzung der „letzten Meile“, also der Hausanschlüsse zahlen muss – und zwar an die Telekom, weil ihnen die entsprechenden Teile des Netzes gehören.

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Nach Angaben eines Vodafone-Sprechers zahlt das Unternehmen pro Leitung und Monat je nach Anschlussart 7,05 oder 11,19 Euro an die Telekom. Jährlich belaufe sich der Betrag auf eine mittlere dreistellige Millionensumme, so der Sprecher.

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