Grauwacke oder Basalt?Welches Pflaster für den Wipperfürther Marktplatz?

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Wipperfürth – Der Marktplatz ist das Aushängeschild der Hansestadt und soll neu gestaltet werden – soweit sind sich Politik und Verwaltung einig. Doch bei der Frage, welcher Stein künftig für die „gute Stube“ verwendet werden soll, gehen die Meinungen weit auseinander. Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt wurde das Thema kontrovers diskutiert, ohne dass es zu einer Einigung kam.

Die Verwaltung schlägt vor, den Platz künftig mit regionaltypischer Lindlarer Grauwacke zu pflastern. Das sei eine hochwertige und identitätsstiftende Lösung. Doch der Naturstein ist nicht gerade billig. Ein neues Verlegesystem namens „Ecostone“ soll helfen, die Kosten zu senken. Das Grundprinzip: Die Steine werden auf einem Schienensystem verlegt, dass einen Teil der Belastung durch Fahrbewegungen (bremsen, beschleunigen, drehen) und die dadurch entstehenden Scherkräfte abfedert. Die Schienen sollen wie eine Armierung wirken.

Die Grauwackeplatten, die dann verlegt werden, können mit acht Zentimeter Höhe schlanker ausfallen als die sonst üblichen zehn bis zwölf Zentimeter. Das soll die Kosten deutlich senken.

Zwei Mitarbeiter der Wipperfürther Verwaltung fuhren ins holländische Tilburg, wo Ecostone-Pflaster seit 2011 liegt. Dort sei man mit dem System „zufrieden“, erklärte Stephan Hammer, Leiter des Fachbereichs Planen, Bauen und Umwelt. Auch in Castrop-Rauxel habe man sehr positive Erfahrungen mit dem System gesammelt. Ein ästhetisches Problem gebe es lediglich in Kurven, denn die Schienen lassen sich nicht rund verlegen.

Friedhelm Scherkenbach (CDU) und Frank Mederlet (SPD) erinnerten daran, dass man im nicht-öffentlichen Arbeitskreis zum Innenstadtkonzept beschlossen habe, das derzeitige kleinteilige Basaltpflaster mit zu verwenden. Auch Josef Schnepper (FDP) plädierte dafür, das „schöne kleinteilige Pflaster“ zu erhalten. Das brachte Josef Bongen (CDU) auf die Palme: „Fahren Sie mal mit dem Rollator über den Marktplatz.“ Jede Fuge bedeute ein Ruckeln, erklärte auch Stephan Hammer, und bei der Kleinteiligkeit des Basaltpflasters gebe es viele Ruckelbewegungen. Zudem sei der Stein von sich aus sehr uneben. Die weitgehende Barrierefreiheit des Marktplatzes ist wesentliches Ziel des Innenstadtkonzeptes. Man könne aber neue und alte Pflastersteine nebeneinander verwenden, das werde sehr schön aussehen, so Hammer.

Gerne hätten die Ausschussmitglieder sich davon einen Eindruck gemacht, doch eine Visualisierung gab es nicht. Die soll nun so schnell wie möglich nachgeholt werden und entweder bei der nächsten Ratssitzung am 10. Oktober oder in einer Sondersitzung des Ausschusses vorgestellt werden. Der Vorschlag der Verwaltung, die Vorstellung auf den nächsten Arbeitskreis zu verlegen, stießt auf keine Gegenliebe. „Diese Diskussion gehört in die Öffentlichkeit“, so Frank Mederlet.

Derweil drängt die Zeit. Denn im Frühjahr 2018 soll der Umbau des Marktplatzes beginnen. Um die Ausschreibe-fristen einhalten zu können, brauche man möglichst bald eine Entscheidung über das Material, wie Stadtplaner André Hackländer erklärte.

Klaus Oberländer von der Firma Metten aus Overath ist Fachmann für das Ecostone-System und kennt den Marktplatz. Den Vorschlag, das vorhandene Pflaster wiederzuverwenden, sieht er kritisch. „Man kann vieles machen. Aber der Aufwand wird dann groß.“ Die alten Steine seien sehr uneben und ungleich groß, dass erfordere eine aufwendige Nachbearbeitung, sagte er auf Nachfrage unserer Zeitung.

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