Bayerische SpezialitätBloß kein Bräubazi – was den echten Obazda ausmacht

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Illustration: Käse und Salzgebäck auf einer Tischdecke mit blau-weißem Karomuster

Der Käseanteil in Obazda muss mindestens 40 Prozent betragen.

Wer es auch im Rheinland bayerisch-zünftig mag, kommt am Obazda nicht vorbei. Warum er erfunden wurde und wie man ihn ganz einfach zu Hause zubereiten kann.

Der Aufbau fürs Oktoberfest 2023 ist im vollen Gange. Gefeiert wird dort vom 16. September bis 3. Oktober.

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Das Oktoberfest wirft seine Schatten voraus: Warenhäuser bieten selbst in Norddeutschland Dirndl an, und Supermärkte werben bundesweit mit bayerischen Spezialitäten. Dazu muss man wissen: Eine bayerische Brotzeit ohne Obazda ist möglich, aber eine recht triste Angelegenheit. Egal, ob im Biergarten oder im Wirtshaus: Die Käsespezialität macht die anderen bajuwarischen Delikatessen, nämlich die Maß Bier und die Weißwurst, erst so richtig zünftig.

Obazda gibt es seit mehr als 100 Jahren

Erfunden wurde der Obazda vor mehr als 100 Jahren im Weihenstephaner Bräustüberl in Freising – das übrigens neben der ältesten, noch bestehenden Brauerei der Welt liegt, der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan (seit 1040), wo man seinerzeit nach einer Möglichkeit suchte, Reste eines überreifen Camemberts zu verwerten.

Katharina Eisenreich, die Wirtin der Lokalität, bemerkte eines Tages, dass besagter Käse bereits ziemlich streng roch, wollte ihn jedoch nicht wegschmeißen. Also vermengte sie den Camembert mit schaumig gerührter Butter, Rosenpaprika, Zwiebeln, Kümmel sowie einem ordentlichen Schuss des hauseigenen Weißbiers zu einer streichfähigen Creme, die sie ihren Gästen feilbot. Und die waren begeistert.

Ausgedrückter, Gerupfter, Vermischter

Eisenreich nannte das Gemisch Obazda, was so viel wie Angedrückter, Gerupfter oder Vermischter bedeutet. Da viele Besucher im touristischen Weihenstephan zu wahren Fans des Obazdas wurden, ihn auch zu Hause nicht missen wollten, wurde des Rezept bald über die bayerischen Grenzen hinaus bekannt und vielfach variiert. Für eine kräftigere Version kann man Limburger oder Romadur verwenden, die mildere Ausführung entsteht durch die Zugabe von Quark oder Frischkäse.

Vor einigen Jahren wurde der Obazda oder auch Obatzte im Register der geschützten Ursprungsbezeichnung und der geschützten geografischen Angaben der Europäischen Kommission eingetragen. Das bedeutet, dass das Käsegemisch nur noch unter diesen Namen verkauft werden darf, wenn es nach einer bestimmten Rezeptur hergestellt wurde. So muss der Käseanteil mindestens 40 Prozent betragen. Auch muss die Verarbeitung der Zutaten für Obazda in Bayern erfolgt sein. Die Rohstoffe dürfen allerdings auch außerhalb des Freistaats bezogen werden.

Bräubazi, Durchdrahda, Aufstrichkäse

Der Namensschutz führt mitunter zu abenteuerlichen Bezeichnungen auf Speisekarten von Restaurants, die keine bayerische Produktion nachweisen können. Da ist dann von „Bräubazi“, „Durchdrahda“ oder – etwas schlichter – „Aufstrichkäse“ die Rede.

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Das Obazda-Rezept für zu Hause

Zu Hause darf man die Spezialität nennen, wie man will. Folgendes Rezept ist für vier Personen:

  • 500 Gramm reifen Camembert (oder Brie) und 50 Gramm Butter etwa eine Stunde vor der Zubereitung bei Zimmertemperatur bereitlegen. Dann in eine Schüssel geben und mit der Gabel klein drücken.
  • 200 Gramm Frischkäse (Rahmstufe) und 100 Gramm fein gehackte Zwiebeln untermengen.
  • Mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver und Kümmel nach Geschmack würzen.
  • Sechs Esslöffel helles Bier nach und nach unterrühren.
  • Nach Belieben mit Schnittlauch, Radieschen und Kümmel garnieren und mit kräftigem Bauernbrot oder Brezeln servieren.

Wichtig: Der Obazda sollte am Tag der Zubereitung gegessen werden, da die Zwiebeln sonst einen bitteren Geschmack entwickeln. Alternativ können separate Zwiebelringe gereicht werden oder man verteilt sie erst kurz vor dem Servieren auf dem Obazda. (RND)


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