„Hätte mir anderes Ende gewünscht”

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Wolfgang Holzhäuser stellt sich nicht für ein DFL-Amt zur Verfügung.

Wolfgang Holzhäuser stellt sich nicht für ein DFL-Amt zur Verfügung.

Leverkusen - Große Erleichterung, ein wenig Trauer, aber kein Zorn: Der kommissarische Ligaverbands-Präsident Wolfgang Holzhäuser ist nach seiner überraschenden Ankündigung, bei der Vollversammlung am kommenden Dienstag in Berlin nicht mehr für das Amt des Liga-Vizepräsidenten zu kandidieren, mit sich im Reinen. Mit Blick auf eine "harmonische Wahl" von Reinhard Rauball zum neuen Präsidenten des Ligaverbandes will der 57-Jährige trotz einer offensichtlichen Demontage seitens einiger Vorstandskollegen nicht nachtreten.

"Wenn meine Meinung in Zukunft gefragt sein sollte, werde ich der Liga immer beratend zur Seite stehen. Ich werde auf keinen Fall nachtreten. Ich gehe ohne Zorn und Bitterkeit. Natürlich verspüre ich eine gewisse Traurigkeit, aber auch ein wenig Erleichterung. Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt, auch wenn ich offen zugeben muss, dass ich mir persönlich ein anderes Ende gewünscht hätte", sagte der Geschäftsführer des Bundesligisten Bayer Leverkusen im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst.

Das Fass zum Überlaufen brachten für Holzhäuser die Ereignisse im Anschluss an die letzte Ligavollversammlung in Köln am 1. Juni. Direkt nach der Sitzung wurden interne Gespräche über eine mögliche Neustrukturierung der Ligaverbands-Führung an die Öffentlichkeit weitergetragen. Holzhäuser wurde auf dem Boulevard bloßgestellt, Vorstandskollegen sollen Journalisten für ihre persönlichen Zwecke instrumentalisiert haben.

"Nach der Ligavollversammlung Anfang Juni in Köln sind Interna in die Öffentlichkeit getragen worden. Angeblich wurden Journalisten angerufen, was letztlich dazu diente, mich persönlich zu diskriminieren. Das fand ich einfach nicht in Ordnung, das habe ich den Herren auch gesagt. Wenn kontrovers diskutierte Punkte oder meine angebliche und durch nichts zu begründende Ausbootung bei Bayer Leverkusen lanciert werden, dann ist das der Versuch einer persönlichen Demontage. Das wollte ich mir nicht mehr antun", meinte Holzhäuser, dem die Enttäuschung über die "Ränkespiele" deutlich anzumerken ist.

Dabei hatte Holzhäuser immer betont, nicht für das Amt des Präsidenten zur Verfügung zu stehen. Auch die kolportierte Kandidatur für beide Vizepräsidenten-Posten, die nun wohl Peter Peters (Schalke 04) und Harald Strutz (Mainz 05) besetzen werden, dementierte Holzhäuser: "Ich habe nie für beide Posten kandidiert. Ich hatte Interesse für beide Posten angemeldet, weil von einer Absprache zwischen erster und zweiter Liga nie die Rede war. An dem Tag als die Kanditaturen abgegeben wurden und Mainz-Präsident Harald Strutz erklärt hat, er kandidiert als Vize für die zweite Liga, habe ich mich sofort zurückgezogen."

Während im Ligavorstand offenbar nur wenige Mitglieder dem Querdenker Holzhäuser nachtrauern, reagierten die Offiziellen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) mit Bedauern auf den Rückzug des Funktionärs, der mehr als 30 Jahre für den Verband arbeitete. "Ich habe die Entscheidung mit großem Respekt und persönlich auch mit Bedauern zur Kenntnis genommen", meinte DFB-Präsident Theo Zwanziger. Christian Seifert, der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, erklärte auf sid-Anfrage: "Wolfgang Holzhäuser hat sich in den vergangenen Jahren für die Belange der Liga in verschiedenen Positionen engagiert. Dafür gebührt im Dank und Anerkennung."

Allein in der Kommission der Europäischen Fußball-Union (UEFA) für Statuten, Transfers und Spieleragenten will Holzhäuser weiter tätig bleiben. Mit seinem Verzicht macht Holzhäuser bei der Wahl des Vizepräsidenten nun den Weg für den Schalker Geschäftsführer Peters frei. "Ich hätte gewinnen, aber auch verlieren können. Aber ich hätte es einfach unwürdig gefunden, wenn um den Posten des Vizepräsidenten eine Kampfabstimmung stattgefunden hätte. Es hieß zwar, Peters sei der große Favorit. Aber bei 36 Vereinen kann man noch schachern, eine Kampfabstimmung wäre dieser Situation einfach nicht gerecht geworden", meinte Holzhäuser.

Kein gutes Licht auf den Ligavorstand warfen zuletzt auch die Diskussionen um den neuen Präsidenten. Nachdem Reinhard Rauball seinen Hut in den Ring geworfen hatte, wurde angeblich noch einmal bei Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge für den Posten angefragt. "Die Nachrichten, die angeblich aus den Kreisen des Ligavorstandes kommen, wonach man Rummenigge auf Knien angebettelt habe, Präsident zu werden, halte ich für absolut kontraproduktiv. Das wertet den zukünftigen Präsidenten und die Person Reinhard Rauball ab", sagte Holzhäuser.

(sid)

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