Zu kalt und zu nassSo wirkt sich der viele Regen auf die Ernte aus – und auf die Lebensmittelpreise

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PRODUKTION - 05.06.2024, Nordrhein-Westfalen, Hürth: Wasser steht auf einem noch grünen Weizenfeld. (zu dpa: «Regennasse Äcker - Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln später im Boden») Foto: Rolf Vennenbernd/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Hürth: Wasser steht auf einem noch grünen Weizenfeld. Die Ernte leidet unter dem vielen Regen.

Zu kühl und zu nass: Die Wetterlage der vergangenen Tage und Wochen macht den Landwirten in der Region zu schaffen.

Böse Zunge behaupten, dass es kaum ein Jahr gibt, in dem Landwirte nicht über das Wetter klagen. In diesem Frühsommer haben sie es aber allemal nicht einfach: In Süddeutschland ist die Ernte im wahrsten Sinne des Wortes abgesoffen. Und auch in der Region, die zwar von Starkregen weitgehend verschont geblieben ist, war es schlichtweg zu kühl und zu nass.  

Staunässe schadet den Pflanzen

„Durch den Regen in der letzten Zeit sind die Böden im Rheinland stark durchnässt. Auch wenn normalerweise eine ausreichende Wasserversorgung der Pflanzen positiv zu bewerten ist, schadet Staunässe den Beständen“, heißt es von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Da es im Herbst zur Getreideaussaat schon sehr nass gewesen sei, hätten die Pflanzen keine Wurzeln bis in die tieferen Bodenschichten gebildet und ziehen nun Wasser und Nährstoffe nur aus den oberen Schichten.

Getreide befindet sich „in ungewöhnlich unterschiedlichen Entwicklungsstadien“, so der Verband weiter. Auch das ist dem Witterungsverlauf geschuldet, „da es schon im Herbst zu stark unterschiedlichen Aussaat-Zeitpunkten bis hin zu extremen Spätsaaten noch bis in den Januar kam“. Die nassen Böden erschweren den Landwirten aktuell die Dünge- und Pflegearbeiten im Getreide.

Zuckerrüben und Kartoffeln sind auch später dran

Auch die Aussaat der Zuckerrüben und die Pflanzung der Kartoffeln hat sich in diesem Jahr nach hinten verschoben. Gleichzeitig haben die regionalen Starkregen- und Hagelereignisse im Mai, insbesondere im Rheinland und am Niederrhein, die kleinen Rübenpflanzen getroffen.

Für eine Abschätzung des Schadens, sowie für die Dünge- und Pflegemaßnahmen bleibt hier nun abzuwarten, wie sich das Wetter in den nächsten Tagen und Wochen entwickelt. „Wann es genau mit der Ernte losgeht und Prognosen zur Ernte kann aktuell noch nicht gesagt werden. Dazu muss ebenfalls das Wetter im Juni abgewartet werden“, so der Verband.

Im Rheinland werden viele Erdbeeren unter Folientunneln angebaut - ein Vorteil, wenn es viel regnet. Die Erdbeerernte im Freiland hat in diesem Jahr aufgrund der warmen und nassen Witterung früher begonnen als im langjährigen Durchschnitt. „Die Fruchtansätze und Qualitäten sind durchaus zufriedenstellend“, sagt der Landwirtschaftsverband.

Allerdings beeinträchtigen die vielen Niederschläge die Ernte, gerade Früchte in Bodennähe sind weich und halten sich nicht so lange. Gleichzeitig begünstigt die Witterung auch das Auftreten von Schimmelpilzen. Das führt dazu, dass die Erdbeerernte insgesamt mit einem höheren Aufwand verbunden ist, weil stärker sortiert werden muss.

Kauflust ist ausgeblieben

„Rückblickend war das Wetter schlimm dieses Jahr. Die Pflanzen sind nicht so gut gewachsen, gleichzeitig waren Spargel und Erdbeeren aufgrund des Regens und kühler Temperaturen nicht so gefragt“, sagt Victor Dünn vom Gut Clarenhof. Beim Spargel sei das Angebot sogar größer als die Nachfrage gewesen, entsprechend tief waren die Preise. Die Kauflust dürfte mit Blick auf den Wetterbericht allerdings jetzt wieder anziehen. „Das beste Wetter für uns ist Sonne mit 18 bis 23 Grad“, sagt Dünn.