50 Tonnen, per Hand gepflückt

Lesezeit 3 Minuten
Michael Blum und seine Beeren.

Michael Blum und seine Beeren.

Ob Gelb, Orange, Grün oder Blau: Zu allen Farben des Sommers gibt es passende Berufe, die wir den Lesern des „Kölner Stadt-Anzeiger“ in loser Folge vorstellen wollen. Den Auftakt macht Landwirt Michael Blum vom Hubertushof bei Lüssem.

Zülpich-Lüssem - „Ribes rubrum“ heißen sie mit korrektem botanischem Namen, in Österreich spricht man lieber von Ribisel, in Schwaben von Träuble, in der Schweiz von Meertrübeli, in Unterfranken von Kannstrauben und in der Eifel von Wiemele. Die Rede ist von Johannisbeeren, jener leckeren süß-sauren Strauchfrucht, die vor allem an heißen Sommertagen erfrischenden Obstgenuss garantieren.

Während die meisten Hobbygärtner ein, zwei Büsche in ihrem Garten haben, muss sich Michael Blum um rund 25 000 Johannisbeer-Sträucher kümmern. 1998 hat der Landwirt Milchwirtschaft und Ackerbau gegen den Obstanbau getauscht und zählt seither zu einem der größten Anbauern von Johannisbeeren in ganz Deutschland.

Rund 50 Tonnen der leckeren knallroten Früchte ernten Blum und seine Helfer pro Saison. In der Hochzeit sind 25 Erntehelfer im Einsatz, die die Beeren von morgens bis abends per Hand pflücken, sogleich in 125- und 500-Gramm-Schalen verpacken und etikettieren, so dass die Beeren umgehend auf dem Frischmarkt verkauft werden können.

Ein weiterer Teil der Ernte wird gelagert: Michael Blum und seine Frau haben in den vergangenen Jah ren viel in den Ausbau des Hubertus- Hofes zwischen den Ortschaften Oberelvenich und Lüssem inves tiert. Unter anderem entstanden so Lagerhallen, in denen 50 Tonnen Jo hannisbeeren eingelagert werden können. „Auf diese Weise können wir bis Ende Dezember Johannis beeren verkaufen, die bei einer opti malen Temperatur von minus 0,5 Grad lange frisch bleiben“, erklärt Blum.

Im Grunde habe er rund ums Jahr mit seinen Johannisbeeren zu tun, die auf insgesamt sechs Hektar Land wachsen. Ein gesunder Johannisbeerstrauch, der durchschnittlich 15 Jahre alt wird und in dieser Zeit rund 55 Kilo Beeren, 60 Kilo Holz und 15 Kilo Laub hervorbringt, will gut gepflegt sein. Von Dezember bis März sei es hingegen etwas entspannter für den Landwirt. Kein Wunder also, dass Blum und seine Familie eher einen Winter- als einen Sommerurlaub antreten.

Das schlechte Wetter der letzten Wochen hat den roten Beeren noch keinen Schaden zugefügt, die Schwarzen Johannisbeeren, die Blum auf einem weiteren Hektar Land anpflanzt, müssen jedoch zurzeit geerntet werden - was bei dem starken Regen zum Problem wird. Über weite Teile der Roten Johannisbeeren hat der Obstanbauer nun Folien aufziehen lassen, damit die Ernte in circa zwei Wochen ohne Probleme vonstatten gehen kann. „Außerdem sind die Früchte so im Trockenen und somit weniger anfällig für Pilzerkrankungen“, erklärt Blum, der außerdem noch ein Hektar Brombeeren und zwei Hektar Hauszwetschgen anbaut.

„Johannisbeeren sind so genannte Windbefruchter“, erklärt Michael Blum. Zu seiner Beruhigung, so erklärt er, habe er allerdings vor einiger Zeit zusätzlich „einige Hummelvölker in die Plantagen gesetzt“. Und der Segen des lieben Gottes dürfte ihm auch gewiss sein, denn der Hobbyimker, der seine Bienenvölker in den Anpflanzungen angesiedelt hat, ist kein geringerer als der evangelische Pfarrer Ulrich Zumbusch aus Zülpich.

KStA abonnieren