KommentarDie grundsätzliche Kritik an der Nationalmannschaft ist unfair

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Bundestrainer Joachim Löw und Timo Werner, der gegen die Ukraine zwei Tore erzielte.

Köln – Der Fußball-Nationalmannschaft, so lautete die erste Einschätzung nach dem 3:1 über die Ukraine, ist am Samstag ein Sieg im Kampf gegen ihre Imagekrise gelungen. Unabhängig von der Frage, ob das Spiel hätte stattfinden sollen, die rein pandemisch vom Gesundheitsamt Leipzig beantwortet wurde, scheint eine Erwiderung nötig.

Das Image der Nationalmannschaft befand sich nicht in der Krise. Richtig ist, dass eine allgemeine Unzufriedenheit mit den Entscheidungen des Bundestrainers herrschte, die mit jedem guten Spiel der von ihm verbannten Herren Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels größer wurde.

Richtig ist auch, dass der Nationalmannschaft schon lange niemand mehr real zugejubelt hat und Spiele von atemberaubender Bedeutungslosigkeit viel weniger Fernsehzuschauer haben als solche mit sportlicher Relevanz. Die letzten Einschaltquoten sind hier Beleg genug. Knapp 5,3 Millionen am Mittwoch gegen Tschechien. 8,16 am Samstag gegen die Ukraine. Die Menschen mit der Fernbedienung in der Hand sind ja nicht ja alle doof.

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Unsere Fußball-Nationalmannschaft ist die Wohlfühlprojektionsfläche der Sportnation. Es ist nicht ihre Schuld, dass sie diese Funktion in einer Zeit voller Unsicherheit, Bangen und Zweifel nicht erfüllen kann. Wer sie fair behandeln will, sollte sie rein fußballerisch bewerten. In dieser Hinsicht sind Fortschritte feststellbar. Um Angreifer wie Timo Werner, Leroy Sané und Serge Gnabry wird Deutschland von der ganzen Welt beneidet. Im Mittelfeld haben gegen die Ukraine Toni Kroos (gesperrt), Joshua Kimmich (verletzt) und Kai Havertz (Covid) gefehlt - auch das eine komplette Weltklassereihe.

Problemzone bleibt die Abwehr, die seit langer Zeit gegen jeden Gegner Phasen der Instabilität zeigte. Dem Bundestrainer sollte es gelingen, hier bis zur Europameisterschaft im kommenden Sommer eine verlässliche Form der Stabilität zu finden. Benötigt wird nicht einmal die beste Defensive der Welt, mit ihrer fußballerischen Qualität wird diese Mannschaft immer Tore schießen. Das wichtigste Ziel ist schon vor dem letzten Gruppenspiel in der Nations League erreicht: Deutschland ist bei der EM-Auslosung im Topf der Stärksten. Am Mittwochabend wird das Kapitel Nationalmannschaft für dieses Jahr geschlossen. Es war schwer genug.  

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