Goetze-Werk BurscheidUS-Autozulieferer Tenneco übernimmt Federal-Mogul

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In Burscheid werden bald andere Amerikaner das Sagen haben: Der Zulieferer Tenneco übernimmt Federal-Mogul.

In Burscheid werden bald andere Amerikaner das Sagen haben: Der Zulieferer Tenneco übernimmt Federal-Mogul.

Burscheid – Der Deal ist fix. Bis zum Herbst soll Federal-Mogul in die Hände des amerikanischen Konkurrenten Tenneco übergehen. Das haben beide Unternehmen so abgemacht; auch der Kaufpreis steht fest: 5,4 Milliarden Dollar fließen in die Kassen des Investors Carl Icahn, zu dessen Imperium Federal-Mogul und damit auch das Goetze-Werk in Burscheid seit zehn Jahren gehört. Den Kauf habe Tenneco mit den Banken schon abgeklärt, hieß es. Da zunächst nur 800 Millionen Dollar in bar fließen sollen und der Rest in Aktien beglichen wird, steige die Verschuldung des Konzerns nicht übermäßig an.

Was die Übernahme für die rund 1900 FM-Beschäftigten bedeutet, lässt sich nur schwer abschätzen. Klar ist, dass der FM-Zweig Powertrain Teil eines von zweien Unternehmenszweigen wird, in die sich Tenneco nach der Übernahme aufspalten will. Der Autozulieferer will das Ersatzteil- und Stoßdämpfergeschäft getrennt von der Sparte Antriebstechnik führen. Das entspricht der heutigen Aufstellung von Federal-Mogul, wo Ersatzteile und Antrieb ebenfalls streng voneinander getrennt sind. Die Aufteilung unter dem Tenneco-Dach ist für 2019 vorgesehen.

Sehr gute Ergänzung

Während man sich bei Federal-Mogul in Schweigen hüllt, zeigt sich Tenneco gesprächiger. Am Konzernsitz in Lake Forest im Bundesstaat Illinois wurden die Chancen betont, die der Zusammenschluss biete. Federal-Mogul sei eine ideale Ergänzung zum Tenneco-Portfolio, in dem Abgas-Systeme, Federung, Dämpfung und Radaufhängungen dominieren. Mit der Übernahme schaffe Tenneco „zwei starke und weltweit führende Unternehmen, beide in ausgezeichneten Positionen auf ihren Märkten“, sagte Vorstandschef Brian Kesseler zu der Transaktion.

In einer Präsentation wird aber auch die Entwicklung der Antriebstechnik im Automobilsektor bis 2030 aufgezeigt. Danach wird der Anteil reiner Verbrennungsmotoren um rund 35 Prozent einbrechen. Die Tenneco-Strategen setzen allerdings auf Hybrid-Autos, deren Marktanteil in reichlich einem Jahrzehnt von heute drei auf dann 26 Prozent steigen soll. Solche Autos brauchen Motoren mit Kolbenringen. Insgesamt würde der Anteil der Verbrenner dann nur um zwölf Prozent zurück gehen – noch dazu in einem weiter leicht wachsenden Automarkt.

Ein Blick in die Bilanzen beider Unternehmen zeigt überdies, dass Federal-Moguls Antriebssparte Powertrain mehr einbringt: Bei einem Umsatz von 4,5 Milliarden Dollar blieb ein Vorsteuer-Ergebnis von 493 Millionen übrig. Mit Motorteilen setzte FM zuletzt 3,3 Milliarden Dollar um und erzielte vor Steuern ein Ergebnis von 260 Millionen Dollar.

Tenneco und Federal-Mogul in Zahlen

Mehr Umsatz, weniger Personal: Tenneco erlöste 2017 nach eigenen rund 9,3 Milliarden Dollar und beschäftigt 32 000 Menschen in rund 80 Werken in 24 Ländern. Die Europa-Zentrale ist in Brüssel, das Werk im belgischen Sint-Truiden der größte Stoßdämpferproduzent des Kontinents. Das deutsche Hauptwerk des amerikanischen Konzerns liegt im rheinland-pfälzischen Edenkoben. Bekannteste Marken sind Monroe und Walker.

Federal-Mogul bilanzierte zuletzt einen Umsatz von 7,8 Milliarden Dollar, die Belegschaft umfasst 55 000 Personen, die rund um die Welt für das Unternehmen tätig sind. FM besteht aus zwei unabhängigen Bereichen. Motorparts liefert Ersatzteile, die Sparte Powertrain ist Erstausrüster für den Antriebsstrang. Dazu gehört auch der Bereich Kolbenringe, die in den beiden vormaligen Goetze-Werken in Burscheid gefertigt werden. (tk)

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