Umfrage-ErgebnisseUngeimpfte geben oft den USA die Schuld am Ukraine-Krieg

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Einige hundert Impfgegner demonstrieren am Rhein gegen die Coronapolitik. (Archivbild)

Einige hundert Impfgegner demonstrieren am Rhein gegen die Coronapolitik. (Archivbild)

Brüssel/Berlin – Nach einer aktuellen Untersuchung der Universität Wien sieht eine deutliche Mehrheit von 66 Prozent der Ungeimpften bei einer Umfrage in Österreich die Schuld für den Krieg in der Ukraine bei den USA. Wer dagegen mindestens einmal gegen Corona geimpft ist, macht in der Regel Russland für den Krieg verantwortlich. Das sind 88 Prozent der Befragten.

Zwar geben auch in der Gruppe der Ungeimpften 62 Prozent der Befragten Russland eine Schuld am Krieg. Doch im Vergleich dazu sagen viel weniger Geimpfte (34 Prozent), dass die USA verantwortlich seien.

„Die Narrative zu Corona und zum Krieg ähneln einander“

Die Impfentscheidung und die Einschätzung darüber, wer für den Krieg verantwortlich sei, hätten zwar auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun, sagte der Autor der Wiener Studie, Jakob-Moritz Eberl dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Doch die verschwörungstheoretischen Narrative zu Corona und zum Krieg ähneln einander.“ Es gehe darum, dass es bestimmte Eliten gebe, „die einem etwas vorlügen“, sagte der Kommunikationswissenschaftler. Und wer erst einmal an eine Verschwörungstheorie glaube, der glaube oft auch an weitere.

Die Anhänger und Anhängerinnen rechtspopulistischer Parteien in Österreich sind besonders anfällig für Verschwörungstheorien zum Krieg. 75 Prozent der Befragten, die politisch der FPÖ nahestehen, sagen: Die USA sind schuld am Krieg in der Ukraine.

Umfrage in Deutschland kommt zu ähnlichem Ergebnis

Ähnlich ist es in Deutschland. Vor allem AfD-Wähler und Ungeimpfte glauben an Verschwörungserzählungen über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Fast 20 Prozent der Befragten stimmen zumindest teilweise der Aussage zu, dass Putin gegen „eine globale Elite vorgeht, die im Hintergrund die Fäden zieht“. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas) vom Mai hervor.

Und auch in den sozialen Medien gibt es in Deutschland und Österreich ähnliche Tendenzen. Wie Impfgegnerschaft und die Rechtfertigung des russischen Angriffskriegs miteinander zusammenhängen, lässt sich in den Telegram-Gruppen der Szene beobachten.

Potpourri an Verschwörungserzählungen

Etwa in einer Gruppe mit dem euphemistischen Namen „Impfkritik“. Dort tummelten sich schon lange vor Ausbruch der Corona-Pandemie Impfgegner und tauschten Verschwörungserzählungen und lange widerlegte Horrorgeschichten über angebliche Impfnebenwirkungen aus.

Seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine geht es in der Gruppe mit mehr als 6000 Mitgliedern fast täglich auch um den Krieg. Dort werden nicht nur Meldungen russischer Propagandakanäle geteilt, sondern auch ein buntes Potpourri an Verschwörungserzählungen.

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So heißt es in einer in der Gruppe verbreiteten Nachricht, der aktuelle Ausbruch der Affenpocken sei von einem Biowaffenlabor in der Ukraine ausgegangen. Eine substanzlose Behauptung ohne jeglichen Beleg – und nur eine von vielen unbelegten Erzählungen über angebliche Biowaffenlabore in dem Land.

Die Feindbilder der Gruppenmitglieder sind ganz klar die USA, die Nato und der Westen. Russland gilt dort als Opfer im Verteidigungskampf.

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