Tipps zur RenteDie fünf größten Irrtümer bei der Altersvorsorge

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Ein Paar sitzt an einem Schreibtisch und rechnet.

Ein Paar sitzt an einem Schreibtisch und rechnet.

Die Gründe, warum die Altersvorsorge vernachlässigt wird, sind unterschiedlich. Fehler können folgenschwer sein. Finanzexperte Thomas Hentschel gibt Tipps.

Die Erkenntnis ist nicht neu: „Die gesetzliche Rente allein reicht für ein finanziell sorgenfreies Leben im Ruhestand seit Jahren nicht mehr aus“, sagt Thomas Hentschel, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Dass man privat vorsorgen muss, das wissen die meisten – dennoch fällt es vielen schwer.“ Doch es sei wichtig, sich mit dem Thema zu befassen. Und sich die Frage zu stellen: Reicht die Rente, um einen gewissen Lebensstandard im Alter zu halten?

„Zwar kann beim Thema Altersvorsorge keiner mit einer exakten Zahl planen – die konkrete Berechnung hängt von vielen Faktoren ab und konkretisiert sich mit zunehmendem Alter – trotzdem sollte man sich ausrechnen, was man am Ende im Ruhestand fürs Leben hat“, sagt Hentschel.

Drei-Schichten-Modell

Der Fachmann erklärt, wie sich die Altersvorsorge nach dem Drei-Schichten-Modell zusammensetzt: „Zur Basisvorsorge zählen die gesetzliche Rentenversicherung, berufsständische Versorgungswerke sowie die Rürup-Rente. Der zweite Teil umfasst die geförderte Vorsorge, etwa Verträge der betrieblichen Altersvorsorge und Riester-Verträge. Und der dritte Teil besteht aus der ungeförderten privaten Vorsorge, also Investmentfonds, Banksparplänen und auch private Lebens- oder Rentenversicherungen.“

Bei diesen vielen Möglichkeiten den Durchblick zu behalten – das ist nicht immer leicht“, räumt Hentschel ein. Zudem kursieren beim Thema Sparen für den Ruhestand zahlreiche Irrtümer – der Verbraucherschützer hat sich die gängigsten vorgenommen.

1. „Ich bin zu alt, jetzt ist es zu spät“

Hentschel relativiert: „Natürlich ist es am besten, wenn man mit dem Sparen für die Altersvorsorge möglichst früh beginnt – schließlich zeigt sich der Zinseszinseffekt erst über einen langen Zeitraum.“

Bei dieser Rechnung würden die jährlichen Zinserträge immer wieder zusammen mit dem Startkapital zum selben Zinssatz angelegt – so wachse das Vermögen über die Zeit an. Berechnen könne man das unter www.zinsen-berechnen.de.

„Wer also mit dem Sparen später startet, muss mehr Geld investieren, weil der Zinseszinseffekt kleiner ausfällt“, fasst Hentschel zusammen. Trotzdem meint der Fachmann: „Besser später damit beginnen als nie. Denn im Ruhestand lassen sich Finanzlücken kaum noch schließen.“

2. „Ich verdiene zu wenig, ich kann nichts sparen“

Der Finanzexperte rät, ein Haushaltsbuch zu führen, um zu sehen, wofür das verfügbare Geld ausgegeben wird. „So erkennt man am schnellsten, wo es noch Sparpotential gibt.“ Auch 50 Euro pro Monat können ein guter Anfang sein.

Zudem weist Hentschel auf die Zwickmühle hin: „Wer lange gut verdient hat, bekommt später eine hohe Rente. Wer aber wenig verdient und weniger in die Rentenkasse einzahlen kann, bekommt eine niedrigere Rente.“ Hier sei die Vorsorge deshalb – trotz geringem Einkommen – besonders wichtig.

3. „Ich verlasse mich auf meine Partnerschaft“

„In den meisten Fällen heißt das konkret: Die Frau verlässt sich auf ihren Partner“, weiß Hentschel und verweist auf die Statistik.

Laut Statistischem Bundesamt sind in Deutschland noch immer viele Frauen von ihrem Partner finanziell abhängig – obwohl drei Viertel der Frauen zwischen 20 und 65 Jahren arbeiten. Denn häufig verdienen sie ihr Geld in Teilzeit, in tendenziell schlechter bezahlten Branchen oder in Minijobs.

Auch die Pausen vom Beruf, weil Kinder gekommen sind, führen noch Jahre später zu finanziellen Einbußen. Deshalb sind ihre Altersbezüge, ob gesetzlich, privat oder betrieblich vorgesorgt, meistens viel geringer als die von Männern.

Hentschel rät Paaren deshalb zu einem finanziellen Ausgleich – zum Beispiel zu einem ETF-Depot (börsengehandelter Fonds). „Damit die Person, die zu Hause die meiste Sorgearbeit übernimmt, später keine finanziellen Nachteile hat.“

4. „Ich brauche im Alter nicht viel Geld“

„Ein häufiger Trugschluss“, meint der Verbraucherschützer. „Denn das Leben hört im Ruhestand nicht auf.“ Viele würden auch weiterhin verreisen, ins Theater gehen, ein Auto fahren wollen.

Sicherlich würden einige Posten wegfallen, wie beispielsweise die Beiträge für die Renten- oder Arbeitslosenversicherung oder die Sparraten für die Altersvorsorge. „Doch häufig stehen neue Ausgaben an: Modernisierungskosten, Mieterhöhungen, Geld für Medikamente oder den Pflegedienst.“

Zur Höhe „2000 Euro Rente – das klingt für manche vielleicht erst mal gut. Aber häufig wird nicht bedacht, dass es sich hierbei um eine Bruttorente handelt, die noch versteuert wird“, gibt Hentschel zu Bedenken.

5. „Es gibt keinerlei seriöse Beratung“

„Die besten Adressen für seriöse und vor allem unabhängige Beratung sind unabhängige Finanzberater, die auf Honorarbasis beraten und Verbraucherzentralen“, sagt Hentschel. „Hier kann man sich individuell erkundigen und einen persönlichen Vorsorgeplan entwickeln.“ Auch die Informationen der Stiftung Warentest seien hilfreich.

„Ratschläge von Bankberatern oder Versicherungsvertretern, die eigentlich Verkäufer von Finanz- und Versicherungsprodukten sind, sollten hingegen kritisch geprüft werden“, so der Experte.

„Verträge sollten nicht sofort abgeschlossen werden. Über mehrere Angebote sollte man zu Hause noch mal nachdenken und die Entscheidung in Ruhe und ohne Zeitdruck treffen.“

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