Steuerberater beschuldigtEhemalige IBG-Chefs räumen Fehler ein

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Vor dem Kieler Landgericht stehen auch Angeklagte aus dem Kreis Euskirchen: Ein 58-jähriger Ex-Geschäftsführer und ein 46-jähriger Steuerberater müssen Rede und Antwort stehen.

Vor dem Kieler Landgericht stehen auch Angeklagte aus dem Kreis Euskirchen: Ein 58-jähriger Ex-Geschäftsführer und ein 46-jähriger Steuerberater müssen Rede und Antwort stehen.

Kreis Euskirchen/Kiel – Der Prozess gegen die früheren Verantwortlichen des Fertighaus-Anbieters IBG ist am zweiten Verhandlungstag ins Rollen gekommen. Die beiden Geschäftsführer, von denen ein 58-Jähriger aus dem Kreis Euskirchen stammt, sowie ihr damaliger, heute 46 Jahre alte Steuerberater, der ebenfalls aus dem Kreis stammt, stehen im Verdacht, Steuern hinterzogen und Hausbauer um Millionen betrogen zu haben.

Die ehemaligen IBG-Chefs gestanden am Donnerstag vor dem Kieler Landgericht zwar Fehler ein, beschuldigten in den zentralen Punkten der Anklage jedoch den Steuerberater als Hauptverantwortlichen. Dieser will sich am Donnerstag kommender Woche vor Gericht äußern.

Einer der Geschäftsführer, ein 41-Jähriger, ließ die Einlassung von seinem Verteidiger verlesen. Demnach habe er dem Steuerberater in Steuerfragen vertraut. Zudem sei er während der Finanzkrise 2008 und der bereits schwierigen Lage der Firma mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.

Mit seinen Meldungen an das Finanzamt in den Jahren 2010 und 2011 habe er versucht, Schadensbegrenzung zu betreiben. Die spätere Pleite des Fertighaus-Herstellers hinterließ bundesweit Tausende Geschädigte. Gegen die IBG aus

Büdelsdorf und ihre Tochterunternehmen bestehen von 2400 Gläubigern Forderungen in Höhe von 120 Millionen Euro.

Den Kunden die Angst nehmen

Den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, eine Firma namens IPC gegründet zu haben, um wertlose Versicherungen an IBG-Kunden zu verkaufen und die Gewinne in Höhe von zwei Millionen Euro untereinander aufzuteilen, wies der Geschäftsführer zurück. „Wir haben das nicht wegen des Geldes getan, sondern um den Kunden die Angst davor zu nehmen, ein Haus zu bauen“, hieß es in der verlesenen Einlassung. Dieses sogenannte „Protector“-Modell sei auch als Marketinginstrument eingesetzt worden, um Kunden für die IBG zu gewinnen. Die Gründung der IPC sei nicht seine Idee gewesen.

Gleiches verkündete der Geschäftsführer aus dem Kreis Euskirchen in seiner selbst verlesenen Erklärung. Um die Firma habe sich der Steuerberater gekümmert. Die Versicherungen hätten sie zwar teuer an die Kunden über die IPC verkauft, doch die Wahrscheinlichkeit einer vollständig greifenden Garantie sei sehr gering gewesen.

Geld an sich auszahlen

Daher hätten die drei Männer kein Problem damit gehabt, Geld an sich auszuzahlen. Dabei habe man weit weniger als der Steuerberater profitiert. „Der hatte den Daumen auf dem Konto“, sagte der Geschäftsführer. Dennoch dürften die Kunden wohl davon ausgegangen sein, dass die Firma IPC von der IBG unabhängig sei, räumte er ein.

Von der Steuerhinterziehung in der Höhe von neun Millionen Euro habe er nichts gewusst. Er sei zwar formal Geschäftsführer gewesen, habe faktisch aber nur als Vertriebschef gearbeitet, der „nie etwas mit Steuern zu tun hatte“. Über seine Absprachen mit dem Finanzamt habe der Steuerberater gegenüber den beiden Geschäftsführern zudem falsche Angaben gemacht.

„Er hat hinter unserem Rücken agiert und uns ausgetrickst“, sagte der Geschäftsführer aus dem Kreis Euskirchen. Die Verteidiger des Steuerberaters kündigten die Einlassung ihres Mandanten für den nächsten Verhandlungstag an. Dieser werde zentrale Sachverhalte anders darstellen als seine ehemaligen Geschäftspartner. Am gleichen Tag will die Staatsanwaltschaft ihren ersten Zeugen in dem auf 40 Verhandlungstage angesetzten Prozess befragen.

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