„Iggelig“ und „möd“ am Kölsch-Computer

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Vokabel- und Aussprachetraining für den Satz: "Wenn do esu e Jeseech mähs, muss ich laache."

Vokabel- und Aussprachetraining für den Satz: "Wenn do esu e Jeseech mähs, muss ich laache."

Die Hoffnung für Imis: Kölsch kann jetzt trainiert werden. Heimlich, zu Hause, am Computer.

Jetzt wohne ich schon seit zwölf Jahren in dieser schönen Stadt, doch ihr noch viel schönerer Dialekt ist mir leider fremd geblieben. Kein Wunder. Ich kenne kaum Kölsche. Irgendwie ist eben jeder Imi. Auch wenn's keiner zugeben will und wir uns unauffällig zwischen die Original-Kölschen mischen und lautmalend ihre löstigen Liedcher mitsingen. Fällt ja nicht weiter auf. Nur: Kölsch lernen wir so nie. Abhilfe im stillen Kämmerlein verspricht jetzt der „Expert Express Vokabeltrainer Kölsch“, ein „multifunktionales Lern- und Übungsprogramm für den Einstieg in das sprachliche Kulturgut „Kölsch“. Zwar lassen sich mit der CD-Rom nur etwa 200 Vokabeln einüben, aber für die Theke wird's schon reichen. Unter anderem lernen wir auch das dolle kölsche Wort für „Multimedia“ - „Strippegemölsch“.

Auf dem Bildschirm flackert die klassische Dom-Ansicht über den Rhein hinweg auf, links lugt ein Kranz Kölsch ins Bild und die Tüttelchen, in die das Wort „Kölsch“ gefasst sind, sind ebenfalls aus Kölsch-Stangen. Mehr Lokalpatriotismus wurde selten in eine Startseite gepackt. Wir klicken weiter. Immerhin, noch redet mein Computer mit mir Hochdeutsch.

Aber jetzt geht's los: „Rievkoche“ intoniert eine markige Herrenstimme. Und liefert auf Mausklick noch einen Beispielsatz dazu: „Friedags gitt et Rievkoche.“ Ich wiederhole artig, leider ist niemand da, der mir die generelle Kölsch-Fähigkeit bestätigen könnte. Es geht weiter. „Wenn do esu e Geseech mähs, muss ich laache“, stellt eine Frauenstimme fest. Auch bei der Definition lernt man mit: „Gägedeil vun »kriesche«“. Und schon wieder drei Vokabeln intus. Jetzt wird's kompliziert: „iggelig“ heißt „aufgeregt“ erfahre ich, der Beispielsatz ist der Hammer: „Dat Wiev es hügg esu iggelig, do geiht mer im et bess us de Föß.“ Genau. Die Definition belässt mich im Ungefähren: „wibbelig ov opgeräg“ sei iggelig. Dass ich nicht laache! Es geht auch einfacher. Zu „möd“ fällt meinem schwer eingekölschten Computer Folgendes ein: „Ich ben esu möd, ich künnt enschlafe.“ Wer wollte das bestreiten? „Möd“ heißt nämlich „nit fit“.

Und wir lernen: Die „Pellkartoffel“ ist ein „Quallmann“, unter „Vorort“ finden wir „Düsseldorf“, „Bohnen“ sind „Bunne“ („Gemös met Uswirkunge“), und der „Rusemondag“ erklärt sich selbst. Was „Fott“ heißt, wusste ich schon. Damit es jeder kapiert, sehen wir die Rückansicht einer antiken Statue. Dafür ist der Beispielsatz mal wieder beispiellos: „Wä luuter ander Lück en de Fott kniff, muss oppasse, dat hä denne nit eines Dags us dem Stross erushängk.“

Das soll erstmal reichen. Genug Stoff für die ersten Übungen. „Wählen Sie zu diesem Bild die richtige Zeile aus“, fordert der Vokabeltrainer. Wir sehen eine riesige Joschka-Fischer-Pappfigur im Konfettiregen. Ich tippe mal „Fott“ ein. Ups, falsch. „Rusemondag“ wäre es gewesen. Jetzt wird vorgesagt: „Petschzang“. Das haben wir gelernt. „Kneifzange“ gebe ich ein. Richtig! Ein erster Lernerfolg.

Es bleibt anspruchsvoll: Mal muss man den richtigen Begriff auf den passenden Beispielsatz ziehen, mal suchen wir die zusammengehörigen Begriffspaare in einer Art Kölsch-Memory. Dann sollen wir den richtigen Begriff im Satz ergänzen. „Gangk nohm . . . un dun en Kääz opstelle.“ Ich ergänze selbstsicher „Dom“. Falsch! Ein Klick klärt auf. Es muss „der Dom“ heißen. Immer.

Den Vokabeltrainer „Kölsch“ gibt es für 9,99 Euro bei der Ilt Gmbh, Schanzenstraße 35, Ruf 02 21 / 56 06 10.

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