24-Jähriger tötete Peggy, um Missbrauch zu vertuschen

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Eine neue Suchaktion nach der Leiche von Peggy ist ohne Ergebnis geblieben.

Eine neue Suchaktion nach der Leiche von Peggy ist ohne Ergebnis geblieben.

Der Mörder hatte sich vier Tage vor dem Verschwinden der Neunjährigen an ihr vergangen.

Hof / Lichtenberg - Fast eineinhalb Jahre nach dem Verschwinden der neunjährigen Peggy Knobloch sind die schlimmsten Befürchtungen zur bitteren Gewissheit geworden: Das Mädchen wurde von einem Sexualtäter umgebracht. Ein 24 Jahre alter geistig behinderter Mann aus der Nachbarschaft gestand, Peggy noch am Tag ihres Verschwindens, dem 7. Mai 2001, getötet zu haben, um einen Missbrauch zu vertuschen. Dies teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag in Hof mit. Vier Tage vor der Bluttat habe er sich an dem Mädchen in dem oberfränkischen Ort Lichtenberg sexuell vergangen. Von Peggys Leiche fehle weiterhin jede Spur.

Nach dem Geständnis des 24-Jährigen hat sein Vater den Körper von Peggy beiseite geschafft, was dieser jedoch bestreitet. Nach Angaben der Polizei verfügt der Vater über kein „schlüssiges Alibi“. Außerdem habe er sich zur Tatzeit in der Nähe des Tatorts aufgehalten. Unterdessen gerät die Kriminalpolizei wegen ihrer Ermittlungstaktik in die Kritik. Nach Angaben der Sonderkommission lag ihr seit August 2001 ein Geständnis des 24-Jährigen vor, wonach er Peggy noch kurz vor deren Verschwinden sexuell missbraucht habe.

Doch die Ermittler hielten das falsche Alibi des von der Familie gedeckten Mannes für wasserdicht. Obwohl Peggys Mutter den 24-Jährigen verdächtigte, schloss die Polizei lange Zeit aus, dass er etwas mit dem Verschwinden des Kindes zu tun haben könnte. Auf das Konto des Mannes sollen noch rund 20 weitere Fälle sexuellen Missbrauchs im Raum Lichtenberg gehen.

Dem Geständnis zufolge hat sich die Tat so abgespielt: Am Mittag des 7. Mai 2001 passte der Mann Peggy auf dem Weg von der Schule nach Hause ab. Er fragte sie, ob sie ihrer Mutter von den Geschehnissen vier Tage zuvor erzählt habe. Das Mädchen habe sofort versucht davonzulaufen, sei aber gestürzt. Sie habe dann gesagt, sie werde alles ihrer Mutter erzählen und ihn bei der Polizei anzeigen. Der Mann warf Peggy zu Boden und hielt ihr Mund und Nase so lange zu, bis sie sich nicht mehr rührte, schilderte der Leiter der Sonderkommission, Wolfgang Geier. Anschließend habe er seinen Vater in der nur etwa 50 Meter entfernten Gaststätte verständigt. Dieser habe den Leichnam in eine Decke gehüllt und ihn mit seinem Wagen fortgebracht. Wohin, wisse er auch nicht, habe der Gastwirtssohn ausgesagt.

Der Beschuldigte sitzt seit einem Jahr in einer psychiatrischen Klinik und hat sein Geständnis inzwischen widerrufen. Ein Sachverständiger sei aber zu dem Ergebnis gekommen, dass „sein Geständnis mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Erlebnis begründet ist“, sagte Oberstaatsanwalt Ernst Tschanett. Der seit Juli immer wieder vernommene verdächtige Gastwirtssohn habe unter dem Eindruck neuer Erkenntnisse der Sonderkommission schließlich die Tötung Peggys gestanden, berichtete Geier. Es gebe allerdings keine Sachbeweise, aber eine ganze Reihe von Indizien. (dpa)

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