Sommerhitze in KölnLinden halten ohne Wasser nicht mehr lange durch

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Die Linden sind bei der Hitze besonders gefährdet. 

Köln – Herr Bauer, wie stark leiden die Stadtbäume in Köln angesichts des ausbleibenden Regens?

Die geschätzt über zwei Monate anhaltende Trockenheit in Kombination mit den hohen Temperaturen tut den Bäumen insgesamt nicht gut, allerdings leiden einige mehr, andere weniger stark darunter. Vor allem in unseren Klimabereichen beheimatete Bäume stehen unter Stress, weil sie sich nicht ausreichend mit Wasser versorgen können. Die Pflanzen reagieren darauf, indem sie sich von Blättern verabschieden, die sie nicht mehr versorgen müssen. Andere, südliche Arten, kommen mit geringeren Wassermengen gut aus.

Unternimmt Ihr Amt den Versuch, die Bäume im Kampf gegen den Wassermangel zu unterstützen?

Dazu gehören zwei Komponenten. Einerseits versuchen wir dem Baum mit der Standortwahl optimale Voraussetzungen und Wachstumsbedingungen zu schaffen. Andererseits versuchen wir mittel- bis langfristig zu planen und den Baumbestand so zu mischen, dass er gut auf das vorbereitet ist, was kommen wird – nämlich noch heißere und trockenere Sommer. Alle 80 000 Straßenbäume und zusätzlich die in den Parkanlagen Kölns zu bewässern, ist aber unmöglich, das sind schlicht zu viele. Vor allem in den ersten Jahren versorgen wir aber die jungen Bäume, auch mit Wasser, denn die haben noch kein umfangreiches Wurzelsystem ausgebildet. Außerdem versorgen wir Bäume, die an Standorten mit extremen Bedingungen stehen – etwa auf Tiefgaragen oder auf U-Bahn-Schächten, wo die Bäume mehr oder weniger in großen Kübeln stehen. Da wässern wir schon seit einigen Wochen. Und weil immer noch kein Regen in Sicht ist, unterstützt uns seit Anfang der Woche jetzt erstmals die Kölner Feuerwehr beim Wässern.

Wie erfolgsversprechend sind solche Maßnahmen, wenn ein Baum sich so lange nicht selbst versorgen kann?

Das kann ich nicht sicher sagen, weil einmal Gießen bei einem großen Baum, der 30 bis 40 Jahre steht, nicht ausreicht. Da müssten Hunderte Liter Wasser in einem kleinen, trockenen Bodenbereich rund um den Stamm versickern, da steht man lange mit dem Schlauch daneben. Die Feuerwehr hat aber nur große Schläuche, die viel Wasser auf einmal abgeben – das Ergebnis muss man abwarten. Bei allen anderen Bäumen können wir nicht viel unternehmen. Es gibt aber viele Baumpaten und Initiativen in Köln, die uns mitteilen, dass sie regelmäßig bewässern. Jeder Bürger, der uns unterstützen will, ist willkommen, das sollte sich aber im Rahmen des leistbaren abspielen und niemanden überfordern. Allerdings ist auch Augenmaß gefragt, denn niemand muss beispielsweise die Platanen auf dem Neumarkt wässern. Wasser brauchen vor allem junge bis mittelalte Bäume sowie solche an extremen Standorten.

Können Sie einen Zeitpunkt nennen, ab dem es für die Pflanzen denn wirklich kritisch werden könnte – bis zu dem es spätestens regnen muss?

Das ist schwer zu sagen, denn es hängt stark von der Baumart ab. Einige halten diese Witterung noch wochenlang aus, andere heimische, etwa die Linde, hat ihren kritischen Punkt an einigen Stellen der Stadt bald erreicht. Die Exemplare auf einer Wiese im Inneren Grüngürtel kommen gut zurecht, der Boden speichert viel Wasser. Auf einer engen Baumscheibe, wie an der Inneren Kanalstraße, hat es der Baum viel schwerer und wird früher absterben. Die trockenen Wiesen der Stadt müssen wir übrigens nicht bewässern, obwohl sie braun und trocken sind. Dem Gras reicht ein kräftiger Regen, um wieder grün zu werden.

KStA abonnieren