„Sie hatte genug von mir“

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Gestern brach der Angeklagte Markus K. im Saal 213 des Kölner Landgerichts sein Schweigen. Er habe seine Freundin Elke S. und Sohn Robin (3) mit Messerstichen getötet.

Köln / Bergheim-Buisdorf - Als sie anfangen wollte zu schreien, geriet er in Panik. „Ich stach auf Elke ein, ohne dass ich mich erinnern kann, wie oft ich gestochen habe und wohin.“ Allerdings hatte der Angeklagte nicht den Mut, selbst das Wort zu ergreifen. Er scheute die vielen Zuhörer im Saal. So verlas sein Anwalt Uwe Krechel eine schriftliche Erklärung. Demnach hatte Markus K. in der Nacht zum 30. Juli 2001 eine Verabredung mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin in deren Wohnung in Buisdorf. Doch Elke S. sei nicht so wie sonst gewesen. „Sie hatte genug von mir. Es war aus.“ Für Markus K. brach eine Welt zusammen: „Ich wollte nicht mehr leben.“ Er habe sein Messer aus dem Rucksack gezogen, in der Absicht sich selbst vor seiner Freundin zu erdolchen. Als die dann schreien wollte, habe er das Messer gegen sie gerichtet. Er traf sie drei Mal - ins Gesicht und in den Bauch. Erst als die 40 Jahre alte Altenpflegerin regungslos am Boden gelegen habe, sei für ihn Ruhe und Leere eingetreten.

„Doch in diesem Moment begann Robin plötzlich zu schreien. Wie ein Unruhepunkt weit am Horizont, der in mich hinein schrie.“ Markus K. habe seinen „über alles geliebten Sohn“ nicht als Robin wahrgenommen, auch nicht daran gedacht, einen Tatzeugen zu beseitigen. Nur die Ruhe habe er wieder herstellen wollen. So stieß er ihm - laut Anklage - das Messer dreimal in Herz und Rücken. Markus K. sei sich bewusst, etwas Fürchterliches getan zu haben, und wolle die gerechte Strafe dafür entgegennehmen. Die Staatsanwaltschaft klagt ihn wegen zweifachen Mordes an. Ihm droht eine lebenslängliche Haft.

Aufschluss über die komplizierte Persönlichkeit des Angeklagten sollten am zweiten Prozesstag auch Schilderungen von Nachbarn geben. Ein Ehepaar, das den 38-Jährigen vorübergehend bei sich aufnahm, beschrieb ihn als zurückhaltenden Menschen. Er habe Elke S. geliebt und nicht von ihr lassen können: „Sie konnten nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander.“

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