Auch Pflanzen duschen gerne

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Eine Aloe-Vera-Pflanze (rechts) und ein Kugelkaktus geben sich hier ein Stelldichein. Beide brauchen wenig Wasser.

Eine Aloe-Vera-Pflanze (rechts) und ein Kugelkaktus geben sich hier ein Stelldichein. Beide brauchen wenig Wasser.

Für Topfpflanzen bedeutet der Winter häufig Stress pur. Wie den Zimmergenossen geholfen werden kann, verriet Pflanzendoktor Franz Beckers.

Siegburg - Mensch und Tier lieben es im Winter eher bequem: Warm eingemummelt und am besten durch dicke Wände von der Kälte getrennt - so lässt sich jedes Schmuddelwetter ertragen. Doch während die Heizung zurzeit fast überall auf Hochtouren läuft, sehnen die Pflanzen auf den Fensterbrettern kühlere Zeiten herbei. Viele der beliebtesten Zimmerpflanzen reagieren auf trockene Heizungsluft nämlich äußerst empfindlich, berichtete Pflanzendoktor Franz Beckers bei der Telefonaktion des „Rhein-Sieg-Anzeigers“.

„Verdunstungsbehälter an der Heizung helfen den Pflanzen nur wenig, denn sie können den Feuchtigkeitsverlust in der Luft kaum ausgleichen“, so Beckers. Auch das Besprühen der Gewächse sei meist zwecklos. „Wer seinen Pflanzen wirklich etwas Gutes tun will, nimmt sie alle vierzehn Tage mit unter die Dusche“, rät der Experte. Das befreie außerdem die Blätter von Staub. Besonders gut geeignet, Pflanze und auch Mensch während der Wintermonate ständig mit genügend Luftfeuchtigkeit zu versorgen, seien außerdem offene Aquarien, Zimmerbrunnen oder aber spezielle Geräte, die Defensoren. Preiswerter sind einfache Styroporstücke, die als „Puffer“ zwischen Fensterbrett und Übertopf gelegt werden.

Während das viel gekaufte Alpenveilchen auf Temperaturen über 14 Grad schon nach wenigen Tagen mit gelben Blättern reagiert, ist manche zartblühende Orchideenart um einiges robuster. So fühlt sich die „Phalaenopsis“ mit ihrem langen, gebogenen Stiel, den tellerförmigen Blüten und den breiten Blättern in warmer Luft durchaus wohl. „Vor allem diese häufig angebotene Art ist mittlerweile so hoch gezüchtet, dass sie längst nicht mehr so schwierig zu pflegen ist wie noch vor Jahren“, erklärt Beckers.

„Steht die Orchidee auf der Fensterbank über der Heizung, reicht es, sie einmal pro Woche zu gießen. Besser ist es allerdings, den ganzen Topf etwa fünf Minuten lang in einem Eimer mit Wasser stehen zu lassen. “ Etwa alle zwei Jahre müssten die Orchideen umgetopft werden, am besten allerdings erneut in einen Behälter gleicher Größe. Zunächst sollten dabei alle braunen und faulen Wurzeln abgeschnitten, die Luftwurzeln aber miteingepflanzt werden. In den Topf gehöre in jedem Fall ein Substrat aus Rinde, Kunststoff und Kork aus dem Fachhandel. „Umgetopft werden darf nur nach der Blüte, wenn noch keine Knospen sichtbar sind.“

Wer an seinen Topfgewächsen jeglicher Art noch nie eine Blüte gesichtet hat, der hat der Pflanze wahrscheinlich nicht genügend Ruhe gegönnt. Für Orchideen, aber auch Kakteen und Zitruspflanzen gilt: Erst nachdem sie etwa sechs Wochen in wenig beheizten Räumen bei etwa 12 Grad verbracht haben, entwickeln sie wieder Knospen. Während dieser Zeit dürfen sie nicht gedüngt und nur wenig gegossen werden. Größter Fehler vieler Hobbygärtner ist nach Beckers ohnehin, ihre Gewächse zu gutmütig mit Wasser zu versorgen. „Für fast alle Arten gilt: Wasser im Übertopf bedeutet Tod für die Pflanze“, warnt Beckers. Besonders genügsame Zimmergenossen seien Kakteen und Dickfleischgewächse wie die Aloe Vera. „Erst wenn der Pflanzenkörper schrumpelig und seine Farbe fahl und matt wird, sollten sie mit Wasser besprüht werden.“

Ist trotz Vorsichtmaßnahmen kein Blatt mehr an der Topfpflanze zu sehen, bedeutet das aber nicht immer das Aus. So bleibt beim vielgeliebten „Ficus benjamina“ selbst dann noch Hoffnung, wenn alle Äste kahl sind: „Das kann eine ganz normale, naturbedingte Reaktion sein. Die Birkenfeige darf während der Wintermonate nämlich nie verschoben oder an einen anderen Standort versetzt werden.“ Wenn das aber schon geschehen sei, helfe es, die Wasserzufuhr zu verringern und viel Geduld zu haben.

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